Bruichladdich, so wie sie kommen… (Teil 2)
Durch Christians großes Fable für Port Charlotte (und ich selbst bin natürlich auch nicht abgeneint) kriegt die Destillerie Bruichladdich schon sehr viel Aufmerksamkeit hier im Blog. Das hatte jetzt eine Zeit lang zur Folge, dass die Reviews des ungetorften Laddie ziemlich kurz kamen. Schade eigentlich, denn auch da gibt es viele tolle Dinge zu erforschen. Bevor meine Samplekiste mit den guten Dingen überquillt fange ich lieber mal an diese abzuarbeiten.
Bruichladdich 2004 Private Cask for Octomore Farm
Eine Abfüllung für James Brown, den Bauern der die Octomore Farm bewirtschaftet. Dieses Bourbon Barrel durfte 16 Jahre reifen, ehe 101 Flaschen mit 60,5% abgefüllt wurden. Das Label ziert wie immer ein Foto aus der Landschaft vor Ort. Dies hat die Abfüllungen mittlerweile zum Sammlerobjekt gemacht. Link zur Whiskybase
Nase: Moosig, muffig, fruchtig. Süßliche Noten und Trauben. Dazu ein wenig Gummi. Malz und Erdbeeren. Eine Beeren-Müsli-Mischung. Kaffeemehl und Milchschokolade. Vanille ist auch noch dabei.
Mund: Süße und Säure im Gleichgewicht. Es zwickt in der Zunge und ein paar Bitterstoffe werden frei. Hat irgendwas von … Ziegenfrischkäse mit Honig und Nüssen. Nur ohne den Frischkäse. Ich weiß das macht keinen Sinn 😉 Getrocknete Erdbeeren.
Abgang: Sehr süß. Ein Erdbeerfrapucchino mit ordentlich Malzsirup drüber. Später dann noch angebranntes Karamell. Der Alkohol macht sich deutlich platz und breit. Das ist eher einer für „im Sitzen trinken“.
Fazit: Fasznierend ist vor allem der Anfang. Das ist aber nicht unbedingt der gute Teil. Der Rest ist ordentlich. Die hohe Alkoholstärke empfiehlt ein wenig Wasser. Dann wird er ingesamt aber auch flacher und ziemlich bitter. 85/100
Bruichladdich 2008 „The Laddie Show“ – Whiskybroker
Ein Bottling für die Facebook Gruppe „Friends of Bruichladdich“ durch den Abfüller Whiskybroker. 14 Jahre im Bourbon Cask abgefüllt mit 60,2% in 223 0,5l Flaschen. Das Fass hat wohl, so hab ich gelesen, 90 Liter verloren. Und das zu gleichmässig in Alkohol und Wasser, so wie es scheint. Link zur Whiskybase
Nase: Kurz muss ich warten, bis der Alkohol ein wenig verflogen ist. Dann kommt erstmal trockenes Papier. Dann kommt goldene Kiwi, Pfeffer, etwas Sägespäne, Milchcreme, Salz und Zitronenabrieb. Schön.
Mund: Der Alkohol hat eine gewisse Präsenz, aber sie ist keinesfalls störend. Er ist erst trocken und fängt dann kurz an in der Zunge zu zwicken. In diesem Moment setzen Zitrusnoten ein. Wenig später kommen Erdbeeren dazu. Salz und leider auch die Sägespäne sind zurück. Die stören ein wenig das Bild.
Abgang: Trocken und zitronig. Mit einem sahingen Salzkaramell. So würde ich den Abgang beschreiben. Das ist jetzt nicht sonderlich komplex aber zusammen mit der wohligen Wärme von über 60% ist das schon genug.
Fazit: Insgesamt ein sehr schönes Bottling. Ich hatte ein kleines Störgefühl bei den Sägespänen. Ich kann mich aber auch erinnern das bei alten Laddie schon gefunden zu haben, da hat es mich weniger gestört. Vielleicht Tagesform. Es überlagert aber auch nicht, deshalb alles gut. 87/100 Wasser empfehle ich übrigens nicht. Das bringt eine Essigsäure, die mir gar nicht gefiel.
