Avarim (Panorama des Glenlivet bei Ballindalloch, Morayshire, CC BY-SA 3.0),

Whisky aus dem Tal (Teil 2)

Wie schon vor einiger Zeit nehme ich mir heute mal wieder ein paar „Glen“ vor. Es sind Whisky aus dem Tal der Schotten und dem Tal von Livet dabei. Außerdem einer aus dem Tal von Rothes, dem Tal von Moray und einer aus dem Tal der Grant-Familie. Wenn ich groß bin will ich auch mal ein eigenes Tal 😉

Glenrothes 1996 Whiskybase

Eine Flasche Glenrothes aus dem Jahr 1996 abgefüllt von der Whiskybase

Ein weiteres Jubiläumsbottling der Whiskybase. Diesmal das 160.000er. Ein 23 Jahre alter Glenrothes aus dem Bourbon Hogshead. Kriegt man nicht alle Tage und ist damit sicherlich würdig. 252 Flaschen mit 49,1% gab es. Spannend ist auch, dass die Flasche nicht groß, z.B. im Newsletter, angekündigt wurde. Man hat sie für die aktivsten Mitglieder der Seite zum Entdecken einfach online gestellt. Keine Ahnung wie gut das aufging, aber es ist eine nette Idee! Link zur Whiskybase

Nase: Eine wunderbare Vanillenote, Äpfel und getrocknete Orangen. Etwas Gebäck mit Zitronenabrieb, mineralische Noten und auch etwas Wachs. Ein süßlicher Duft steigt irgendwo dazwischen hoch.

Mund: Gartenfrüchte, alles mit Schale. Äpfel, Aprikose auch Zitronen. Vanille ist auch präsent und damit das Bourbonfass. Ein paar kleine würzige Noten sind dadurch auch mit drin.

Abgang: Salz und Zitronen, Bitterstoffe kriechen langsam herauf. Gleichzeitig wird er schön trocken. Ein Vanilleplunder vom Vortag. 

Fazit: Ich finde den fantastisch. Aus vielen Gründen. Weil er einfach lecker ist. Weil er (mal wieder) zum Trinken gemacht ist. Und weil ein Bourbon Cask Glenrothes keine Selbstverständlichkeit ist. 89/100

Glen Grant 15-year-old Gordon & MacPhail

Eine Flasche Glen Grant 15-year-old von Gordon MacPhail aus den 1970ern.

Was ich ja an Glen Grant wirklich mag: Es ist noch relativ gut möglich in die „way back machine“ einzusteigen und Bottlings aus vergangener Zeit zu probieren. So auch diese Lizenzabfüllung durch Gordon & MacPhail. Durch die Angabe des Alkohol in Proof (entspricht 40%) und der krummen Volumenangabe von 75,7cl gehe ich davon aus, dass es in den 1970ern abgefüllt wurde. Link zur Whiskybase

Nase: Eine fruchtige Nase mit Orangen, nein eher Mandarinen. Dazu auch noch matschige Pfirsiche. Etwas Florales kommt dazu und mischt sich mit ein paar Rosinen und würzigen Noten dazwischen. Auch wenn die Aromen intensiv erscheinen habe ich dennoch Sorge dass diese schöne Bild fragil ist und schnell weg sein könnte. Faszinierend.

Mund: Ein schönes Gebäckstück mit ein wenig Zitrusschale darüber ein paar Sprenkel Feinsalz. Weiter hinten geht es dann in Richtung Kräuter und eine gut balancierte Süße verbindet.

Abgang: Eine Mischung aus old-style Bourbonreifung mit entsprechender Fruchtigkeit, Vanille, Malz und Eichenwürze ist das was bleibt. Die Länge ist tatsächlich absolut in Ordnung, auch wenn die Intensität schnell abnimmt. Da wären ein paar Proof mehr nicht schlecht, vermute ich.

Fazit: Schöne Abfüllung, von der ich durchaus mehr trinken würde. Das ist wirklich gute Qualität. Einer zum immer wieder nippen über einen ganzen Abend. Und auch wenn der heute vielen zu sehr ein Leisetreter wäre: Sowas hat seine Berechtigung und ich vermisse es ein wenig in der heutigen Whiskywelt. 88/100

Glenlivet 08-years-old Gordon & MacPhail

Eine Flasche Glenlivet 08-year-old von Gordon MacPhail aus den 1970ern.

Ein weiteres licensed Bottling, also mit einem Originallabel, von Gordon & MacPhail von einer der beliebtesten Schottischen Destillerien in den USA. Der Single Malt aus dem Tal von Livet war 8 Jahre im Fass und wurde, wie auch der Glen Grant, in den 1970ern abgefüllt. Alkoholgehalt und Flascheninhalt deuten wieder darauf hin. Link zur Whiskybase

Nase: Ein paar Minuten ist er etwas verhalten in der Nase. Wenn man ihn stehen lässt, dann kommen langsam reife Früchte hervor. Limetten und süße Birnen. Dahinter kriecht eine feine Eichenwürze in das Glas, die ich von so jungen Bottlings nicht kenne. Auch vorhanden ist ein guter Schwung Honig.

