Arran sunset © User:Colin / Wikimedia Commons

Whisky Island (Teil 5) – Arran-samsam

Ok, ich entschuldige mich sofort bei allen Eltern für den Ohrwurm, den der Titel vielleicht hervorgerufen hat. Das Wortspiel lag mir gedanklich irgendwie im Weg und musste raus aus dem Kopf. Wer noch nie vom angedeuteten Kinderlied gehört hat sollte es besser auch nicht googlen. Schont die Nerven.
Lasst uns lieber zu anderen interessanten Dingen übergehen: Destillerien auf der Insel Arran. Seit kurzem gibt es davon zwei, alteingesessen die Arran Distillery (seit 1995) und neu die Lagg Distillery (seit 2018). Da passt es ganz wunderbar, dass ich von allen beiden ein paar Abfülllungen zum Verkosten hier habe.

Arran 10-year-old (2022)

Eine Flasche Arran 10-year-old

Auf der Insel Arran, da macht man integeren Malt. So sagen es einige in der Whiskyszene. Auch ein Grund, warum der Einsteiger, der 10-jährige, bereits zwei Jahre in Folge bei den Online Scotch Whisky Awards in der Kategorie „Best Entry Level Single Malt“ gewonnen hat. Mehr Infos als das Alter und die 46% gibt es allerdings dann doch nicht. Link zur Whiskybase (ich hatte genau diesen Batch)

Nase: Pfirsiche, Zitronen, Apfel und Bananen. Eine deutliche Wachsnote. Gleichzeitig kommen dann auch noch Kräuter und florale Noten. Ein warmer Sommerwind weht vom Meer her auf die Wiese.

Mund: Malz und Vanille, zusammen mit Pfeffer und Ingwer. Dazu Bitterstoffe, vor allem Kräuter und ein wenig Kaffee. Eine leichte Mineralität. Früchte sind auch wieder da, jetzt mit einem starken Hang zum Zitrus.

Abgang: Schokolade, ein Quarkplunder, Honig. auch einige Bitterstoffe (Milchkaffee) und wieder viel Früchte. Auch ein wenig Eichenwürze und Nüsse sind da. Die Kräuter kommen zurück. Die Länge ist relativ beeindruckend für einen 10er mit 46%!

Fazit: Ja, ist nicht fassstark. Das ist der einzige Punktabzug, denn im Taste bringt er etwas zu wenig auf, um noch mehr Punkte zu kriegen. Ansonsten ist das schon ziemlich gelungen und für einen Einsteiger geht meiner Meinung nach nicht mehr viel mehr. 87/100

Arran Sherry Cask (2022)

Eine Flasche Arran Sherry Cask

Ein weiterer Arran aus der Standardrange. Der Sherry Cask läuft unter der „The Bodega Series“, die auch andere Fassreifungen umfasst. Das konkrete Bottling stammt aus einem 250 Liter Sherry Hogshead. Abgefüllt wurde im Juni 2022 mit unbekanntem Alter, und mit 55,8%. Im ersten Moment sieht das aus wie Fassstärke. Wenn man allerdings schaut wird man finden, dass dieses Bottling immer mit 55,8% abgefüllt wird und sicher hat nicht jedes der Einzelfässer immer diese Stärke. Insofern ist er wohl reduziert, aber eben nicht bis auf Trinkstärke. Link zur Whiskybase

Nase: Intensiver Duft mit einigen Alkoholschwaden. Dann breiten sich Vanille und Banane aus, um abermals verdrängt zu werden durch die Sherryaromen. Schokolade, Rosinen, Orangenschalen, Kirschen, Möbelpolitur und Gewürze. Vielleicht auch ein paar Kräuter.

Mund: Die hohe Intensität geht weiter. Pflaumen, Feigen und Kirschen. Vanille ist nur noch vage. Dafür werden die Kaffee und dunkle Schokolade mehr. Ein Hauch Salz dazwischen und eine ganz leicht seifige Zitrone.

Abgang: Die Zunge wird leicht taub, eine große Menge an Bitterstoffen zieht damit herauf. Begleitet von Orangen und Trockenfrüchten.

Fazit: Ein schönes Bottling. Intensiver Sherry, wie man es erwarten würde. Ich kann übrigens verstehen, warum man ihn wenigsten ein wenig reduziert. Der Alkohol ist hier noch nicht ganz so gut eingebunden. Mir scheint das er noch sehr jung ist. Mit noch mehr Alkohol wäre das sicher anstrengend. So ist merkbar aber in Ordnung. Ich werde sicherlich noch öfter bei diesen Einzelfässern vorbei schauen. Hier stimmt Preis & Leistung sehr gut. 86/100

Arran 2007

Eine Flasche Arran 2007 Rum Finish

Nach dem Einzelfass noch ein Small Batch: Ein 10 Jahre altes Bottling mit einer Doppelreifung. Erst sieben Jahre in Bourbon Casks, dann noch weitere drei Jahre in Plantation Rumfässern. Eine Auflage von 1500 Flaschen wurde abgefüllt mit 46% für den belgischen Händler „The Nectar“. Link zur Whiskybase

Nase: Früchte in rauen Mengen. Heimische Gartenfrüchte wie Äpfel oder Pfirsiche, aber auch Südfrüchte wie Ananas, Banane oder Sternfrüchte. Dazwischen Kokosspäne, Rosinen und ein wenig Eichenwürze.

