Literweise Glen Grant
Es wird mal wieder Zeit für einen Ausflug in die Speyside. Heute mit einem einem kleinen Spotlight auf Glen Grant. Ganz konkret geht es um den Vergleich zweiter Original Bottlings. In den 70er und 80er Jahren des 20. Jahrhunderts gingen viele offizielle Glen Grant Abfüllungen nach Italien. Scheinbar auch in großer Menge, denn noch immer finden sich davon diverse Flaschen in Auktionen. Junge Dinger, mit Altersangabe, Jahrgang und auf Trinkstärke reduziert. Dagegen halte ich den Batch Strength 15-jährigen aus der aktuellen Range.
Glen Grant 1982
Ein Bottling für Seagram Italia Import. 40% „stark“, 5 Jahre alt und in wahrscheinlich unzähliger Stückzahl produziert. In diesem Fall handelt es sich um das 1 Liter Bottling. Als kleine Kuriosität kann man noch den Schraubverschluss und den Ausgießer aus Kunststoff anführen. Ich vermute mal das war eine Flasche für den Barbetrieb. Link zur Whiskybase
Nase: Helle Früchte mit Birne und Zitrone. Auch ein paar Bitterstoffe sind da. Traubenkerne vor allen. Da ist auch etwas Süßes, ich würde sagen ein Sirup. Zitronenmelissesirup.
Mund: Direkt erstmal malzig, dann milde Zitronen. Mit ein wenig Zeit kommt es brotiges dazu. Auch ein getoasteter Toast.
Abgang: Ein wenig Honigsirup und eine salzige Birnenspalte. Ganz wenige Bitterstoffe kommen noch dazu. Er bleibt nicht besonders lang, wird dabei aber schön trocken. Zitrustrocken, wenn es das gibt.
Fazit: In aller Deutlichkeit: Können wir bitte wieder solche Abfüllungen haben? Ich meine das ist absolut solider Stoff. Zur Einstimmung für ein Tasting, als leichter Digestif oder auch gerne für andere Zwecke. Klar so Bottlings gibt es vielleicht heute auch noch. Mit Altersangabe und Jahrgang… wahrscheinlich eher nicht. 85/100
Glen Grant 15-year-old
Wie der Beitragstitel schon vermuten lässt: Auch hier eine Flasche mit 1000ml Inhalt. Eine unbekannte Stückzahl wurde aus First Fill Ex-Bourbon Casks gewonnen. Er ist das Batch Strength 1st Release, ein Begriff den ich bis zu diesem Bottling nicht kannte. D.h. konkret 50%. Auch hier gibt es eine Besonderheit: Die aktuelle Umverpackung hat knallige Lila- und Türkistöne. Link zur Whiskybase (wobei meine Flasche den Bottlecode LR/IK13 hat, ist also nicht genau der gleiche Run).
Nase: Geräucherte Apfelspalten, Vanilleblüten, Aprikoseneistee und Pfirsichschnitten, Holunderblüten mit Vanillezucker.
Mund: Ein paar würzige Noten, fast in Richtung Tabak, wechseln sich immer wieder mit Vanille ab. Dazwischen spitzen auch die Früchte durch. Jetzt grüner Apfel und Birnen.
Abgang: Salzige und bittere Noten dominieren den Abgang. Die Früchte sind noch zu erahnen. Dazu der Geschmack eines Malzbonbons, dass man vor ein paar Minuten gelutscht hat.
Fazit: Wunderbar fruchtig und trinkig. Dabei zu keinem Zeitpunkt leise oder uninteressant. In einer Klasse ein Single Malt in einem sehr guten Preis-Genuss-Verhältnis. 86/100
Neutralalkohol?
Diese Frage stelle ich Christian immer, wenn wir ein Tasting gemeinsam machen. Gemeint ist damit: 0,5cl eines wohl bekannten, nicht zu dominanten und leckeren Single Malt, um damit die eigene Sensorik zu testen. Denn nicht jeder Tag ist für unsere Geschmacks- und Geruchsnerven gleich. Die Überprüfung ob heute alles bei „Normal-Null“ ist, die lohnt sich manchmal. Diese beiden Malts sind dafür wunderbar geeignet. Und auch zum Trinken. Gute Sache!
Bilder: S8z11 – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=12115254 und eigene Anfertigung | Samples: Eigene Flaschen
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