Bruichladdich 2003 „Robin Laing Inspiration II“ – Malts of Scotland
Es geht weiter mit einem Sherry Hogshead. Die zweite Abfüllung von Malts of Scotland inspiriert von Liedermacher Robin Laing, dem Whiskybarden. Ungefähr zwölf Jahre in der Reifung wurden dann 2015 313 Flachen mit 58,4% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Butrige, rauchige Noten, inklusive roter Beeren, eine gewisse Dreckigkeit, etwas Kuhstall und Gummi
Mund: Torfrauch, Schwarzbeeren, leicht süßlich, Kirschen und Grapefruit. Eine schöne Kombination. Nur wo kommt denn bei einem Laddie der Rauch her? Irgendwie erinnert mich das dran, dass bei einer anderen Robin Laing schon der selbe Eindruck bei mir entstand.
Abgang: Wunderbar wärmend und süß. Immer noch einige rauchige Noten und auch wieder Butter. Bitterstoffe tragen ihn raus. Und zwar auch einem laaaangen Weg.
Fazit: Wirklich gut. Schwierig für Menschen, die keine Port Charlotte mögen. Das hier ist für mich definitiv kein Laddie. Aber zum Glück mag ich Port Charlotte. 😉 88/100
Bruichladdich 2011 Micro Provenance for Friends of Bruichladdich
Ein 10 Jahre alter Laddie aus einem 2nd Fill Sauterne Fass. Er wurde in der Micro Provenance Serie für die Gruppe „Friends of Bruichladdich“ abgefüllt. 308 Flaschen mit 59,9% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase
Nase: Käsig und buttrig, dabei auch leicht säuerlich. Dann kommen grüne Trauben und Äpfel. Eher etwas unreif. Etwas Seife kommt auch durch. Das wird aber schnell durch etwas Holz verdrängt.
Mund: Leicht scharfer bis sehr würziger Antritt. 60% lassen grüßen. Auf einem Holzbrett zerriebene Trauben mit einer größeren Menge Pfeffer darüber. Abgespritzt mit Zitronensaft und bestreut mit Salzflocken.
Abgang: Die Gewürze werden gut transportiert. Pfeffer und Wärme deuten erneut auf den hohen Alkoholgehalt hin. Trester, Salzkracker und etwas Menthol kommen dazu. noch ein Schwung Gartenfrüchte und eine leicht metallische Note.
Fazit: Ein schwieriger Geselle. Der Alkohol ist relativ dominant und er hat einige sehr… interessante Aromen. Aber er hat auch wirklich schöne Seiten. Wasser macht ihn natürlich etwas einfacher zu trinken, aber leider auch einfacher in seiner Struktur. Ich glaube das ist insgesamt nicht ganz meine Art, aber er grundsätzlich ganz solide. 84/100
Bruichladdich 12-year-old Private Cask „Peathraichean Saorsa“
Ein Fass für die Sisters of Freedom – wer auch immer das genau sein mag. Ich hab es nicht geschafft das final zu ergoogeln. Der Inhalt stammt auf jeden Fall aus einem Rivesaltes Hogshead, also sehr wahrscheinlich handelt es sich um aufgespritteten Muscat. Abgefüllt wurde mit 50%. Link zur Whiskybase
Nase: Honig über zermatschten Trauben auf einem Bett von Sahne und darunter eine kross gebackene, hauchdünne Waffel. Vielleicht auch noch ein paar Nüsschen darüber. Alternativ könnte ich mir auch eine Crème Brûlée mit Johannisbeeren vorstellen.
Mund: Weich und rund. Mit einem Hauch Butter und Gummi, das kennen wir ja schon. Ein Schwung Salzwasser, dann wieder der Honig und das Gebäck. Die Früchte sind jetzt zurückhaltender. Eingekochte Birne.