Mund: Schokolade, etwas Ingwer und Pfeffer. Die Früchte sind jetzt schon etwas stärker vergoren. Es leicht metallisches mischt sich darunter. Dosenfrüchte die man mit dem Löffel direkt aus der Dose kratzt.

Abgang: Der Rum wird immer mehr. Kokos, Vanille, Ananas, eine intensive Süße und Bitterstoffe von Schokolade, Tee und Kaffee.

Fazit: Ich bin meistens kein großer Freund von Rumfinishes. Vielleicht ist es hier die Teilreifung, die es dann besser für mich macht. Der hat mir auf jeden Fall gut gefallen. Die Trinkstärke stört mich auch nicht. 86/100

Machrie Moor 10-year-old (2022)

Eine Flasche Arran Machrie Moor 10.year.old

Und ist ein Whisky von der Arran Brennerei getorft, dann gehört er zur Marke Machrie Moor. Der Einsteiger ist 10 Jahre alt und wird mit 46% abgefüllt. Er stammt aus 1st Fill Bourbon Casks. Link zur Whiskybase

Nase: Leichte, helle Torfnase. Etwas Birne, leichter Schmelz. Zitrus ist auch da. Ein paar Kräuter und gestampfter Erdboden. Etwas Mineralität und Metall. Alles im Zaum, aber auch in Balance.

Mund: Würzig bis Pfefferscharf. Leicht rauchig, auch wieder mineralisch. Einige Bitterstoffe in Richtung Kräuter. Zitrus ist auch noch da.

Abgang: Torf und Rauch sind fast weg. Eine leicht maritime Note ist noch übrig. Dazu kommen wieder Früchte und auch allerlei Kräuter, beides eher undefiniert um nicht zu sagen breiig.

Fazit: Grundsätzlich ein solides, wenn vielleicht auch nicht besonders komplexes Einstiegsbottling. Ich bin mir allerdings nicht sicher ob ich mir nicht doch etwas mehr Torf wünschen würde. 83/100

Lagg 2019 – Inaugral Release Batch 1

Eine Flasche Lagg 2019 - Inaugral Release Batch 1

Das Inaugral Release, also das allererste Release eine Destillerie, das ist so eine Sache. Man will einen positiven Markteindruck, will Aufmerksamkeit generieren, will vielleicht auch schon etwas Geld verdienen. Gar nicht einfach hier den richtigen Weg zu finden. Lagg versucht es mit einem recht großen Release von insgesamt 30000 Flaschen, aufgeteilt in drei Tranchen. Jeweils mit einer unterschiedlichen Fassreifung. Batch 1 umfasst 10000 Flaschen mit 50% und stammt aus Bourbon Barrels. Link zur Whiskybase

Nase: Süßliche und leicht matschige Birne. Der erste Eindruck in der Nase ist nah an einem New Make. Dabei ist er aber nicht stehend oder alkoholisch. Die Verdünnung auf 50% scheint geschickt. Eine frische Kräuter- und Minznote kommt dann noch hinterher. Das wird dann abgelöst von einer erdigen, moosigen und leicht torfigen Note.

Mund: Eine cremige Textur mit Nadeln drin. Pfeffrig-würzig pickst es in der Zunge. Die Birne und der junge Torf kommen wieder durch, genauso wie die Minz-Menthol-Note. Eine leichte Fruchtnote mit einem Touch Vanille ist auch noch zu finden.

Abgang: Wie zu erwarten bleibt er nicht besonders lange. Eine Kombination aus süß und salzig und die Erinnerung an einen fruchtigen Kaugummi ist das was bleibt. Wenn man ihn nicht zu lange im Mund lässt, dann kriegt man die Pfefferschärfe auch im Abgang und die pflanzlich erdige Torfnote bleibt auch.

Fazit: Für drei Jahre ist das schon mehr als solide. Die Anklänge von New Make kann er nicht wegtäuschen. Mein Gefühl ist aber: Hier ist ein recht eigenständiger Brennereicharakter am Start. Ich bin gespannt wie er sich mit der Zeit entwickeln wird. 84/100

Lagg 2019 – Inaugral Release Batch 2

Eine Flasche Lagg 2019 - Inaugral Release Batch 2

Batch 2 hat die gleichen Eckdaten: 10000 Flaschen, 50%. Der Unterschied ist das Finish. Dabei wurden 55l Oloroso Sherry Fässer verwendet. Ich wusste gar nicht, dass es sowas gibt. Das ist dann in etwas ein 16tel Fass (im Vergleich zur Octave, dem 8tel-Fass). Mehr Fassoberfläche, im Verhältnis zum Inhalt, verspricht natürlich eine schnellere Reifung. Link zur Whiskybase

Nase: Saure Tabaknote, rote Trauben und ordentlicher Schwung Erde. Dahinter wieder Menthol, Minze und Eukalyptus. Ergibt in Summe etwas Kaugummiartiges. Es hat auch eine hohe Intensität.

