Eine ganze Menge Dornoch
Es ist nicht ganz einfach an die Destillate der Micro Distillery der Dornoch Brüder zu kommen. Deshalb bauen sie jetzt auch eine neue, größere Destillerie. Bis dahin muss man sich mit 50cl Flaschen begnügen. Außerdem braucht man Losglück, Messen und das Menschen zum Tauschen von Samples. Und mit ein wenig Geduld …
Dornoch 2-year-old Cask Sample #334
Wir beginnen mit einem Cask Sample aus Fass #334. Was für ein Fass das ist hab ich tatsächlich vergessen zu fragen. Auf jeden Fall hat es aktuell 60,6% Link zur Whiskybase gibt es nicht.
Nase: Eine gewisse Schärfe. Dann kommt Gurke, Dill, frisch gemähtes Gras. Ein wenig Klebstoff und Pappkarton. Das Malz ist auch da und noch relativ frisch (logischerweise). Damit kommt auch noch etwas Orange. Nach einiger Zeit kommt dann einiges an Haselnuss uns Nougat.
Mund: Sehr süß. Käsekuchen und Birnen, mit Zuckerguss überzogen (beides). Ganz leicht betäubend. Dann kommen die grüneren Töne zurück. Damit auch etwas Salz. Ein paar Bitterstoffe sind auch noch da. Das Mundgefühl ist der voll und cremig.
Abgang: Fondant mit Kaffeegeschmack. Ein wenig Zitrone dazu. Auch flüssiger Süßstoff ist da. Das Ganze dann noch mit etwas Gurkensaft und Pfeffer gemischt.
Fazit: Für einen quasi New Make schon sehr lecker. Könnte man so verkaufen und würde sicherlich einen Markt dafür finden. 84/100 Wasser war übrigens nicht besonders hilfreich. Das hat die Nase vor allem schärfer gemacht.
Dornoch 3-year-old Cask Sample #202
Als nächstes gibt es ein Casksample das bereits als Whisky gelten dürfte. Aus Fass #202 stammt es und ist schlanke 66,3% stark. Link zur Whiskybase gibt es auch hier nicht.
Nase: Mandarine, Fenchel und Dill. Eine dezente Rauchnote, etwas Vanille. Zitrone, Quark und Röstmalz. Birne mit Chiliflocken. Mit der Zeit kommt auch hier wieder ein Haselnuss und Nougatnote.
Mund: Direkt im Antritt ist die Schärfe auch noch da. Das legt sich schnell, wird dabei eher zu Pfeffer. Dann kommt wieder das cremige Mundgefühl. Dazu ein Milchkaffee mit Getreidekaffee.
Abgang: Leicht zitronig und auch relativ bitter. Dann kommt bald die Süße vom Malz zurück. Auch die Birne ist wieder da, mit etwas Salz. Dann wird es auch trocken.
Fazit: Sehr schön. Faszinierend was ein Jahr mehr schon ausmachen kann. Das ist jung, zugegeben, aber wirklich lecker! Mehr davon. 86/100 Auch hier hat Wasser keine sinnvolle Erkenntnis gebracht. Die Bitterstoffe und die Nuss wurden nochmal betont. Das macht es aber nicht runder.
Dornoch 2018 #54
Auf zu den offiziellen Abfüllungen. Fass #54 war ein 100l ex-Bourbon Cask, das mit dem Spirit aus Dornoch als 1st Fill neu belegt wurde. Gebrannt wurde er aus Plummage Archer Barley mit der Unterstützung von Brewers Hefe. 178 Flaschen mit 55,5% wurden befüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Wunderschön süß. Zuckersirup oder Puderzucker, auf den ein wenig Fruchtsaft getropft ist. Ein wenig erinnert es mich auch an trockenen Kuchen und Milchkaffee mit Haselnusssirup. Nach einiger Zeit kommen auch die Gurken, vor allem Schale, die ich immer wieder bei den Dornochs finde. Orangenschalen sind auch da.
Mund: Kaktus, Olivenöl (Soave), leicht nussig. Wieder sehr cremig und auch grasig grün. Etwas Pfeffer und Tabak. Auch eine schöne Süße, darunter auch Karamell. Dazwischen auch Milch.
Abgang: Gurken und Gräser in Milchkaffee. Wachs auf hellen Früchten. Mit der Zeit wird es salzig und trocken. Das bleibt alles länger als man bei einem so jungen Brand erwarten würde.
Fazit: Wunderschön. Es wird von intellektuellem oder akademischen Whisky gesprochen. Ich glaube das ist erfasst es nicht ganz. Mein Blick auf die Malts aus Dornoch etwas anders. Experimentierfreudig, qualitativ hochwertig. Für den Spaß und die Diskussion gemacht. So würde ich das lieber beschreiben. 87/100
Dornoch 2018 #86
Nochmal ein vier Jahre alter Dornoch. Diesmal war das Fass ein 1st Fill Bourbon Octave. Auch dieser Brand wurde mit Plummage Archer Barley hergestellt. Die Hefe ist diesmal Brewers Mix. Es kamen 86 Flaschen mit 55,32% dabei heraus. Link zur Whiskybase
Nase: Zitrone, Gebäck, Kiesweg. Nach diesem ersten Eindruck geht es wieder in die grasige Richtung und es kommt auch ein wenig Holz dazu. Eine schöne Süße mit einer leicht „funky“ Fruchtnote ist auch da.
