Around the World – die dritte Umrundung

Ok, um die ganze Welt geht es zugegeben diesmal nicht. Eher ein Europtrip, wie man das so schön nennt. Dreimal Irland, einmal Niederlande, zweimal Schweden. Das kann man ja schon fast mit dem eBike machen. 😉

Dingle Single Malt

Ein irischer Single Malt aus der Dingle Brennerei. Dreifach destilliert und dann in 1st fill PX-Sherry und Bourbon gereift. Das Ergebnis waren dann satte 50000 Flaschen mit 46,3%. Zum Alter schweigt man sich aus. Link zur Whiskybase

Nase: Eine starke Süße steigt vom Glas da noch vor mir steht auf. Beim Nosen kommt dann Apfelkompott mit Zimt und Orangenabrieb dazu. Außerdem finde ich ein paar würzige, teils beißende Holz- und Tabaknoten.

Mund: Ein Vanillegebäck mit Pfefferkruste. Innen dann ein Kompott mit ZItronenabrieb drin. Auch dieses ist eher würzig. Vielleicht etwas Ingwer? Dazu kommen dann auch noch rote Beeren.

Abgang: Würzig mit etwas Vanille und einer leichten Fruchtnote. Kurz nochmal cremig und honigsüß. Mit der Zeit dann sehr trocken und auch wieder etwas holzig.

Fazit: Ich würde mal sagen der ist okay. Für den Preis sicherlich ziemlich okay. Was mich ein wenig wundert ist dass man bei der Batchgröße diese Holznote zulässt. Das ist für mich kein Feature. 83/100

Dingle Samhain

Mit diesem Bottling wird bei Dingle eine neue Serie eröffnet: Wheel of the Year. Die Jahreszeiten, wenn ich das mal so frei übersetzen darf, beginnen mit dem Samhain, dem keltischen Fest zur Sommersonnenwende und dem Beginn des neuen, keltischen Jahres. Insgesamt 10000 Flaschen mit 50,5% gibt es. Gereift wurde er fünf Jahre in first fill Bourbon mit einem zwei Jahre (!) Finish in Muscatel Süßwein. Und eine Anmerkung noch: Ich bin ja kein Verpackungsfetischist, aber das ist schon eine aufwendige und durchdachte Schachtel. Link zur Whiskybase

Nase: Malzig, fast schon bierig entfaltet sich die Nase. Das legt sich mit der Zeit und wird dann durch eine schöne Fruchtnote ersetzt und mit Gewürzen ergänzt. Matschige rote Früchte auf einem Zuckerbett. Sie fangen gerade an zu gären.

Mund: Fruchtig, aber eher künstlich fruchtig. Wie Gummibärchen und Duftspender. Die Textur ist cremig und weich, kein Alkohol ist bemerkbar. Mit ein wenig Kauen werden die Früchte dann wieder echt, mit einem Übergewicht bei roten Früchten. Dazu kommt noch eine etwas herbere Note, mit Holz, Limette und Milchkaffee.

Abgang: Leicht nussig und holzig. Die Früchte sind jetzt etwas grüner, es wird leicht seifig – aber alles im Rahmen. Ein wärmender Touch lässt zum ersten mal den Alkohol erkennen. Bittersüß mit Mandeln macht es dann den Abschluss.

Fazit: Nicht verkehrt. Ein schönes Bottling und ein guter Auftakt für eine neue Reihe. Ich hätte mir, weil ich viel Gutes darüber gelesen habe, fast noch ein wenig mehr erhofft. 87/100 Ich empfehle übrigens ein Glas mit einer etwas größeren Öffnung. Die Copita, wie im Bild zu sehen, lässt in der Nase ein paar Klebstoffnoten aufkommen, die bei breiterem Glas komplett weg sind.

