Laphroaig von oben

Laphroaig! oder Laphroaig?

Was ist eigentlich aus meiner alten Liebe Laphroaig geworden? Nun, die Abfüllungen werden teurer (wie überall), die Namensrechte werden immer seltener mit den Fässern vergeben (auch das kennen wir von diversen Destillerien) und die Standardabfüllungen verlieren bei Enthusiasten an Begeisterung. So erstmal die nüchterne Betrachtung. Wie sieht es bei mir persönlich aus? Nun ich versuche immer noch viele Laphroaig zu probieren und habe nahezu immer eine Flasche davon offen. Denn es gibt sie schon noch, die Glanzstücke. Man muss sie nur suchen (und/oder bezahlen). Heute widme ich mich vier Abfüllungen die den Namen Laphroaig tragen dürfen und vieren bei denen es eben nicht der Fall ist. Mal sehen wer „gewinnt“.

Laphroaig 2000 – Malts of Scotland

Eine Flasche Laphroaig 2000 von Malts of Scotland

Als erstes ein 12 Jahre alter Laphi vom deutschen Abfüller Malts of Scotland. Aus dem Sherry Hogshead kamen 2013 243 Flaschen mit 57,8%. Link zur Whiskybase

Nase: Ins Gesicht! Hardcore medizinisch und torfig, dahinter Rauch und Vanille, dann wird es süß und auch nussig.

Mund: Lemon-ade 😉 mit Salzrand. Dazu gibt es Muscheln, langsam über Torfrauch gegart. Vor dem Servieren kommt eine würzige Sauce drüber.

Abgang: So geht es auch weiter. Ein paar Bitterstoffe mischen sich noch darunter, die Glut erlischt langsam. Dennoch wärmt es noch ordentlich.

Fazit: Sehr lecker und unglaublich intensiv. Der macht viel Spaß. Serge V. findet man muss Tabasco mögen. Mag ich aber eigentlich gar nicht. Egal: 89/100.

Laphroaig 10-year-old Cask Strength Red Stripe

Eine Flasche Laphroaig 10-year-old Cask Strength Red Stripe

Aus der Reihe der Laphroaig CS10, bevor dort Batches drauf standen, stammt dieser Laphroaig. Abgefüllt wurde er 2004 mit 57,3% und er ist laut Whiskybase gefärbt. Das wunder mich etwas, vor allem weil die Farbe nichtmal sonderlich dunkel ist. Link zur Whiskybase

Nase: Viel Asche, mittlerer Rauch, milder Torf. Dazu herbale Medizin. Minze, Fenchelkraut und Pfeffer. Dann kommt trockenes, rissiges Leder und auch Tabak. Nach einiger Zeit an der Luft kommt hintergründig auch noch etwas Frucht (rot und gelb) dazu. Außerdem ein Stapel alter Papiere.

Mund: Es beginnt kurz würzig und wärmend. Dann schlägt es schnell in Richtung Metall um. Die rauchige und torfige Seite kommt langsam durch. Aber nicht mit Gewalt. Eher subtil. Dann mischen sich gleichzeitig auch Früchte und eine mittlere Süße dazu.

Abgang: Intensiv. Das ist vielleicht eine Laphroaig-Variante von Balsamicoessenz. Die Aromen sind sehr pointiert. Da ist Kohle und Kohlenstaub. Rosinen in mildem Essig mariniert. Ein Metalllöffel. Dazwischen trockener Torf. In der Länge bleiben ein paar getrocknete Südfrüchte mit einer prägnanten Säure und Torf.

Fazit: In seiner Zeit war das ein Wahnsinns Dram für das Geld. Quasi definierend was möglich ist. Heute… eher nicht mehr. Ich hab meine Flasche verkauft, nachdem ich das Sample probieren konnte. Obwohl ich ihn wirklich gut finde. Dafür kriege ich 3-4 Flaschen von etwas das für mich mindestens gleichwertig ist. Wenn man allerdings ein Sample hiervon kriegen kann: Es ist das Erlebnis wert. 90/100

Laphroaig 2006 – Malts of Scotland

Eine Flasche Laphroaig 2006 von Malts of Scotland

Zurück zu Malts of Scotland. Eine aktuelle Abfüllung aus ihrem Warehouseshop, also nur vor Ort in Paderborn erhältlich. 14 Jahre ist er alt und stammt wieder aus einem Sherry Hogshead. Es gibt insgesamt nur 83 von diesen Flaschen mit 52,3% Link zur Whiskybase

Nase: Eine Kombination aus süßem Sherry und würziger Sojasauce. Dazwischen kommt immer wieder Torf und Rauch raus. Auch ein paar Bandagen und ein Tropfen Jod.

Mund: Würzig, torfig und leicht metallisch. Eine Reduktion aus Pflaumenmus und Sojasauce. Dazu auch milder Tabak und etwas Leder.

Abgang: Der würzige Einschlag wird ersetzt durch ein Birnen-Apfelmus. Torf, Rauch und Leder aber auch wieder Bandagen sind da.

Fazit: Schöner mitteltorfiger Laphi. Mal wieder Bandagen et al zu schmecken freut mich. Die meisten aktuellen sind nicht so. Allerdings ist die extreme Würze schon sehr dominant und stellenweise etwas anstrengend. 88/100

Laphroaig Cairdeas Feis Ile 2022

Eine Flasche Laphroaig Cairdeas Feis Ile 2022

Das Feis Ile Bottling 2022 von Laphroaig hat zwei Merkmale, die für mich herausstechen. Das Thema Warehouse 1, welches als das mit den besten Fässern gilt und das Laphi es tatsächlich geschafft hat das Bottling vor Ort beim Fest und Online in ausreichender Menge zur Verfügung zu stellen. die restlichen Fakten: Keine Angabe zum Alter und der Anzahl der Flaschen. Die Fässer sind ausschließlich Ex-Maker’s-Mark Bourbon, die Stärke 52,2%. Link zur Whiskybase

Nase: Hui, der sticht ganz ordentlich in der Nase. Wenn sich das legt gibt es Torf, Seetang und trockene Bandagen. Vanille und Salz kommen dazu, bevor starker Rauch auf den Plan tritt. Zwischendurch kann man immer wieder erleben wie es in eine florale Richtung abdriftet oder Birnen auftauchen.

Mund: Beginnt eher mit einer störenden Note, kann ich nicht genau zuordnen. Dann wird es salzig maritim und nur noch der Torf hält mich an Islay fest. Das könnte schon eher ein Talisker odgl. sein. Dazu kommt einiges an Birne, es drängt sich mir der Eindruck auf da ist ein großer Anteil recht junger Malts drin. Die floralen Eindrücke kommen auch immer mal wieder zurück.

Abgang: Zitrusnoten und Bitterstoffe kommen hinzu. Außerdem Lakritze. Die See hält mich aber weiter im Griff. Immer wieder kommt ein wenig Frucht vorbei. Birne und Brie?

Fazit: Ach. Ich weiß nicht. Jung und maritim. Irgendwie kommt mir der recht ähnlich rüber wie der Talisker 8 SR21. Allerdings war der irgendwie reifer. Auch wenn er für die Friends of Laphroaig ist, wir werden keine echten Freunde. War ok ihn mal zu treffen, das reicht aber dann auch. 85/100

Williamson 2013 – Berry Bros & Rudd

Eine Flasche Williamson 2013 von Berry Bros & Rudd

Williamson ist eine Anlehnung an Bessie Williamson, die Laphroaig über Jahre geleitet hat. Dieser Ableger wurde vom königlichen Hoflieferanten Berry Bros & Rudd 2021 für Kirsch Whisky in 206 Flaschen abgefüllt. Sieben Jahre ist er alt und 61,4% stark. Link zur Whiskybase

Nase: Nüsse, brutaler Torf und auch eine maritime Note. Ein paar helle Früchte kann man vielleicht noch erahnen. Asche und Speck.

Mund: Torfig und würzig. Der Alkohol ist sehr präsent. Das ist mir zuweilen zu viel. Da freut man sich dann schon über ein paar Zitronen und Birnen.

Abgang: Da ist wieder intensiver Torf und Rauch. Dazu ein Kupferpfennig. Ein Mund voll Erde. Irgendwo dazwischen lag eine zermatschte Birnen.

Fazit: Ein simpler, junger Peater. Die Nase ist ganz gut, der Rest ist mir ein wenig zu anstrengend. Mit Wasser ist es er etwas besser. Aber es ist im Wesentlichen nur drin was drauf steht: Torf, Alkohol und relativ junges Destillat. 84/100

Williamson 2005 – Islay Cask Company

Eine Flasche Williamson 2005 von Islay Cask Company

Ein weiterer Williamson. Diesmal aus dem Jahr 2005 und von der Islay Cask Company. Der deutsche Abfüller hat das 50,9% starke Bottling für Potstill Austria in 190 Flaschen gebracht. Link zur Whiskybase

Nase: Angenehm mildes Torfprofil. Platt getretene Erde, Rosensträucher, Kräuter. Einige helle Fruchtnoten. Etwas „Pferd“.

Mund: Ein cremiges Profil mit etwas Asche und einer leichten Süße. Genau richtig. Danach kommt etwas Jod und Zitrone. Es wird salzig. Dann sind auch noch Torf und Bitterstoffe und ein paar Kräuter am Start.

Abgang: Ein paar Kräuter und Birnen kommen zusammen, um Torf und Rauch in mittlerer Intensität zu begrüßen. Dazu ein wenig Schinken, Bandagen und Jod. Das ist ein sehr klassisches Profil, so habe ich Laphroaig kennengelernt. Ein ganz klein wenig Metall kommt auch noch dazu.