Mund: Mineralisch, zitronig, kiesig. So wieder der erste Eindruck. Dazu Milchkaffee und helle Schokolade. Auch hier kommt die grasige Note raus. Etwas Haselnuss auch. Aber das ist diesmal beides deutlich dezenter.
Abgang: Sehr trocken und süß. Das macht Spaß und Durst. Soll ich mir noch ein Sample kaufen? … Hm ich lasse es diesmal. Etwas Holz kommt noch. Früchte im Hintergrund. Nochmal Schoki.
Fazit: Lecker. Ich glaube ich bin gefangen im Dornoch-Fieber. Es gibt wenige neue Destillerien, bei denen ich wirklich mehr probieren will, bevor die Malts 10 Jahre oder älter sind. Dornoch zählt sowas von dazu. 87/100
Dornoch 2017 #46
Ein 1st Fill Bourbon Octave war Fass 46. Nach 5 Jahren wurden 59 Flaschen mit 57,9% befüllt. Wenn ich mir den Fassdeckel auf dem Label anschaue, dann scheint dieses Fass für oder von Jasper Boers zu sein. Link zur Whiskybase
Nase: Gurke in einem Fruchtsalat. Die Schale steht auf einem Heubett. Darüber aufgebrochene Haselnüsse. Klingt immer wieder, wenn ich meine eigenen Notes lese, ein wenig verrückt. Aber das ist nicht verkehrt.
Mund: Vom Profil her immer noch sehr ähnlich, allerdings mit einer starken Betonung auf der Gurke. Das ist zeitweise geil und zeitweise sogar ein wenig zu viel.
Abgang: Sehr trocken. Und wenn ich schreibe sehr, dann meine sehr. Danach braucht man erstmal Wasser. Dazu etwas Vanille und wieder helle Früchte. Bitterstoffe sind recht zahm. Die grasigen Noten auch.
Fazit: Auch sehr lecker. Mein Bauchgefühl gibt diesmal aber ein Pünktchen weniger. Obwohl ich es nicht wirklich, auch nicht für mich selbst, objektivieren kann. 86/100
Dornoch 2017 #001
Fass #001. Ich hatte kein Glück bei der Verlosung der Kaufmöglichkeiten, aber Phil hatte ihn im Jahr darauf in Limburg dabei. Also hab ich mir ein Sample auf der Messe in Limburg eingepackt. Ingesamt gab es 893 Flaschen davon aus einem 1st Fill Ex-Oloroso Butt. Abgefüllt wurde mit 59,4%. Link zur Whiskybase
Nase: Ich hatte das Glas während ich den Infotext hier geschrieben hab die ganze Zeit ca. 30 cm von meiner Nase weg. Immer wieder waberten Rosinen, Datteln, getrocknete Pflaumen aber auch Sojasauce. Maggiewürze und Balsamico zu mir rüber. Zieht man das Glas näher ran geht es stärker in Richtung Fleischbrühe. Sauerteig und wieder mal Gurken. Malz und Gärprozesse kommen mir auch in den Sinn.
Mund: Die Rosinen wurden jetzt in Teriyake eingelegt. Extrem würzig und reduziert. Dazu Pfeffer. Es wird sofort sehr trocken. Mit der Zeit wird im Mund fast kaubar. Dann bekommt er auch eine gewisse Nussnote und auch Brot ist mit dabei.
Abgang: Weiterhin sehr würzig und er bleibt damit auch eine ganze Zeit. Vor allem die Bitterrezeptoren werden bedient. Die brotige Seite bleibt. Eine leichte Zitrussäure kommt dazu. Auch die Nüsse sind noch da.
Fazit: Das Olorosofass hat ganze Arbeit geleistet. Und hätte ich jetzt nicht schon einige Bourbon Dornochs getrunken, dann hätte ich gesagt: Destillat ist da keines mehr. Aber das stimmt nicht. Es kann sich immer wieder durchkämpfen durch die Umami-Party. 88/100 Hier kann ich ein paar Tropfen Wasser empfehlen. Es macht ihn einfach noch mal intensiver. Danach wird man dann allerdings nicht mehr viel andere Dinge schmecken 😉
Mehr als technisch exzellent
Das lese ich nämlich zuweilen. Und akademischer Whisky. Das ist aber eben einfach auch mal „nur“ ziemlich lecker. Das mit den wenigen Jahren. Die ersten 10-jährigen werden der Hammer. Trust me!
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Bilder: Titel: Generated by DALL-E Prompt: Dornoch Castle in summer painted by Van Gogh | Flaschen: Eigene Anfertigung
Samples: Auf Messen gekauft und privat getauscht
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