Immer mehr Speyside im Glas (Teil 8)
Ich finde die Bildgenerations KI malt tolle Kinderbilder. Eine weitere Episode meiner Experimente damit. Wie man sieht nehme ich das weiterhin nicht ganz so ernst und ich glaube das ist gut so. Auch bei den Reviews steht der Spaß im Vordergrund, was auch immer das konkret heißt. Heute unter anderem, dass ich ein paar Experimente im Glas habe, genauso wie Drams von Destillerien aus der dritten Reihe. Aber eben alles aus der Speyside.
Knockando 2011 – Signatory Vintage für whic.de
Aus der Reihe „Spirits of the Forrest“ stammt dieser Knockando. Mein erster dieser Destillerie für das Blog. Ich bin gespannt. Das Single Cask war ein Dechar/Rechar Hogshead. Darin wurde er 10 Jahre gelagert und dann mit 47% in 329 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase
Nase: Reife Bananen, ein prickelndes Getränk, Zitronenschale, roher Gebäckteig und Waldmeister. Dabei ist er auch noch leicht muffig und gärig. Waldboden und Kompost.
Mund: Weich und cremig, Waldmeister ist wieder da. Dazu kommen Äpfel. Mit der Zeit auch vergorene. Ich weiß nicht warum, aber das ist nicht ganz in der Waage.
Abgang: Malz, Gras und Zitronen, etwas Kalk. Das ist im ersten Moment richtig knackig und frisch, wie eine sehr gute Limonade. Es wird süßlich und auch salzig. Mit der Zeit trocken bis sehr trocken. Erst nach einiger Zeit kommen dann auch noch Bitterstoffe dazu.
Fazit: Der ist wirklich gut gelungen. Vor allem der Abgang hat mir sehr viel Spaß gemacht. Der Geschmack ist nicht ganz so gut balanciert, aber das kann man ja durch schnelles Schlucken ignorieren 😉 87/100
Linkwood 2012 – Signatory Vintage für whic.de
Noch ein Waldgeist von Signatory für whic.de. Diesmal aus dem Hause Linkwood. Ansonsten das gleiche Rezept: 47%, Dechar/Rechar Hogshead. Es kamen dabei 383 Flaschen des 9 Jahre alten Whisky heraus. Link zur Whiskybase
Nase: Im ersten Moment war ich kurz irritiert. Da war erstmal Rauch. Gibt es getroften Linkwood? Nein, ich glaube nicht. Und damit verfliegt es auch. Ein weiches, mehrere tage altes Gebäckstück mit einem trockenen, bröseligen Zuckerguss.
Mund: Relativ dünn zu Anfang. Dann kommt das Gebäck wieder. Es liegt auf einem Stück Holzkohle und ist umgeben von Sträuchern.
Abgang: Verkohltes Holz, Zuckersirup, Salz, etwas Zitrone, vielleicht auch grüne Weintrauben.
Fazit: Das ist wieder so einen Abfüllung bei der ich mich gefragt habe: Braucht es das? Und ich sage: ja und gebe trotzdem keine hohe Punktzahl. Ich denke es ist wirklich spannend diesen Experimentraum zu betreten, den die neu ausgekohlten Fässer bieten. Und gerade für eine Kleinserie, wie die Spirits of the Forest, kann man das durchaus tun. Das bereichert die Whiskyszene. Mehr als die 1000te dunkel gefinishte Sherryzuckerbombe. 82/100
Glentauchers 2012 – Signatory Vintage
Auch dieses Sample habe ich von whic, allerdings ist es keines der eigenen Bottlings. Es ist aus der Un-chillfiltered Colleciton von Signatory. 10 Jahre war der Glentauchers in zwei 1st Fill Oloroso Sherry Butts. Abgefüllt wurde dann mit 46%. Link zur Whiskybase
Nase: Gelbwurst. Kein Witz. Das verfliegt und wird durch gärende Früchte und Schwefel ersetzt. Alkoholisch und würzig. Rosinen, Äpfel,
Mund: Äpfel, süß und reif. Etwas Maggiekraut, Tabak. Der Rest ist im Wesentlichen dünn. Die Gewürze sind vor allem präsent, wenn eher schnell agiert. Dann ist auch wieder Sulphur dabei.
Abgang: Tabak und mehlige Äpfel und/oder Asche und Schwefel. Ich weiß echt nicht. Meins ist das nicht.
Fazit: Ich tue mich sehr schwer mit diesem Bottling. Ich wüsste nicht unter welchen Umständen ich davon einen zweiten Dram haben wollen würde. Zwischen unbalanciert und dünn ist wenig Raum für echten Spaß. 74/100
Craigellachie 2009 – Phil & Simon Thompson
Ein 13 Jahre alter Craigellachie von den Thompson Brüdern abgefüllt. Er kam aus einem refill Hogshead und schaffte es auf 628 Flaschen mit 50%. Und ich hoffe das Label ist kein Hinweis auf den Geschmack. Link zur Whiskybase
Nase: Ziemlich malzig, in Richtung Biersud. Ein Laubbaum im Frühjahr. Ein nasser Kiesweg. Und irgendwelche, ziemlich reifen Früchte, die ich aber nicht so richtig festpinnen kann.