Waterford Heritage Hunter 1.1

Emotional vorab 100 Punkte für diesen Whisky. Auf gerade mal 50g quasi ausgestorbener, geretteter Hunter Gerste wird ein eigenes Bottling. Durch viel Mühen beim Anbau konnten über die Jahre 25,5 Tonnen erwirtschaftet werden. Diese wurde gebrannt und in 1st Fill, Virgin Oak sowie Vin Doux Naturell gelagert. Abgefüllt wurde mit 50% in 9048 Flaschen. Link zur Whiskybase

Nase: Sehr ungewöhnlich, sehr anders. Schwer zu beschreiben. Da ist Malz, Karamell, Pfirsich und etwas Zitrus. Soweit so normal. Da ist aber auch intensiv Birke und eine extreme, erdige Note. Eine süße Note steigt auf. Ein warmer Kuchen mit einer dicken Apfelsauce darüber.

Mund: Die Birke ist wieder vorhanden, dazu kommt jetzt frisch gemähtes Gras. Dazu auch wieder der Pfirsich. Ein paar Bittstoffe und eine Spur Salz gesellen sich dazu. Im Vergleich zur Nase kommt er mir jetzt verschlossen vor. Das ist aber nur weil diese so intensiv war.

Abgang: Pfirsich, Birne, angebranntes Karamell. Dazu Honig und Zitrone auf einem nassen Blätterhaufen. Die Birke ist jetzt nicht mehr vorhanden. Dafür wird er sehr trocken und kriegt einen leicht unangenehmen Eichentouch.

Fazit: Wenn ich es um meine Begeisterung bezüglich der Züchtung alter Gerstenstämme neutralisiere bleibt hier dennoch ein außergewöhnlicher Malt. Ich bin gespannt wie sowas mit ein paar Jahren mehr auf dem Buckel schmeckt und ob er mich dann noch mehr überzeugen kann. 85/100

Ein Kommentar noch, unabhängig vom Whisky. Was mich generell bei Waterford stört: Die blaue Flasche. Blau ist psychologisch eine Warnfarbe bei Lebensmitteln. Für mich ist der Anblick jedes mal wieder komisch. Der Glaskorken ist im Handling und aus Umweltaspekten auch nicht wirklich toll. Außerdem fehlt mir immer noch die Distanzierung von Steiners ethnizistischen Theorien. Stattdessen preist man ihn für seine Ansätze der Biodynamik und nennt ihn im Artikel darüber einfach nur „extraordinary Austrian“.

Millstone 2017

Die Millstone Whisky stammen aus der niederländischen Zuidam Destillerie. Diese Abfüllung wurde nach etwas über 5 Jahren aus Oloroso Sherry Casks mit 46% Trinkstärke gebotteled. Über die Anzahl der Flaschen gibt es keine Information. Link zur Whiskybase

Nase: Säuerliche Fruchtnote, gepaart mit einer würzigen Brühe. Orangen, Maggiekraut, Tomatenmark, Sandelholz. Auch etwas Metall. Mit der Zeit kommt eine stechende Note dazu, die ist eher unangenehm.

Mund: Anfangs sehr mild. Er braucht ein wenig bis er sich im Mund entfaltet. Dann kommt wieder die Brühe, aber es wird noch würziger. Pfeffer, Salz, Ingwer und auch ziemlich intensive Tabaknoten und etwas dunkle Schokolade. Die Süße kommt jetzt eher von angebranntem Zucker. Früchte sind kaum noch da.

Abgang: Die Bitterstoffe sind auch im Abgang sehr dominant. Die Würze fällt dadurch zurück. Die Brühe wurde eher mit einer Sherryreduktion vermengt. Die metallische Note wird wieder stärker.

