Ben Nevis by Thincat, Public domain, via Wikimedia Commons

Eine Hand voll Highlands (Teil 6)

Es hat sich wieder ein Schwung an Highland Samples in mein Glas verirrt. Bei den Highlandern hat sich die „fünf“ eingebürgert, ohne großen Grund. Aber damit ist wieder Zeit diese in einem Review zu bündeln.

Ben Nevis 10-year-old (2021)

Eine Flasche Ben Nevis 10-year-old aus dem Jahr 2021

Als der 10-jährige im Markt plötzlich verschwunden war, so um 2018 rum, da war der Hype groß. Die Bottlings wurden gelobt und gepriesen, wahrscheinlich weit über das was es eigentlich leisten kann. Jetzt gibt es ihn wieder mit einem neuen Design. Mit 46% und mit deutlichem Preisanstieg. Link zur Whiskybase

Nase: Grasig und leicht fruchtig, helle Früchte. Jogurt und ein paar stoffige Noten kommen durch. Leicht mineralisch und deutlich malzig mit der Zeit.

Mund: Leichte Säure und passende Zitrusnoten. Das laktische bleibt. Ein Apfeljogurt Dann kommt ein milder Honig dazu. Getreide und Röstaromen.

Abgang: Leicht prickelnd, dann kommt Röstmalz und nochmal etwas Säure. Trocken und leicht seifig geht es dem Ende zu.

Fazit: Solider Standard mit schöner Frucht. Die Seife am Ende hätte nicht sein müssen. Auch ohne diese muss ich sagen da können andere Destillerien in diesem Segment deutlich mehr. 80/100

Tomatin 2008 – Phil & Simon Thompson

Eine Flasche Tomatin 2008 von Phil & Simon Thompson

Zwölf Jahre in einem Hogshead um dann noch satte 27 Monate in einem Cognac Barrique zu reifen. Das war die Reise dieses Tomatin. Mit 50% wurde er dann von den Thompsons in 490 Flaschen gebracht, d.h. wahrscheinlich hat er keine echte Fassstärke. Link zur Whiskybase

Nase: Äpfel, Most, vergorene Äpfel. Dann kommt das Destillat, mit viel flüchtendem Alkohol der aufsteigt und laktischen Noten. Die Früchte werden zu Calvados und was mich noch an Whisky festhält ist eine malzige und brotige Note. Dazu gibt es eine würzige Kombination aus Kräutern.

Mund: Angeschlagene grüne Äpfel, darüber ein Spritzer Zitrone. Sehr stoffiges Mundgefühl. Salz und Jogurt schleichen sich rein. Sowie auch Malz und Honig.

Abgang: Viel Malz und Brot und Stammwürze. Sehr bierig. Mit der Zeit kommen Bitterstoffe heraus, sowie saure Äpfel, Zitronen und Salz.

Fazit: Schwierig, um es noch nett auszudrücken. Das Cognacfass ist schon ganz schön präsent. Auf der anderen Seite will man das wohl, wenn 27 Monate darin reift. Ich bin mir nur nicht sicher ob das Ergebnis dann was für mich ist. Ähnlich unsicher bin ich mir was die Aale auf dem Etikett mit dem Fass machen. Mysteriös. 80/100

Glenturret 1989 – Signatory Vintage

Eine Flasche Glenturret 1989 von Signatory Vintage

Bei diese Flasche gab es zum Release einen Effekt, den man heute wahrscheinlich nicht mehr erzeugen kann. Er kam raus, wurde von einigen wenigen Enthusiasten über alles gelobt. Ich konnte dann sowohl ein Sample, als auch eine Flasche davon erwerben. Das wäre heute nicht mehr möglich. Entweder wäre das Bottling längst ausverkauft bis zur selbigen Erkenntnis oder von vornherein so teuer, dass es uninteressant ist. Schöne Geschicht sagt ihr und fragt was ist in der Flasche? Ein 29 Jahre alter Glenturret aus einem Hoghead, abgefüllt in 250 Flaschen mit 44,6% durch Signatory Vintage. Link zur Whiskybase

Nase: Erinnert ihr euch noch an Fanta Mandarine. Mich erinnert die Nase auf jeden Fall daran. Außerdem ist da rauchiger Limoncello. Auch eine schöne Idee eigentlich. Kalk sticht auch noch durch die Fruchtigkeit.

Mund: Sehr trinkig und lecker. Mango, Zitrone aber auch heimische Früchte aus dem Obstgarten. Immer wieder auch ein wenig Wachs, aber ganz dezent. Insgesamt bin ich nicht vom Alter überzeugt, da wäre ich eher bei soliden 15 gelandet.

