Allt-a-Bhainne Distillery

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 5)

Es ist wieder Zeit für eine kleine Reise durch die Speyside. Mit Stops bei Destillerien aus der ersten Reihe und der dritten Reihe und alles dazwischen. Wenn man das so sagen kann. Wir werden sehen.

Dailuaine 2010 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Dailuaine 2010 von Phil & Simon Thompson

Zu Beginn ein Dailuaine von den Brüdern aus Dornoch. Abgefüllt nach 12 Jahren aus einem Refill Hogshead. Ergebnis sind 266 Flaschen mit 50%. Ich vermute das ist keine volle Fassstärke. Link zur Whiskybase

Nase: Honig und Malz, etwas Brot mit Frischkäse. Helle Früchte vor allem Trauben, Honigmelone, Orange und auch Zitrone. Ein kleiner Touch Vanille.

Mund: Wieder viele helle Früchte, wie z.B. Honigmelone, Zitrusfrüchte, Pfirsich. Darüber eine süße Marinade mit ein paar Kräutern. Nach einiger Zeit im Mund kommen ein paar Bitterstoffe. Vor allem in Richtung Kaffee und auch Getreidekaffee.

Abgang: Die Bitterstoffe bleiben dann auch im Abgang. Zusammen mit Fruchtschalen. Brotige Noten und auch Kalk schließen mit Zitrone ab.

Fazit: Das ist ein sehr solides, schönes Bottling. Zugänglich und trinkig, „quaffable“ wie man im Englischen sagt. Nicht komplex oder für eine unendliche Analyse, aber das muss ja auch nicht immer sein. 86/100

Glenrothes 1984 – Signatory Vintage

Eine Flasche Glenrothes 1984 von Signatory Vintage für Velier

Schon sehr früh, im Vergleich zu anderen, hat der italienische Spirituosenhändler Velier erkannt: Auch die Optik der Flasche ist ein relevantes Verkaufskriterium. So wurde 1995 die „On the Road“-Reihe aufgelegt. Vier Flaschen mit einem durchgängigen Kunstwerk auf der Schachtel und der Flasche. Der Glenrothes aus der Reihe ist 10 Jahre alt, aus (einem?) Hogshead und auf 40% reduziert. Auf der Flasche steht es gibt 1200 Flaschen. Meiner persönlichen Meinung nach ist damit die gesamte Reihe gemeint. Link zur Whiskybase

Nase: Old style mit einer hohen Dominanz des Bourbon Casks. Eichenwürze, ausgelutschte Vanille. Etwas Orange und Maleratelier.

Mund: Sehr mild und rund. Etwas Kräuter, Honig, Wachs und Milchschokolade. Auch bittere Zitrusnoten. Die Eichenwürze ist jetzt weniger, aber noch vorhanden.

Abgang: Sehr zurückhaltend, logisch bei 40%. Eine leichte Süße, wieder Honig und ganz dezente Bitterstoffe. Da ist auch noch was von den Zitrusfrüchten, das sich leicht pelzig links und rechts auf die Zunge legt.

Fazit: Schönes Ding. Nicht nur weil es wirklich schön ist sowas abgefüllt zu sehen, heute eher nicht denkbar. Das würde in Sherry ertränkt. Auch weil es natürlich ein Stück Geschichte ist. Und auch für 40% ist das keinesfalls schlecht, da ist trotzdem viel da. Das ändert allerdings nix daran, dass ich ihn in fassstärke probieren wollen würde. 😉 86/100

Allt-a-Bhainne 1992 – The Whisky Cask Company

Eine Flasche Allt-a-Bhainne 1992 von The Whisky Cask Company

Viele Allt-a-Bhainne zu verkosten wäre gar nicht so leicht. Die meisten davon landen in den Chivas Blends. Dieses Fass allerdings wurde von Schweizer Bottler The Whisky Cask Company abgefüllt. 27 Jahre im Bourbon Cask und dann mit 49,2% in 272 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Es beginnt mit sehr viel Früchten. Zitrus- und Gartenfrüchte, aber durchaus auch Südfrüchte. Dann kommt das Alter durch. Mit feiner Eichenwürze und jeder Menge Wachs. Dazu Honig und einen Hauch Vanille.

Mund: Eine leichte, fast zahme Schärfe von Pfeffer und Ingwer. Dann wieder jede Menge Wachs. Gewachste Äpfel, aber auch Kerzenwachs. Blutorange und Limette und die Trockenheit die manchmal damit einhergeht. Ein paar Bitterstoffe kriechen langsam hervor.

Abgang: Immer noch Honig, Wachs und Zitrusnoten ohne Ende. Aber auch die Schärfe bleibt erhalten. Der Pfeffer und jetzt vielleicht sogar ein wenig frische Chilischote. Die Vanille kommt nochmal zurück.