Fazit: Für Fans von Olorosoreifungen dürfte das hier ein willkommenes Bottling sein. Ich habe wenig Erfahrung mit Millstone, aber ich kann mir kaum vorstellen dass hier noch Brennereicharakter übrig ist. Ist glaube ich für diese Abfüllung nicht wirklich wichtig. 83/100

Smögen 08-year-old

Aus (einem?) Ex-Bourbon Barrel und einem Sherry Hogshead stammt dieser 8 Jahre alte Schwede. Er wurde in 2020 mit fast 60% abgefüllt. Da er immer noch gut verfügbar ist denke ich es waren mehr als ein Barrel. Link zur Whiskybase

Nase: Metall, Wacholder gekochtes Fleisch und Kräuter. Das ergibt ja fasst schon eine Mahlzeit. Eine leichte Rauchfahne und der Duft von Zuckerwatte kommt dazu. Auch ein paar helle Früchte, aber das ist eher eine künstliche Note.

Mund: Der Alkohol ist sehr präsent, um es mal nett auszudrücken. Pfeffer und Chilischärfe sind die Folge. Mit der Zeit stellt sich Taubheit im Mund ein. Nach ein paar Umdrehungen im Mund wird es süßlich und die Kräuter kommen zurück. Dazu Äpfel und Zitronen mit einen Schwund Salzwasser und wieder dem zurückhaltenden Rauch.

Abgang: Bleibt schön süß, mit etwas Schokolade. Wenn sie ganz arg warm und schon sehr weich ist. Die Äpfel sind auch wieder da. Was mir auffällt ist dass er relativ wenig Bitterstoffe hat.

Fazit: Ich finde es ja witzig, dass es in der Base ein Review gibt welches perfekt eingebundenen Alkohol attestiert. Nun, ich würde dem nicht zustimmen. Jemandem der Fassstärke nicht gewohnt ist kann man das hier nicht vorsetzen. Das soll aber nicht heißen dass ich ihn nicht gut fand. 87/100 Der schwimmt übrigens auch recht gut. Kann man bis 50/50 problemlos verdünnen und er ist immer noch lecker.

Smögen 100 Proof Batch 2

Batch 2 der Reihe aus den Sherry Quarter Casks. Gereift würde insgesamt 6 Jahre und abgefüllt mit 57,1% (100° Proof) Link zur Whiskybase

Nase: Eine ganze Armada an roten Beeren. Himbeeren, Johannisbeeren, Goji, Erdbeere. Dazwischen rosa Pfeffer, Muskat und Vanille. Mit der Zeit noch etwas Apfel, Rauch und Gummi.

Mund: Salzig, cremig mit Vanille. Dann kurz pfeffrig scharf. Dann wird er vor allem Süß. Käsekuchen, Karamellpopcorn, Zuckerwatte und rosa Esspapier. Ein paar leichte Bitterstoffe begleiten das Ganze.

Abgang: Die Cremigkeit bleibt als Mundgefühl. Dann geht es mit gezuckerten Äpfeln, einer Prise Salz, einem Gesundheitskuchen dem Ende zu. Wenn man schnell schluckt transportiert er den Pfeffer auch in den Abgang.

Fazit: Sehr lecker. Ich kann wirklich viel mit Smögen anfangen. Das in diesem Batch für mich der Rauch kaum wahrnehmbar ist – geschenkt. Die Quarter Casks machen einen guten Job. 88/100

Besser als man vielleicht erwartet

Sogar die beiden Einsteiger sind auf ihrem Niveau vollkommen in Ordnung. Beim Rest gibt es schöne Experimente und wirklich gute Abfüllungen. Ich vermute vor ein paar Jahren wäre ich noch ziemlich skeptisch all dem hier gegenüber gestanden. Dafür gibt es heute sicher keinen Grund. Das Ergebnis stimmt. Die Qualität ist hoch. Und es macht durchgehend viel Spaß. Toll!

Mehr zu: Niederlande, Irland, Schweden, Around the World (2)
Bilder: Titel: Weltkarte mit Punkten und Verbindungslinien, Screenshot von planyourtrip.travel | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat gekauft und kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Millstone, Dingle Single Malt)