Mund: Hier ist er deutlich leiser und leichter unterwegs. Alles an Frucht und Süße ein wenig reduziert aber noch vorhanden. Dadurch kann das Holz etwas mehr in den Vordergrund. Aber nicht so, dass es aufdringlich wäre.

Abgang: Leichte gelbe und grüne Fruchtnoten, eine relativ stark ausgeprägte aber angenehme Holznote, ein schönes Süße-Säure-Spiel, eine Prise Salz und eine erstaunliche Länge. Das alle prägt den Abschluss.

Fazit: Ich kann auch hier nicht anders und muss sagen: Das gefällt mir wirklich gut. Mit einer gewissen Erfahrung bei Single Malts wird man hier wahrlich seine Freude haben. Im Taste hätte ich mir etwas mehr gewünscht, aber das ist immer noch klasse für einen so jungen Malt mit nur 40%. 87/100

Glen Scotia 2004

Eine Flasche Glen Scotia 2004 für Potstill Austria

Nach dreimal Speyside ist ein Wechsel angesagt und zwar nach Campbeltown. Dort steht die Brennerei Glen Scotia (Tal der Schotten). Es handelt sich um ein limitiertes Bottling für den österreichischen Markt (genauer für Potstill Austria) mit 210 Flaschen. 55,9% aus dem Bourbon Cask nach ca. 12 Jahren abgefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Eine starke rauchige und torfige Nase weht mir entgegen. Dazwischen einiges an Erde und Ackerboden. Es ist eine gewisse Nähe zu einem Bauernhof zu entdecken. Außerdem gibt es etwas herbales oder kräutriges. Vielleicht ein kräftiger Grüntee. Irgendwann kommen dann noch süßliche Noten, die kann ich aber nicht richtig festhalten. Vielleicht Erdbeermus?

Mund: Der Torf und der Rauch sind immer noch da, aber deutlich weniger als in der Nase. Eine Vanillenote kommt dazu. Fruchtige und auch saure Anklänge Richtung Pfirsich und Birne.

Abgang: Fruchtig und gleichzeitig herb geht es dem Ende zu. Da ist Ananas und auch wieder der Tee. Ein Schwung Salz und auch Bitterstoffe kommen dazu. Torf und Erde sind auch noch da.

Fazit: Blind hätte ich die Nase wahrscheinlich Richtung Octomore vermutet. Der hat mir viel Spaß gemacht. Auch wenn es ein wilder Aromenritt war. 87/100

Glen Moray 2006

Eine Flasche Glen Moray aus dem Jahr 2006.

Zurück in die Speyside. Eine Abfüllung aus dem Tal von Moray aus dem Warehouse No. 1. 14 Jahre alt, exklusiv für den britischen Markt und in Sauterne Fässern gelagert. Dieser Small Batch umfasst 1248 Flaschen mit 59,6% Link zur Whiskybase

Nase: Eine ganz fantastische Nase. Das Salz ist fast spürbar in der Nase, dazu Toffee oder Fudge mit Vanille. Dicker Honig und Schokolade ist genauso präsent wie eine Eichennote. Pfirsichlikör oder eher -schnaps kommt mir auch in den Sinn. Etwas leicht schwefeliges und herbales finde ich auch noch.

Mund: Ein cremiges Salzkaramell zergeht auf der Zunge. Quasi Werther’s Echte mit Hagelsalz. Die Schokolade wird jetzt immer dunkler und der Pfirsichschnaps geht darin auf. Dazu ein paar Nüsschen. Holzwürze und Schwefel oder besser Schießpulver sind auch noch da. Das ist aber nur ganz hintergründig und gibt etwas Tiefe. Kein Problem für mich.

Abgang: Wunderbar salzig und fruchtig (jetzt vor allem Zitronen) geht es dem Ende zu. Einige wenige Bitterstoffe lancieren das Ganze. Die Aromen von vorher lassen sich immer wieder hervorholen und ganz zum Schluß werden vor allem die Nüsse betont und er wird (schön) trocken. Sulfur finde ich jetzt keinen mehr.

Fazit: Eine klasse Abfüllung. Die Frucht- und Salzkombination macht mich sehr happy und die Komplexität ist ziemlich beeindruckend. Die Holznoten würden mich blind wahrscheinlich eher auf eine 20+ Jahre Abfüllung schließen lassen. Toll. 90/100

Wieder kein Tal der Tränen

Klar, ich suche nicht explizit nach Whisky der mir nicht schmeckt. Dennoch ist die Quote hier wieder mehr als akzeptabel. Ich freue mich immer wieder „uraltes“ Zeug probieren zu dürfen. Vergangene Stile. Diesmal war ich auch wieder soweit, dass ich nach dem Review dem Vergangenen leicht nachweinen musste. Aber wieso weinen, wenn man dann noch ein aktuelles Bottling hinterher kommt, bei dem man nur noch ins Schwärmen gerät. Es war mir eine Freude.

Titelbild: Avarim (Panorama des Glenlivet bei Ballindalloch, Morayshire, CC BY-SA 3.0), Flaschenbilder: Eigene Anfertigung, und freundliche Überlassung von buschie sowie der Whiskybase |
Samples: Eigene Flasche und privat gekauft