Eine Hand voll Highlands (Teil 11)

Ich habe gerade Freude an den „Sammelposts“, so wie diesen. Das gibt mir die Möglichkeit eine schöne Breite und Tiefe zu erreichen. Also geht es auch im Februar gleich wieder in die Highlands.

Dalmore 1996 – Malts of Scotland

Ein Dalmore aus dem Bourbon Hogshead. Das gibt es nicht besonders häufig. Und wenn dann nur von unabhängigen Abfüllern. So wie hier von Malts of Scotland. Link zur Whiskybase

Nase: Tropische Früchte, vor allem Dosenananas. Dazu Honig und Malz. Außerdem Vanille und Kräuter. Gute Balance.

Mund: Dunkler Blätterteig, leichte Mineralität, Zitronen und wieder Malz, sowie Vanille. Dazu kommen noch Bitterstoffe auf den Level Milchkaffee.

Abgang: Es ändert sich nicht mehr viel. Die Zitrusnote wird nochmal prägnanter. Trotz des relativ niedrigen Alkoholgehaltes ist er trotzdem wärmend und fast punchy.

Fazit: Schöner Dram, nur das Rare-Cask-Empfinden hab ich nicht wirklich. Und 280,- sind dann doch ein wenig steil, aus meiner Sicht. 87/100

Ben Nevis 1997 „I see the day of my return“ – Whiskybroker for Whiskyfacile

Das Finale der Whisky Space Odyssey des italienischen Bottlers Whiskyfacile. Und das ist natürlich schon ein Knaller, denn die 1996-1997er Ben Nevis gelten als „große Jahrgänge“. Abgefüllt hat die 122 Flaschen Whiskybroker, ich glaube die Jungs von Facile haben keine eigene Abfülllizenz. Mit 53,8% wurde er nach 25 Jahren aus einem Hogshead abgefüllt. Die Farbe sagt: Das war kein Bourbon Hoggie, auch wenn die Papiere das scheinbar vermitteln. Link zur Whiskybase

Nase: Zunächst getrocknete Aprikosen und Apfelspalten. Dann kommen Gewürze und ein Zwetschgendatschi mit dem obligatorischen Teiggitter. Mit der Zeit geht es dann in Pflaumenmus über. Vielleicht auch in Konfit mit Pflaumen. Die Gewürze würden es hergeben.

Mund: Süß aber auch weiterhin würzig. Die Äpfel kommen kurz wieder. Dann wird es leicht metallisch. Die Früchte werden immer röter. Kaffeenoten, säuerlicher Tabak und Leder sind am Start und auch etwas Schokolade. Auch wachsige Aromen sind erkennbar.

Abgang: Milchschokolade über Trockenfrüchten. Ein leichtes Raucharoma scheint aufzuflackern. Der metallische Ton ist jetzt deutlicher. Ein billiger Löffel im Mund. Die Gewürze kommen zurück und damit auch die Marmelade. Jetzt aber andere Früchte. Erdbeer- Waldbeermix mit einem Spenkler Südfrucht.

Fazit: Die Komplexität, vor allem im Taste, ist gigantisch. Leider ist das Destillat fast vollständig vergraben und ich bin auch nicht ganz der Fan der metallischen Komponente. Trotzdem ist das wirklich gutes Zeug! 89/100

Blair Athol 2011 – Malts of Scotland

Ich weiß, Weihnachten ist schon sowohl schon zu lange rum als auch noch zu weit weg. Allerdings bin ich vorher nicht dazu gekommen den diesjährigen MoS Weihnachtstrunk zu probieren. Aus einem Sherry Hogshead wurde der 12-jährige Blair Athol mit 56,5% in 291 Flaschen abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Die süße Fruchtnote eines jungen Sherry Bottlings. Geht schon fast in Richtung Rotweinreifung. Dann geht es recht schnell in die gewünschte Richtung: Weihnachten im Glas. Nicht zu intensiv aber doch: Lebkuchen, Vanillekipferl, Kakao, künstliche Orangen- und Mandarinennoten.

Mund: Kräftig, aber immer noch kurz vor der Grenze zu „alkoholschwanger“. Bananenbrot, Rosinen, Mandeln, Vanille. Auch hier könnte man in festliche Stimmung geraten.

Abgang: Etwas Nutella auf dem Bananenbrot. Einige rote Früchte sind auch noch zu finden. Cantuccini mit Orangenlikör. Allerdings alles eher nur eine „Ahnung“. Nach einiger Zeit wird es eine trockene Angelegenheit.

Fazit: Ein schönes Bottling, mit einer Berechtigung im Weihnachtsreigen. Natürlich keiner für die große Bühne… aber sich für die Runde mit den Freunden oder der Familie. 87/100

Strathearn 2014 – Phil & Simon Thompson

Neun Jahre in New Oak und dann auch noch in einem Octave. Das muss man sich auch erstmal trauen. Das passt hier natürlich gut. Die kleine und experimentierfreudige Destillerie Strathearn und die Thompsons, die auch für Experimente stehen. Abgefüllt wurden 57 Flaschen mit 52,4%. Link zur Whiskybase

Nase: Auf der einen Seite zu erwarten auf der anderen Seite überraschend. Extrem viel Holzwürze. Dazu süß eingelegte Senfgurken. Saftig fruchtige Noten aber auch Schale. Irgendwas vanilleartiges verbindet die Aromen.

Mund: Würzige, leicht saure Hölzer, mit Wachs und Politur. Dazu herbe Fruchtnoten. Die Schalen sind auch gewachst. Auch herbale Noten und wieder etwas Vanille sind dabei.

Abgang: Orangen, Nelken und gehackte Nüsse. Die Kräuter werden jetzt dominanter, das Holz ist aber immer noch präsent.

Fazit: Von Schluck zu Schluck hat mir das mehr Spaß gemacht. Das größte Erlebnis ist sicherlich das Nosing aber auch der Körper und die Gesamtstruktur machen mir viel Freude. Ich hoffe schwer die aktuellen Eigentümer Douglas Laing werden diese Experimentierfreude beibehalten. Ich würde mich freuen. 88/100

Ardmore 2009 „Spirits of the Forrest“ – Signatory Vintage for whic.de

Zum Schluß noch ein wenig Rauch. Sogar im Doppelpack. Denn der Armore von whic wurde in einem ex-Islay-Bourbon-Barrel gelagert. 159 Flaschen wurden dann mit 47% (so wie alle Spirits of the Forrest) abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Und die Nase sagt: das mit dem Rauch stimmt. Da ist ganz viel Erde, Rauch, Hansaplast. Mit der Zeit legt sich das ein wenig. Dann kommt eine deutliche Süße dazu. Zuckerwatte, flüssiges Saccharin und Apfelstücke.

Mund: Weich und ölig, mit einem leichten Säureanteil. Dann kommen junge Torfnoten. Leicht bitter, Kohlenstaub, etwas Birne. Etwas Pfeffer dazwischen. Insgesamt etwas dünn.

Abgang: Es wird nicht viel anders. Ein paar Nüsschen kommen dazu.

Fazit: Der Wunsch nach dem ersten Nosing, dass dies ein überraschend gutes Bottling ist, war groß. Leider wurde er nicht erfüllt. Dabei ist nichts explizit schlecht daran, er liefert einfach nicht besonders viel. 83/100

Breit und tief

Wie erhofft, eine schöne Breite und auch Tiefe. Hohe Variabilität und in den jeweiligen Bottlings gelungen. Mehr gibt es heute nicht zu sagen.

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Bilder: Titel: Dall-E Highland Cattle in Anime Style | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlos zur Verfügung gestellt von whic.de (Ardmore)