WaRum nicht

… mal einen kleinen Abstecher in neue Gefilde machen? Nicht zuletzt aufgrund der absurden Preisentwicklung der schottischen Produkte, kann es sich lohnen, die weite Welt der Malternatives zu entdecken.

Durch ein kleines Tauschgeschäft bin ich an einige Rumproben gelangt. Rum ist ja sehr präsent in Bars & Co. und so gab es auch für mich in den vergangenen Jahren immer wieder mal kleinere und größere Berührungspunkte, die stets einen positiven Eindruck hinterlassen hatten, was ich aufgrund meiner Leidenschaft für Whisky jedoch nie weiter verfolgt habe. Mittlerweile hat sich jedoch das eine oder andere Rumsample in meinem Regal angesammelt und da kommen mir diese Standards gerade recht, zum Aufwärmen, bevor es an Monymusk, Enmore & Co. geht.

Eine Flasche Clément Rhum Agricole Blanc - das Destillat ist nicht weiß, wie der Name es andeutet, sondern transparent.

Clément Rhum Agricole Blanc 40%Vol.

Stammt von der Karibikinsel Martinique. Die Bezeichnung ‚Rhum Agricole‘ verweist darauf, dass der Rum aus Zuckerrohrsaft hergestellt wird. Hierzu wird Zuckerrohr zerkleinert und gepresst, der entstehende Saft wird dann unter der karibischen Sonne fermentiert. Anschließend folgt der Brennvorgang. Der Spirit wird für mindestens drei Monate in Edelstahlfässern gelagert (daher das Wörtchen ‚Blanc‘). Während dieser Zeit sorgt Oxidation dafür, dass der Rum weicher im Geschmack wird. Die Zugabe von Zucker ist bei Rhum Agricole von Martinique im Übrigen nicht erlaubt.

Nose: Leicht und grasig mit einem Hauch Bittermandel. Tatsächlich auch sehr weich, denn der Alkohol ist zwar vorhanden, aber nicht eminent. Der Zuckerrohrsaft macht sich durch erfrischende Süße bemerkbar, ein metallischer Touch verweist auf das Fehlen der Fassreifung.

Taste: Auch beim Trinken sehr leicht, weich und geschmeidig. Der Alkohol transportiert die Aromen von Zuckerrohr und Gras, wobei die Süße maßvoll auftritt.

Finish: Hier verschafft sich der Alkohol jetzt doch relativ viel Gehör, ebenso die grasigen Elemente. Zuckerrohr und Marzipan begleiten den Nachklang gemächlich hinaus.

Fazit: Durch sein einfaches, leichtes Profil bestimmt sehr gut zum Mixen geeignet. Er würde den Aromen der anderen Zutaten auf jeden Fall den Vortritt lassen. Aber auch pur eine angenehme Erfahrung.

Eine Flasche Ron Metusalem Platino - das Destillat ist durchsichtig.

Ron Metusalem Platino 40%Vol.

Hergestellt in der Dominikanischen Republik und aus Melasse, also einem Nebenprodukt der Zuckergewinnung aus Zuckerrohr. Die dreifache Destillation ist für das glasklare Erscheinungsbild verantwortlich.

Nose: Puh, es fällt schwer, die Klebstoffnote beiseite zu drängen. Lohnt sich aber nicht wirklich, denn dahinter findet man nur minimal Alkohol und Süße.

Taste: Ebenfalls Klebstoff. Diesmal aber ergänzt durch viel Vanille. Leicht und mäßig gefällig.

Finish: Unmengen künstlicher Vanille, insgesamt leicht und ein wenig süß.

Fazit: Den würd ich dann tatsächlich doch ausschließlich zum Mixen verwenden. Ich denke, mit dem könnte man einen sehr typischen Malibu Kirsch kreieren.

Eine Flasche Rhum J.M aus Martinique

Rhum J.M XO Tres Vieux 45%Vol.

Zurück auf Martinique, ein weiterer ‚Agricole‘. Diesmal mit dem Zusatz ‚XO‘, was bedeutet, dass die Lagerung für wenigstens sechs Jahre in Eichenholzfässern stattfand. Gebrannt wurde auf einer Single Column Copper Still.

Nose: Ah, da weht gleich ein ganz anderer Wind. Zuckerrohr und Eichenholz vertragen sich gut, Gewürze, Kokosnuss und Vanille belegen das. Gelegentlich nehme ich auch Banane wahr.