Fazit: Ein fantastischer Whisky. Ich kann es nicht anders sagen. Die Nase ist vielleicht noch einen Tick besser als der Rest, aber auf einem wirklich hohen Niveau. 90/100

Aultmore 2009 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Aultmore 2009 von Phil & Simon Thompson

Ein Aultmore von den Thompsons. 13 Jahre alt und mit 50% aus einem Rotwein Barrique abgefüllt. Insgesamt gab es 285 Flaschen davon. Link zur Whiskybase

Nase: Wunderschön fruchtig geht es los. Das sind Erdbeeren, Moosbeeren und auch etwas dunklere Früchte. Das ganze liegt im Trockenofen, aber noch nicht lange. Auch gärende Aromen sind vernehmbar, jemand macht Likör aus Früchten oder einen Rumtopf mit ordentlich Zimt darin. Dahinter liegt eine süße Sirupnote und das Destillat spendiert noch einiges an Malz.

Mund: Dei Früchte werden etwas leiser, sind aber noch gut präsent. Eine leicht trockene und metallische Seite kommt dazu. Außerdem eine schöne Eichenwürze.

Abgang: Kakaopulver und .-nibs, ein kurzer Ausflug in den Kräutergarten und dann wird man von den Früchten nach Hause gebracht. Die roten Beeren sind bleiben das Hauptaroma. Die Trockenheit und die Würze nehmen mit der Zeit nochmal ein wenig zu.

Fazit: Wunderschöner rotfruchtiger Malt. Wenn das Destillat auch nur recht wenig mitspielen darf, es ist immer noch da, wird nicht komplett vergraben. Tolles Ding! 88/100

Aultmore 2009 – Phil & Simon Thompson for Bar „One or Two“

Eine Flasche Aultmore 2009 von Phil & Simon Thompson für die Bar "One or Two"

Was könnte man besseres tun als zwei von den Daten fast identische Whisky zu vergleichen? Dieser Aultmore ist nur ein paar Prozentpunkte stärker (54,7%) und es gab weniger Flaschen (248). Der Rest ist identisch. Abgefüllt wurde er für die Bar One or Two in Melbourne. Link zur Whiskybase

Nase: Stark fermentierende rote Früchte mit Kakao abgestreut. Nach einiger Zeit wird das Ganze in Karamell ersäuft um dann kurze Zeit später durch Kokos und Zitrusfrüchte ersetzt zu werden.

Mund: Süß und zitronig geht es weiter. Mit einem Touch Vanille kommen Erdbeeren, die den ganzen Mund füllen. Auch die Kokosnüsse sind wieder am Start und eine leicht würzige Note kommt nochmal hinterher.

Abgang: Die Zunge wird sofort schön trocken. Dann kommen Bitterstoffe von Kräutern, das ist schon fast ein Auszug für eine Tinktur. Auch wenn das intensiv ist: Die Kokosnoten kriegt man nicht unter.

Fazit: Intensiver und danke dem Kokos auch in eine deutlich andere Richtung. Ich würde jetzt kein liebstes Kind wählen wollen. Die sind beide sehr schön! 88/100

Glenfarclas 105 (2021)

Eine Flasche Glenfarclas 105 aus dem Jahr 2021

Wird mal wieder Zeit diesen Klassiker aus der Familienbrennerei Glenfarclas zu verkosten. Das konkrete Batch ist aus dem August 2021, meine Flasche ist die 1 Liter Variante. Die Grunddaten sind wie immer gleich. 60%, keine Altersangabe (man munkelt aber immer es sind üblicherweise 10 Jahre) und bei den Fässern war sicher irgendwas mit Sherry dabei. Link zur Whiskybase

Nase: Eine süße Sherrynase, mit dunklen Kirschen, Datteln aber auch Tabak und Leder. Damit kommt eine gewisse Säure. Gleichzeitig findet man auch etwas „Maleratelier“. Aber nicht so das es unangenehm wäre.

Mund: Sehr dichte und fast kaubare Konsistenz. Dann kommen ein paar schärfere Gewürze, die ich dem Alkohol zuschreiben würde. Aber auch hier wieder nicht unangenehm. Der Tabak und die Kirschen sind dann wieder dominant. Diesmal mit einigem an Bitterstoffen im Gepäck. Eine Prise Salz dazu und auch einige Kräuter.

Abgang: Im ersten Moment ein Stück Gebäck, mit einem Hauch Vanille. Dann geht es wieder zurück zum Sherry. Pflaumensaft, Tabak, etwas Salz. Dazu Kaffee, etwas Brot und auch hellere Marmeladen.

Fazit: So muss das. Und ja der ist kein Komplexitätsmonster. Hat auch keiner gesagt, oder? Das ist einfach ein mehr als solider Daily Dram der auch nach den aktuellen Preiserhöhungen immer noch sehr günstig und vor allem verfügbar ist. 86/100

Von wegen dritte Reihe

Heute nicht. Heute war das eine überzeugende Fahrt mit ausschließlich Höhen und einem echten Highlight. Und damit habe ich wirklich nicht gerechnet, auch wenn er mir bereits als sehr gut angekündigt wurde. Ein Hoch auf Allt-a-Bhaine.

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Bilder: Titel: © Copyright Peter Moore and licensed for reuse under this Creative Commons Licence | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft