Cliff’s of Moher by Henrique Raveiro

Sechs irische Whisk(e)y am St. Patricks Day

Ich weiß, der 17.03. ist schon vorbei. Allerdings war ich im Zwiespalt am St. Patty ein Review veröffentlichen und die Drams vorher trinken oder ein paar Drams am 17. zu trinken. Ich hab mich für letzteres entschieden, das hat sich besser angefühlt. Hier also mein Review zu dem was ich am St. Patricks Day im Glas hatte.

J. J. Corry The Flintlock No.1 – Chapel Gate Whiskey

Eine Flasche J. J. Corry The Flintlock No.1 Chapel Gate Whiskey

Unter dem Titel der Tradition des Whiskey Bonding hat Chapel Gate Whiskey die Marke J.J. Corry ins Leben gerufen. Als Reminszenz an einen Bonder vergangener Tage, der wenige Meilen von der Chapel Gate Farm aggierte. Dieser 16 Jahre alte Whiskey reifte in Ex-Bourbon Casks. Es gibt 660 Flaschen davon. Link zur Whiskybase

Nase: Eine Unmenge an hellen Früchten weht mir entgegen. Vor allem Äpfel und Birnen. Birnenmus auch. Vielleicht mit etwas Banane und Mango drunter. Dazu kommt auch noch eine ordentliche Würze und jede Menge Brot. Vor allem Brotkrume. Richtig schön teigig.

Mund: Ein wunderbares Mundgefühl, schön weich. Im Mund dominieren für mich die Gewürze. Kokos, Leder und Muskat mengen sich unter. Die Früchte sind hier etwas zurückhaltender.

Abgang: Es bleibt dabei. Cremig und leicht. Geschmeidig und weich. Wunderbar wärmend ist läuft er den Gaumen runter. Dazu wieder der große Fruchtkorb inklusive der Kokosnuss. Die Gewürze und das Malz sind jetzt eher begleitend. Ein paar nussige Noten kommen auch noch dazu. Ganz hinten raus wird es schön bitter.

Fazit: Oh. Das könnte ich öfter trinken. Vor allem wenn man überlegt: Der ist hat nur 46%. Gibt es da eine fassstarke Version davon? Ja ich höre ja schon auf. Das ist leckeres Zeug. Genug gesagt. 87/100

Teeling 2006

Eine Flasche Teeling 2006

Ein Single Cask aus dem Amarone-Fass abgefüllt von Teeling für irish-whiskeys.de. 12 Jahre im Fass, abgefüllt mit 58,4% und ein Outturn von 258 Flaschen. Wenn ich es recht verstehe, dann müsste dieser Teeling noch aus der Produktion in der Cooley Destillery stammen und den Fässern, die von der Teeling Familie beim Verkauf an Beam behalten wurden. Link zur Whiskybase

Nase: Künstliche, süßliche Noten. Mit Äpfeln durchzogen. Eine leichte Würze und ein paar Trockenfrüchte begleiten das.

Mund: Da sind Äpfel und unreife Birnen. Auch ein Anflug von Ingwer. Dazu Toffee und Fudge. Zuckerwatte und allerlei Sirups. Vanille und Limette unter anderem. Kandierte Orangen sind auch dabei.

Abgang: Süße Äpfel mit einer Glasur. Es gibt auch noch salziges Popkorn dazu. Karamell-Popcorn. Ein paar Nussaromen kommen noch dazu. Vanille bleibt zum Schluß zusammen mit der Süße und einer leichten Zitrusnote kleben.

Fazit: Im Wesentlichen auf verschiedene Arten Süß. Aber das ist nicht verkehrt. Ich hätte mir in der Kombination ggf. mehr Früchte gewünscht. 86/100

Redbreast 1997

Eine Flasche Redbreast 1997

Redbreast ist eine Single Pot Still Marke der Midleton Brennerei. Hier haben wir ganz konkret ein Single Sherry Cask von 1997. Das Fass wurde aber nur “seasoned” also nicht zur vollen Reifung des Oloroso Sherry verwendet. Das Butt brachte nach 22 Jahren 468 Flaschen mit 55,9%. Link zur Whiskybase

Nase: Alles mögliche an Oloroso Sherry und Tabak. Ein paar Hölzer, Trockenfrüchte und Schokolade sind am Start. Nach einiger Zeit kommt noch jede Menge Kirschsaft.

Mund: Auch im Mund gibt es die große Sherryklaviatur. Das ist sehr gefällig und nuanciert, niemals aufdringlich. Wenn man böse ist könnte man “unauffällig” sagen. Hinzu kommt aber ein kleiner Twist: Gingerbread. Fügt sich auch richtig gut ein.

Abgang: Der Sherry wird jetzt eher säuerlich, mehr Fino als Oloroso. Dazu ein wenig Kaffee oder Espresso. Leder, Beeren, Gummi, Gewürze mit viel Weihnachten machen dann den Abschluss. Das ist schön würzig.

Fazit: Sehr schön, der Taste könnte noch ein wenig mehr Volumen haben. Aber das ist Gejammer auf sehr hohem Niveau. Absolut großartiger Stoff. 90/100

Redbreast 1991

Eine Flasche Redbreast 1991

Noch ein wenig älter wird es beim zweiten Redbreast. Für die Temple Bar in Dublin wurde dieser 26 Jahre alte Pot Still in 2018 abgefüllt. Er ist aus einem nicht weiter spezifizierten Sherry Cask. 618 Flaschen mit 53,9% kamen dabei raus. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr vielschichtig und dabei auch ausdrucksstark. Heidelbeeren und Brombeeren bilden die fruchtige Seite ab. Eine feine Bouillon machen es würzig. Und Kieselsteinstaub oder etwas in die Richtung geben eine Mineralität.’

Mund: Spontan bin ich an eine Port Cask Reifung erinnert. Das schmeckt wie aufgelöste Vilvil Cassis Bonbons. Dann kommt noch Blutorange, einige Gewürze, Ingwer, Pfeffer und eine schöne Säure. Die Brühe wurde jetzt Aspik oder Sülze.

Abgang: Wunderbare Bitterstoffe in verschiedenen Ausprägungen: Von zerriebenen Kernen über Kaffeemehl bis Kakao. Dazu wieder Früchte und diesmal gekochtes Rindfleisch.

Fazit: Brutal komplex und absolut geil. Dabei ziemlich speziell, d.h. er verliert höchsten im Bereich der Gefälligkeit. Damit vielleicht für manche ein One-Dram-Whisky. Wobei er das natürlich allein schon preislich ist. 😉 91/100

Waterford Gaia: Edition 1.1

Eine Flasche Waterford Gaia: Edition 1.1

Waterford ist das neue “Kind” von Mark Reynier, der damals Bruichladdich zu neuem Glanz verhalf. Gebrannt wird seit 2016 und das Konzept sieht vor, dass vor allem Gerste von einer Farm für die jeweiligen Abfüllungen verwendet werden. Auch das kennt man von Laddi. Hier allerdings haben wir einen “Blend” von verschiedenen Höfen. Dazu eine Mixtur aus verschiedenen Fässern, inkl. Vin Doux Naturell. Ergibt zum Schluß 24000 Flaschen, 4 Jahre alt, mit 50%. Link zur Whiskybase und alles was man sonst wissen kann Link zur Homepage.

Nase: Müsli und generell Getreidenoten. Fruchtig, nach Gummibärchen aber auch echten Früchten. Zwickt ein wenig in der Nase, der Alkohol hatte aber auch erst etwas über drei Jahre um sich zu setzen. Selbst mit Reduktion ist das wenig. Dann kommt deutlich Vanille raus.

Mund: Süß bis sehr süß. In Puderzucker gewälzte Gummibärchen. Dazu Vanille und wieder deutlich Getreide und jetzt auch Maische. Dazu kommt relativ viel Alkohol, was zu Pfeffernoten und stellenweise auch zu tauber Zunge führt.

Abgang: Die Früchte sind jetzt fast gänzlich weg. Es kommen ein paar muffigere Noten ähnlich wie Pilze dazu. Die Süße bleibt. Ganz hinten raus kommt für mich dann das Highlight. Kräuter mischen sich mit den leichten Fruchtnoten und es wird wunderbar trocken im Mund. Da hat sich die Weinfassreifung gelohnt.

Fazit: Die meiste Zeit ist das ein sehr junger Malt. Erinnert oft an hoch qualitativen Kornbrand. Dennoch hat er eine kleine Überraschung am Ende. Nicht schlecht. 83/100

Waterford Ballykilcavan: Edition 1.1

Eine Flasche Waterford Ballykilcavan: Edition 1.1

Hier haben wir nun einen Single Farm Waterford. 3 Jahre alt, mit 50% abgefüllt und 8460 Flaschen im Markt. Der Fassmix umfasst nun französischen Süßwein, sowie amerikanische und französische Eiche. Link zur Whiskybase und zur Homepage der Abfüllung

Nase: Meine Synapsen brauchen einige Zeit um sich daran zu gewöhnen. Der Alkohol sticht deutlich in der Nase, obwohl der Malt schon Minuten im Glas ist. Nachdem ich wieder “kalibriert” war sind da vor allem unreife Früchte. Manchmal dringt dann aber auch noch was vergorenes mit durch.

Mund: Grüne Äpfel und Bananenbrot mit jeder Menge Vanillesirup. Dazu Getreide und Haferflocken. Das wird dann zu Land oder Lupinenkaffee.

Abgang: Sehr süß und leicht weinig. Grüne Trauben, mit Puderzucker und Ananassirup. Dazu etwas Vanillegebäck und ein Milch-Milch-Milch-Kaffee.

Fazit: Hier fehlt mir der Zugang. Der junge Charakter und die fehlenden Highlights. Da tun ein paar Jahre Reife glaube ich noch ganz gut. 81/100

Exzellenz und Raum zum Wachsen

Ein schöner Ausflug für mich in bisher eher unbekannte Regionen. Die reifen Redbreast sind für mich eine Offenbarung. Auch wenn sie natürlich preislich viele (zumindest meinen) Rahmen sprengen. Zu einzelnen weiteren, besonderen Drams bin ich da aber schon bereit. Der J.J. Corey war für mich eine Überraschung und die Waterford machen einen soliden Aufschlag. Dort ist noch Raum zu wachsen, was ja auch logisch ist, ganz am Anfang ihrer Reise. Was ich hier beeindruckend finde ist die Transparenz. Zu jedem Whisky gibt es mehr Informationen als man jemals bei einer anderen Destillerie finden konnte. Beeindruckend!
Ich freue mich auf den nächsten St. Patricks Day (und ja, ich weiß da geht es nicht mal im Ansatz um Whisky(e)y ;-)).

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Bilder: Titel: Photo by Henrique Craveiro on Unsplash | Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und von Lucas-Andreas
Samples: Privat gekauft