Ein englisches Duo

Englischer Whisky ist bisher keine große Berühmtheit. Die Anzahl der Destillerien ist überschaubar und deren Bekanntheitsgrad ebenso. Allerdings sind in den letzten Jahren einige neue gebaut worden und diese treten an, um das zu ändern. Um England auf die Whiskylandkarte zu bringen. Eine davon ist Cotswolds. 2014 gegründet und situiert in Phillip’s Field, Whichford Road, Stourton, Shipston-on-Stour, Warwickshire. Klingt nach JWD, ist es auch. Irgendwo zwischen London und Birmingham auf einem Feld steht jetzt also eine Brennblase. Könnte man so sehen, die Unternehmung hat aber schon etwas mehr zu bieten.

Mein erster Kontakt war der Founder’s Choice Batch 1. Ein fassstarker, junger Vertreter aus STR-Fässern. Der hat mir gleich so geschmeckt, dass ich meinen Anteil an der Flaschenteilung getrunken hatte, bevor ich dran gedacht habe rechtzeitig ein Review zu schreiben. Nun vielleicht hab ich ja noch eine Flasche davon und mach sie irgendwann auf, wer weiß.

Sample aus einem Fass

Direkt danach habe ich auf der The Village Whiskymesse in Nürnberg einen kleinen Stand entdeckt, mit einem bärtigen Hünen, der diese ach so pittoreske Destillerie vertrat. Nach einem kurzen Plausch kamen wir irgendwann über die Zukunft und was noch so ansteht. Dann zog er eine Flasche unter seinem Tresen hervor und meinte. “You have to try this. It is our first peated cask. We don’t make peated Whisky ourself, but we matured this in quater casks from Islay.” Natürlich habe ich probiert. Und was soll ich sagen: Ich fands geil. Natürlich unter dem Eindruck der Atmosphäre usw. aber ich beschloss mir eine Flasche zu besorgen, wenn er im Herbst rauskommt. Das ist jetzt. Als Tastingpartner habe ich ein Sample einer Small Batch Abfüllung für einen deutschen Händler. Mit der geht es los.

Cotswolds Distillery 2015 bottled for Kirsch Germany

672 Flaschen mit 59,7% wurden für Kirsch Whisky, dem größten Importeur in für Whisky in Deutschland, abgefüllt. Der Inhalt stammt dabei aus einem PX Sherry Butt und aus amerikanischer Eiche. Vier Jahre jung ist er. Link zur Whiskybase

Nase: Es beginnt mit Apfel, Eierlikör, Vanille und einer Alkoholnote. Die Nähe zum New Make wird deutlich. Aber nicht unangenehm, eher als Feststellung. Dann dringen langsam fruchtig süße Noten kommen durch. Weingummi, Orangen, Rosinen und Kerngehäuse von Äpfeln. Nach einiger Zeit erinnert er mich an eine Orangenlimonade.

Mund: Prickelnd startet er. Zwickt ein wenig in der Zunge. Dann legt er sich ölig um die Zunge. Orangenschale und karamellisierte Nüsse. Man kann ihn durchaus ein paar Runden im Mund drehen lassen, der ist schön intensiv.

Abgang: Ein kurzer Flash, wie von einem Brausebonbon. Danach kommt eine bittersüße Melange. Wieder die Orangenlimonade, aber auch Gebäck mit Rum. Ein wenig angebrannt. Die Länge ist erstaunlich, für das junge Alter. Was bleibt ist ein fruchtiger, leicht säuerlicher Touch.

Fazit: Vier Jahre jung. Ungestüm, keine Frage. Aber ich hatte keinen Bedarf Wasser rein zu tun. Ich kann den Charakter der Destillerie auch immer noch erkennen, oder das was ich dafür halte, aber das PX-Fass gibt schon wirklich was mit. Tolle Sache und ich freue mich, dass Kirsch diese Erfahrung in den deutschen Markt gebracht hat. 85/100

Cotswolds Distillery Peated Cask

Batch 2019/01 umfasste 2950 Falschen. Die Reifung erfolgte in Ex-peated Islay Quater Casks (das kleinere Verhältnis Fassoberfläche zu Whisky ermöglicht eine schnellere Reifung). Abgefüllt wurde mit 59,3%. Link zur Whiskybase

Nase: Es dauert einen Moment, bis sich der Dunst gelegt hat. Vorher ist der Alkohol noch sehr präsent. Dann geht es mit einiger Vanille und Unmengen Trockenfrüchten: Banane, Pomelo, Lychee, Orangen. Immer wieder kommt ein Schwung verbrannter Kräuter und Wiesenblumen dazu.

Mund: Ein weicher und fruchtiger Antritt paart sich mit einem süßen, torfigen aber leicht künstlichem Aroma. Man erhält nicht den Eindruck, dass der hier fassstark sein könnte. Total rund und schmeichelnd. Ein fruchtige Komponente ist auch noch dabei.

Abgang: Ein leichtfüßiger Fruchtmix, mit ein paar Nuancen von Torf. Mittellange bleibt vor allem das fruchtige, säuerliche und künstliche Kaubonbon, das ich dem Destillenprofil zuschreiben würde. Ganz zum Schluss ist er trocken.

Fazit: Ich hätte mir ein wenig mehr Wumms erhofft. So hatte ich zumindest das Fasssample in Erinnerung. Aber sehr lecker ist er trotzdem. Vielleicht beim nächsten mal etwas mehr Mut, bei der Gestaltung des Batches? 85/100

Immer weiter!

Nach so kurzer Erfahrungszeit ist das schon wirklich lecker. Ich freue mich schon weitere Beispiele zu dieser Handwerkskunst zu probieren. Was machen 10 Jahre Reifung aus diesem Destillat? Ich bin gespannt!

Bilder: Eigene Anfertigung, Samples: lkaler Händler und eigene Flasche