Mund: Malzzucker, vor allem wenn man ihn lange kaut. Ansonsten einige Früchte. Äpfel, Limette, grüne Ananas. Insgesamt etwas das ich Zitruswürze nennen würde, wohl wissend das es sowas nicht gibt.
Abgang: Leicht betäubend, wenige Bitterstoffe. Dafür wieder Kiesweg. Gekochter Schinken, etwas Frucht dazu. Das war es dann auch.
Fazit: Okayish. Hat mich nicht weggeblasen, ist aber interessant. Könnte insgesamt deutlich mehr Tiefe vertragen. 84/100
Craigellachie 2012 – Phil & Simon Thompson
Vergleichszeit! Noch ein Craigellachie von den Brüdern. Diesmal etwas jünger (11 Jahre) und aus einem 2nd fill Barrel, aber auch mit 50% abgefüllt. Und auch diesmal hoffe ich zumindest die Würmer kann ich nicht rausschmecken sondern sie stehen für die Wormtubs der Destillerie Link zur Whiskybase
Nase: Wie die offiziellen Notes schon sagen: Einiges an Bananen. Dazu auch noch etwas Ananas, ok das ist jetzt Suggestion, oder? Dazu auch noch Malz und dieser „Kiesweg“, den ich nicht besser anders beschreiben kann.
Mund: Gekochtes Gemüse und auch Gestrüpp dazu. Milchcreme. Salzig und malzig. Gurkensud und darin eingelegte Banane.
Abgang: Salzig und fruchtig. Wenige Bitterstoffe, dafür wird es hinten raus recht trocken. Auch wieder mit Kies und vielleicht einem Schwubs Weißwein.
Fazit: Die Würmer haben ganze Arbeit gleistet. Das gefällt mir eine Ecke besser als der 2009er. Kann man schön wegsüffeln. 🙂 86/100
Distilled at a Secret Speyside Distillery 12-year-old – Whic
Zum Schluß noch ein geheimnisvoller Speysider. Diesmal abgefüllt von Whic selbst, wenn man der Base glauben hier kann. Wäre allerdings ungewöhnlich, wenn man sie die aktuellen Strukturen und Regularien anschaut. Auf jeden Fall aber mit einem ungewöhnlichen Finish. Nach der Reife im Bourbon gab es ein Finish im Ahornsirupfass. Abgefüllt wurden 568 Flaschen mit 52,7% in der „Sirens“-Serie Link zur Whiskybase
Nase: Sticht in der Nase. Wenn man ihn atmen lässt geht das aber weg. Dahinter scheint es süß zu sein. Honig… oder gar Sirup? Ahornsirup vielleicht? 😉 Dazwischen finde ich noch eine leicht harzige und holzige Note.
Mund: Ganz kurz bilde ich mir leichten Rauch ein. Das wird aber recht schnell durch den Ahornsirup ersetzt. Natürlich in Fassstärke, das soviel muss man ihm geben. Darüber hinaus ist hier allerdings nicht viel los.
Abgang: Siehe oben. Mehr passiert hier nicht. Positiv wird es für mich immer dann wenn es in Richtung Honig ausschlägt. Das ist eher selten. Die Ahornsirupnote, die wirklich omnipräsent ist, gefällt mir persönlich nicht. In der Länge kriegt er eine angenehm trockene Textur.
Fazit: Ja … nein. Also für mich reicht der eine Dram dann, danke. Es ist sicher ein ordentliches Destillat gewesen, das mag ich gar nicht anzweifeln, geschmacklich hat das aber wenig mit Whisky zu tun. Zugabe von Wasser erhöht die Astringenz und nimmt ihm die Süße. Das hab ich als positiv empfunden, retten tut es aber nichts. Ich bin mir nach zwei Versuchen nicht sicher ob Maple Sirup Cask wirklich einen Platz in der Whiskywelt haben sollte. 70/100
Kontroversen
Behaupte ich doch Experimente bereichern die Whiskyszene, um dann vier Tasting Notes später zu behaupten, dass dieses konkrete Experiment für mich nicht bräuchte.
Insofern darf ich auch auf keinen Fall das Ahornsirupfassexperiment (was ein geiles Wort) kritisieren. Die Grenzen des Machbaren und Legalen auszuloten ist aller Ehren wert. Für mich ist es lediglich kein gelungenes Experiment Die Frage ist dann immer: was lernt man daraus.
Am Ende bleibt heute dann als „Gewinner“ ein Knockando. Hätte ich auch nicht gedacht sowas mal zu schreiben.
Mehr zu: Craigellachie, Glentauchers, Knockando, Linkwood, Undisclosed Speyside
Bilder: Titel: Dall-e, prompt: a distillery in the speyside region drawn by a 7 year old child by dall-e | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlose Überlassung von whic.de (Glentauchers, Knockando, Linkwood, Secret Speyside)
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