Fazit: Das ist mal ein gelungenes Bottling. Meinen Glückwunsch an alle Beteiligten. Vor allem der Abgang ist beeindruckend. Da verzichtet man doch gerne auf die Namensrechte. 90/100

Blended Malt 2013 – Anam na h-Alba

eine Flasche Blended Malt 2013 von Anam na h-Alba

Eine nicht ganz so geheimnisvoller Whisky wie es vielleicht scheint. Hinter Beasty Bessie versteckt sich kein Blended Malt, es ist ein Laphroaig. Vielleicht teaspooned, das war es aber dann auch schon. Auch wenn der Name nicht offiziell genannt werden darf ist es offensichtlich. Bessie Williams, ehemalige Leiterin der Destillerie, ist natürlich auch hier gemeint. Zumindest mit dem zweiten Teil des Namens. Nicht ganz acht Jahre im Bourbon Hogshead und mit 52,8% abgefüllt in 352 Flaschen. Verteilt wurde als Fassteilung in Caskshares. Link zur Whiskybase

Nase: Ein Stich in der Nase. Dann kommt Torf und Rauch und eine ausgekratzte Vanilleschote. Sirup über Bandagen und Pflaster.

Mund: Torfig und salzig mit einem ordentlichen Schwung Jod. Dazu etwas Malzsirup und Zitronen. Lässt sich gut kauen und hat eine schöne Textur.

Abgang: Sehr dominanter Torf und Rauch einem guten Schwung Jugend. Birne und heller Pfirsich. Ein paar Bitterstoffe, die sind aber relativ verhalten. Dann wird es nochmal würzig. Schön.

Fazit: Ein wunderbarer junger Malt mit klarer Zuordnung zu Laphroaig. Das ist ein „was will ich mehr?“- bzw. „friss oder stirb“-Dram. Erinnert mich an die Staoisha von Bunna. 86/100

Kilbride Killer – Regensburger Whisky- & Weinclub

Eine Flasche Kilbride Killer vom Regensburger Whisky- und Weinclub

Die 14te Abfüllung des Clubs geht mal wieder ungewöhnliche Wege. Wie bei Pit Krause üblich. Zum einen gab es bei der Verteilung diesmal eine Bindung an die Förderung des Whiskymuseum. Für manche vollkommen nachvollziehbar, für andere ein Eklat. Beim Inhalt ist es auch eine Kontroverse, denn Pit hat alte und junge Laphroaig in einem Fass zusammen gevatted und dann nach weiteren Reifung abgefüllt. Auch wenn hier wieder nicht Laphi drauf steht: Bessie Williamson wird erwähnt und es ist ein Single Malt, also aus einer Destillerie. Der Rest liegt im Walhalla der Namensrechte. Zum Einsatz kamen Bourbon und Oloroso Fässer. Letztere auch fresh, erstere nur refill. Das Ergebnis hat 52,6%. Über die Anzahl der Flaschen fand ich nichts. Link zur Whiskybase

Nase: Rote Beeren, ein schön eingebundener Rauch. Dann wird es schön kräutrig und intensiv würzig. Schöne junge Torfnoten. Auch ein wenig Brühe und Fleischsaft mag ich vernehmen.

Mund: Schöner Rauch dreht sich im Kreis. Dazu wieder Beeren, jetzt eher in einem Kompott oder einer Creme, gerade frisch angerührt für den Kuchen. Dann kommen salzige und maritime Noten. Auch Torf wird mit der Zeit intensiver. Lässt man ihm etwas zeit im Glas kommen auch Kaffeenoten und dunkle Röstaromen.

Abgang: Bitterstoffe tragen die Pracht durch die Tür. Dunkle Schokolade, Espressobohnen, intensiver Tabak. Aber vergessen wir nicht was vorher schon da war: Rauch, Beeren (jetzt zerrieben auf den Kernen und der Schale), ist alles noch da.

Fazit: Ganz wunderbar balanciert und der Mix aus alten und jungen Fässern ist auch erkennbar. Zusätzlich war das auch ein richtig gutes Olorosofass. Aber das ist vielleicht auch ein Problem. Das ist eine leckere und dominante Komponente die dem Laphroaig weniger Luft lässt als ich mir vielleicht erhoffen würde. Dennoch, richtig leckerer Stoff. 91/100 Danke mal wieder an Pit und den RWW: Das ist eine weitere Bereicherung für die Whiskywelt!

„Laphroaig?“ oder „Laphroaig!“?

Wenn die richtigen Knöpfe gedrückt werden, dann ist Laphroaig für mich immer noch ein Ausrufezeichen. Insgesamt auf acht Whisky ist das Niveau auch wirklich großartig. Der Feis Ile hat mich ein wenig enttäuscht. Vor allem auch mit der persönlichen Bindung zu Warehouse I, in dem ich schon war. Aber das ist nur ein kleiner Wermutstropfen bei dieser Auswahl.

Mehr zu: Laphroiag und Undisclosed Islay
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase und von Stephan H.
Samples: Eigene Flaschen und privat gekauft