Abgang: Zu den bereits bekannten Noten kommt noch eine lange Bitternote. Nach dem Schlucken legt er sich noch als cremige Schicht auf die Mundschleimhaut. Süß ist er auch noch. Säuft sich wie Limo, wie man so schön sagt.

Fazit: Der ist wirklich lecker. Den Anfangshype (da stand er in der Base mal kurz bei über 92P) hab ich aber nicht verstanden. Deswegen habe ich meine Flasche nach dem Probieren des Sample auch weggetauscht. Aber lecker ist er schon. 89/100

Inchmurrin 1993 – Signatory Vintage

Eine Flasche Inchmurrin 1993 von Signatory Vintage

Loch Lomond und seine vielen Brennstile verwirren mich immer ein wenig. Ich weiß ehrlich gesagt nie was nun was ist und ob getorft oder nicht. Halten wir für heute fest: Inchmurrin ist nicht getorft. Hier haben wir konkret einen 22 Jahre altes Hogshead. Abgefüllt von Signatory Vintage mit 59,2% in 224 Flaschen Link zur Whiskybase

Nase: Wachs, Vanille und helle, leicht faulende Früchte. Honig und Kork. Auch etwas aus dem Maleratelier. Es lohnt sich ihn ein wenig stehen zu lassen. Dann wird der Geruch deutlich harmonischer.

Mund: Extrem würzig bis scharf. Die Zunge brennt. Hat man genug Speichel beigemengt kommen langsam Bitterstoffe hervor, zusammen mit Honig und Kräuternoten. Auch die etwas komischen Früchte sind wieder dabei.

Abgang: Auch hier wieder viele Bitterstoffe. Vor allem leichter verkohlt, auch Kaffeemehl und Fruchtschalen. Die Alkoholstärke macht ihn schon sehr fordernd.

Fazit: „Inchmurrin ist wie der vegetarische Bruder von Inchmoan, dem rotes Fleisch fressenden Zigarettenraucher.“ Das hab ich so bei https://www.divingforpearlsblog.com/ gefunden. Das kann man so stehen lassen. Ich möchte aber anmerken, dass man auch diesem konkreten Vegetarier nicht mit leerem Magen begegnen sollte. Der frisst einen sonst von innen auf. Und nein, Wasser hilft leider nicht. 83/100

Inchmurrin Madeira Wood Finish (2019)

Eine Flasche Inchmurrin Madeira Wood Finish aus 2019

Auf Twitter gab vor ein paar Monaten „Kaufalarm“, weil dieses Bottling gerade günstig war. Auf die Aussage man könne sich für den Preis gleich einen Karton heim stellen, meinte ich das wäre doch zu viel des Guten. Man will ja auch mal was anderes probieren. Als Belohnung darf ich nun den hier probieren: 46% in American Oak Barrels eine unbekannte Zeit gereift und dann im Madeira gefinished. Link zur Whiskybase

Nase: Eine deutliche Süße mit viel Karamell, dunklen Beeren und auch Mandel. Eine gewisse Schwere. Dazu aber auch Senf-Gurken mit Dill und eine leichte Fuselnote. Komischerweise stört das gar nicht.

Mund: Zwickt kurz in der Zunge, dann legt sich eine fette, cremige Schicht darüber. Die dunklen Früchte sind wieder da. Diesmal auf Feigen und reife Pflaumen. Auch Aprikose kann man finden. Dazu noch Schokolade und Kaffee.

Abgang: Relativ kurz geht es dann den Rachen hinab. Jetzt etwas würziger und auch trocken. Die Früchte laufen nur noch raus und bleiben vielleicht noch als Idee in etwas Honig und Karamell stecken.

Fazit: Faszinierend finde ich, dass er sein Jugend oft gut versteckt und das Finish nicht überboardend ist. Die Kombination hätte ich nicht zwingend erwartet. Auch das er gut anpackt, obwohl nur 46% zu Buche stehen, ist spannend. Dennoch ist da keine große Tiefe oder Komplexität zu erwarten. Wie auch. Kein Wunderwerk, aber eine nette Erfahrung. 84/100

Selten war es leichter zu glänzen

Der Glenturret tut sich hier wirklich leicht. Mir hat bei den anderen immer mindesten „etwas“ meistens sogar „einiges“ gefehlt. Wobei man sagen muss: Der Inchmurrin Madeira läuft schon korrekt in seiner Range. Da ist für das Einstiegssegmet alles in Ordnung. Zum Nachkauf hätte mich hier aber nichts gebracht. Fünf mal nicht.

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Bilder: Titel: Ben Nevis by Ben Nevis by Thincat, Public domain, via Wikimedia Commons | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat und im Handel gekauft sowie Sampletausch (Danke @fundramental!)