Taste: Würziges Eichenholz, man kann fast auf die Dielen beissen. Vanille, Karamell und Kleber bilden ein starkes Dreigespann in einer trockenen, nussigen Umgebung.

Finish: Zusätzlich zu den Gewürzen hat das Eichenholz auch einiges an Tanninen im Gepäck. Reichlich Nüsse und Gras sind vorhanden, sowie Hinweise auf das Zuckerrohr. Eine runde Sache.

Fazit: Hier fühlt sich der Whisky-Liebhaber schon mehr zuhause. Das Holz hat nach nur sechs Jahren schon einen ordentlichen Anteil, waren da vielleicht auch frische Eichenfässer beteiligt? Der Rhum ist dadurch nicht ganz ausgewogen, aber das stört überhaupt nicht.

Eine Flasche Admiral Rodney

Admiral Rodney HMS Royal Oak 40%Vol.

Noch ein Inselrum, präziser aus St. Lucia. Nach der Fermentation von Melasse wurde auf einer Coffey Still destilliert. Laut Herstellerangabe verbrachten die Bestandteile dieser Edition zwischen sieben und zwölf Jahren in American White Oak Bourbon Casks.

Nose: Destillat und Holzeinfluss sind wesentlich feiner, delikater, als beim vergleichsweise brachialen Tres Vieux. Langsam entwickeln sich Aromen von Kirschsaft, Honig und Kokos.

Taste: Deutliche Noten von Vanille und Klebstoff empfangen einen. Zu intensiv und off für meinen Geschmack. Melasse ist überall, eine sämige Süße, welche sich mit Eichenholz und Mandeln verbindet.

Finish: Auch hier schwimmen Eichenholz, Mandeln und Gras in dichter Melasse. Die Vanilletöne hallen nach und versetzt auch einige Kokosraspeln in Schwingung.

Fazit: Die Vanille entpuppt sich als Störfaktor, der so gar nicht zum Rest dieses ansonsten runden Rum passen will. Kenne ich in der Form von Coffey Still Whisk(e)ys. Der Bourboneinfluss wirkt auf mich gut eingebunden.

Eine Flasche Botucal Reserva Exclusiva, das Etikett in Briefmarkenoptik.

Botucal Reserva Exclusiva 40%Vol.

Zum Ende wechseln wir auf’s südamerikanische Festland, nach Venezuela. Ausgangsstoffe für die Gärung sind sowohl Zuckerrohrhonig, was im Prinzip dickgekochter Zuckerrohrsaft ist, als auch Melasse. Für den Brennvorgang werden Pot Stills und Column Stills verwendet, das Ergebnis reift für bis zu zwölf Jahre in ehemaligen Bourbonfässern. Gefärbt wird aber auch mit Zuckercouleur.

Nose: Initial sehr fruchtig, Banane, Melone und Rosinen tummeln sich. Mit der Zeit stoßen Honig und dezentes Eichenholz hinzu. Und ein mit Schokolade überzogener Apfel.

Taste: Geschmeidiges Mundgefühl, sehr ausgewogen. Toffee und Eichenholz, außerdem Banane und flüssiger Honig bilden eine unvergleichliche Einheit. Zuckerrohr lässt einen nicht vergessen, dass es sich um einen Rum handelt.

Finish: Honigsüß, frisch gepresster Zuckerrohrsaft und nussiges Eichenholz bereiten einen sanften Abschied vor.

Fazit: Gut ausgereifte Aromen täuschen nicht darüber hinweg, dass hier mit ordentlich Zuckerzusatz gesüßt worden ist. Trotzdem eine ansehnliche Vorstellung.

Allesamt mehr oder weniger weit vom, sagen wir mal, 12-jährigen Standard-Glenfarclas entfernt. Den Vergleich mit Single Malt muss ich zum Schluss jetzt noch ziehen, um die gemachten Erfahrungen besser einordnen zu können. Jetzt, wo die Sinnesorgane kalibriert sind, werden ein paar ältere Rums das Bild weiterzeichnen und bei meiner Entscheidung helfen, ob das hier was regelmäßiges wird oder ich mich weiter im Bereich Cognac, Bourbon und Grappa umsehen muss 😛

Samples privat | Bilder mit freundlicher Genehmigung von Martin bzw. eigenangefertigt