Mund: Sehr würzig, vor allem Pfeffer aber auch Chili. Kaut man ihn ein wenig wird es runder und weicher. Dann kommt wieder die Säure, gut gekontert von gezuckerten Früchten. Nicht nur rote, wie man es von der Sherryreifung erwarten würde. Die Jugend bringt auch die Birne noch nach vorne – oder kann sie nicht verheimliche, wie man es sehen mag.

Abgang: Der erdige Charakter dominiert wieder. Ein paar kaffeegeröstete Bitterstoffe und auch ein klein wenig Süße kommt zurück. Insgesamt wird er hintern raus aber etwas beliebiger, wenn er auch lange verweilt.

Fazit: Spannend, der Torf wird durch das Sherryfass ausschließlich in erdige Töne umgewandelt (im Vgl. zur Bourbon-Reifung zumindest. Ich bin mir aber nicht sicher, ob die Turbo-Reifung in kleinen Sherry-Casks was für mich ist. 81/100

Lagg 2019 – Inaugral Release Batch 3

Eine Flasche Lagg 2019 - Inaugral Release Batch 3

Der dritte und letzte Teil des Inaugral Release wurde in Ex-Rioja-Casks gefinished. Schon spannend, dass man bei nur drei Jahren Reife noch ein Finish unterkriegt ;-). Betont wird außerdem, dass die Fässer ausgekohlt wurden. Das referenziert wahrscheinlich in Richtung der STR Technik (shaved, toasted, recharred), die eine schnellere Reifung verspricht. Auch hier wurden sehr kleine Fässer (50l) verwendet, was auch die Reifung beschleunigen soll. Und wie gehabt: 10000 Flaschen mit 50% abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Wieder die medizinischen und erdigen Noten, die aus den beiden anderen Batches schon bekannt sind. Dahinter kommt ein trockener Wermut oder trockener Sherry. Ein Hauch Vanille ist auch zu vermerken. Dann werden die Kräuter wieder intensiver und dominieren.

Mund: Vielleicht sogar noch würziger als die Sherryreifung. Auf jeden braucht er länger, bis er sich beruhigt. Dabei sind schon eine Sirupsüße zu erkennen und auch die kühlende Mentholnote. Vollreife weiße Trauben und Tabak kommen, wenn der Speichel den Alkohol verdünnt hat. Das bringt dann mit der Zeit wieder die Vanille mit sich und auch die Erde.

Abgang: Am Ende bleibt er recht torfig. Fast schon mehr als die reine Bourbon-Reifung. Die Gewürze sind weiterhin vorhanden. Etwas Birne blitzt nun auch wieder durch. Von den drei Abfüllungen ist er im Abgang am wenigsten erdig – allerdings im Vergleich zu den meisten anderen Destillerien immer noch sehr erdig.

Fazit: Tja, waren das wirklich Rotweinfässer? Ich war gedanklich eher bei aufgesprittetem Weißwein. Egal wie, auch diese Abfüllung ist solide und ich finde es spannend, wie sicher Charakter des Destillates durch alle drei Inaugral Batches zieht. 83/100

Lagg es an mir?

Ich hab die Inaugral des Neuzuganges von der Insel Arran deutlich schlechter bewertet als der Durchschnitt in der Base. Ich will hier nur deutlich machen: Das ist alles Whisky gewesen, der mich mit Freude in die Zukunft der Destillerie sehen lässt. Und ich würde auch nicht ausschließen, dass es ein Single Cask mit drei Jahren gibt, dem ich um die 90 geben würde. Nur ist das hier einfach das erste Massenmarkt Release. Man kann einen Brennereicharakter erkennen (erdig, kräutrig), es ist sehr gute Handewerkskunst, ich kann die Ideen hinter den drei Batches verstehen. Und danach ist es eben doch nur ein besserer New Make und das kann und muss das Destillat nicht verstecken. Nur darf man es meiner Meinung nach auch dementsprechend bewerten.

Zur Arran Distillery kann ich sagen: Was da im Einstiegsbereich produziert wird ist geiler Stoff für einen fairen Preis. Ich freue mich, dass es sowas noch gibt. Ich bin gespannt was ich da noch so finde, vielleicht auch mal einen getorften oder ein Fassexperiment, das mir noch mehr gefällt. Muss aber nicht sein. Die „normalen“ Abfüllungen machen genug Freude.

Mehr zu: Arran Distillery, Lagg Distillery

Bilder: Titel: © User:Colin / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase

Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und getauscht