Abgang: So geht es dann weiter. Das ist wirklich stimmig und passt. Ich glaube einen Hauch von Rauch zu merken. Außerdem wird es angenehm trocken.
Fazit: Coole Nummer. Mich würde irgendwie schon interessieren wofür genau das Bottling war. Auf jeden Fall dürfte man sich da gefreut haben. Rund und doch ausdrucksstark. Lecker vor allem. 88/100
Bruichladdich 10-year-old Private Cask for Islay Whisky Shop
Wer als Whiskyfan schon mal auf Islay war, der kennt den Shop für den hier abgefüllt wurde. Es ist wahrscheinlich der einzige Spar Supermarkt der Welt, der immer mindestens einen Port Ellen im Regal hat (außer an/nach Feis Ile, da kauft man ihn regelmässig leer). Der Laddie hier ist 10 Jahre als, aus einem Syrah Cask und 61,7% stark. Link zur Whiskybase
Nase: Direkt sehr forsch und fordernd in der Nase. Viel Alkohol (logisch) und saure Butternoten. Dazu etwas Gummi. Ich bin mal wieder an Port Charlotte erinnert. ABER: Kein Rauch oder dergleichen, wir sind also schon bei einem Laddie. Viele rote Beeren kommen dazu. Auch trockenes Holz und Laub. Etwas Tabak vielleicht? Mit der Zeit kriegt er eine Popcornnote.
Mund: So geht es auch weiter. Der Tabak wird stärker und es wird deutlich süß. Die Beeren kriegen einen Überhang zu Erdbeeren und Brombeeren. Diese werden mit viel Zucker und Butter reduziert.
Abgang: Auch hier dominiert die Süße. Es ist noch ein kleiner Hauch maritimer Einschlag aber ansonsten gibt es Karamellsauce über gezuckerten Beeren bis zum Anschlag. Eine gewisse Würze gibt dazu noch die dringend notwendige Balance.
Fazit: Wer Bruichladdich und Süßkram mag, der ist hier richtig. Mir ist das stellenweise zu viel. Dennoch ist es ein schönes Single Cask, mit dem man seine Freude haben kann. 86/100. Hier kann man mit Wasser gut spielen, bis 50% runter verträgt er auf jeden Fall.
Bruichladdich 18-year-old „The Kinship“ – Hunter Laing
Aus der 2023er The Kinship Collection von Hunter Laing stammt dieser Dram. Er ist 61,5% stark und stammt aus einem europäischen Rotweinfass. 245 Flaschen gibt es insgesamt. Link zur Whiskybase
Nase: Süßlich, mit Honig und Vanille. und einer deutlichen Weinnote. Mit vielen Beeren und auch etwas Apfel. Dazu noch jede Menge Gewürze. Vielleicht Fenchel, Anis auch Kümmel. Auch Röstaromen kommen dazu.
Mund: Direkt ein trockenes Mundgefühl. Die Würze wird mit Pfeffer ergänzt. Das ist wirklich spannend. Hatte ich so definitiv noch nicht. Verkohltes Holz ist auch noch da.
Abgang: Es ist wirklich großartig was dieses Weinfass geleistet hat. Diese Intensität an Gewürzen ist einmalig. Dabei ist er trotz der hohen Prozente nicht alkoholisch.
Fazit: Vielen Dank lieber Daniel für diese Sample. Wow. Ich muss einen Kritikpunkt loswerden: Keine Ahnung wo der Laddie ist. Da spricht für mich nur das Fass. Allerdings wahrscheinlich eines der besten Weinfässer, in dem je ein Whisky reifte. 91/100
Ending on a High Note
Für meine Erfahrung und Erwartungen an Bruichladdich war teilweise eher durchschnittlich. Das Finale war dann doch furios. Auf der anderen Seite: 87 Punkte im Durchschnitt, bei relativ aktuellen Abfüllungen. Beschweren sollte man sich da vielleicht dann doch nicht.
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Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und von Islay mitgebracht
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