Into the Linkwoods (Teil 3)
Eigentlich wollte ich einen Speyside Beitrag schreiben mit sechs unterschiedlichen Destillerien. Ich war mit dem ersten Dram fertig, dem MoS unten und fragte Christian wie er ihn fand. Dabei kam von ihm der dezente Hinweis, dass ich ja ein Fable für Linkwood hätte. Stimmt irgendwie, dachte ich mir dann und hab kurzerhand den Plan verworfen. Statt irgendwas mit Speyside gibt es sechs Linkwood.
Linkwood 10-year-old – JamesMacArthur
Den Anfang macht der jüngste im Bunde, wie sich das bei einer Vertikalen gehört. Er ist 10 Jahre alt und wurde von JamesMacArthur mit fast 60% abgefüllt. In der Old Master Cask Strength Selection wurde er bereit 1992 abgefüllt. Über Fass oder Fässer weiß man leider nichts. Link zur Whiskybase
Nase: Jung und süß schallt es mir entgegen. Deutliche Vanillenoten, viel Karamell und Fudge. Dazu eine dezente aber faulige Orangennote. Mit Wasser kommt etwas arg künstliches dazu.
Mund: Es bleibt süß, die Textur ist sehr ölig. Saure Äpfel kommen dazu. Das Karamell ist jetzt salzig und liegt neben einer leeren Kaffeetasse. Orangenlikör wird eingeschenkt. Wasser macht ihn deutlich flacher.
Abgang: Neben der Wärme, der Süße und dem betäubenden Alkohol bleibt da nicht viel. Ein paar Bitterstoffe lungern auch noch länger auf der Zunge herum. Mit Wasser wird er leicht scharf im Abgang und kriegt noch ein wenig Zitrone ab.
Fazit: Nicht ganz einfach zu trinken. Die hohe Alkoholstärke ist schon fordernd. Gibt aber einem relativ jungen Malt trotzdem die Möglichkeit zur Ausdrucksstärke. Der Abgang ist ein wenig zu flach, sonst hätte ich ihn noch mehr gemocht. Wasser hilft hier eher nicht. 86/100
Linkwood 2009 – Malts of Scotland
Von einer sehr alten Abfüllung zur einer aktuellen: Einen 11-12 Jahre alter Linkwood aus dem Sherry Hogshead präsentiert uns Malts of Scotland im letzten Outturn für 2021. 287 Flaschen gibt es mit 56,5% Link zur Whiskybase
Nase: Eine dunstige Süße, reife rote Äpfel. Zusammen ist das schon fast Most. Dazu Vanille, ein wenig Kaugummi und auch ziemlich würzig. Ein wenig Pappkarton mache ich auch aus.
Mund: Salziger-süßer Kaugummi, bin mir nicht sicher ob es sowas geben sollte. Irgendwo zwischen Kompott (Frucht undefiniert und durch Süße erschlagen) und Ingwerwurzel.
Abgang: Süßlich und leicht mineralisch. Dazu wieder sehr reife Frucht. Ich würde diesmal eher in die Zitrusrichtung gehen. Salzig und ziemlich wärmend geht es dann dem Ende zu. Da wird dann auch Relativ spät noch die Zunge pelzig.
Fazit: In der Base schreibt jemand er wäre kein Linkwood-Fan und würde den hier deswegen wohl zu schlecht bewerten. Ich bin mir nicht sicher ob es nicht auch umgekehrt sein könnte. Ich finde den insgesamt ganz solide. Das Fass bringt ihn für mich aber eher durcheinander. 85/100
Linkwood 1998 – Gordon & MacPhail
Wir gehen wieder zurück in der Zeit. In der Private Collection hat Gordon & MacPhail diesen 16 Jahre alten Malt abgefüllt. Die 4000 Flaschen erhielten dabei ein Finish im Côte Rôtie Wine Cask. Abgefüllt wurde mit trinkstarken 45%. Link zur Whiskybase
Nase: Ultrasüße Trauben verstecken einen Hauch von Vanille. Dazu kommen old-style Notes von Möbelpolitur, Büchern und Leder. Nicht sehr intensiv, aber wir sind auch erst bei 16 Jahren. Etwas Sauerrahmbutter ist auch noch da.
Mund: Die Aromen sind recht ähnlich, wurden aber mit einem Käsekuchen in den Mixer geschmissen. Dazu ein Dressing aus Blutorange und ein Kaffee zum Runterspülen. Hello!
Abgang: Süßlich, mit nur wenigen Bitterstoffen. Jede Menge unterschiedliche, vor allem rote, Früchte. Gezuckert ohne Ende. Die Butter ist auch noch da und es kommen ein paar Tabakblätter dazu.
Fazit: Ein sehr geschätzter Schreiber in der Base findet die Fässer übertünchen hier alles und hat daran keine Freude. Nun, ich kann grundsätzlich verstehen was damit gemeint ist. Dennoch habe ich großen Spaß damit. Fassstark wahrscheinlich sogar noch mehr. Oder ist das genau der Unterschied und der Trick (für mich) zum MoS? 88/100
Linkwood 1991 – Gordon & MacPhail
Quasi der Vorgänger der 1998er Bottlings. Auch hier ein Finish im Côte Rôtie (30 Monate), abgefüllt 2011 mit 45% für die Private Collection. Diesmal sind es aber nur 1900 Flaschen und 20 Jahre im Fass. Link zur Whiskybase
Nase: Eine Mix aus Beeren und entsprechenden Marmeladen und einer deutlichen Reife. Kann man Marmelade eigentlich auch in Eichenfässern reifen lassen? Wahrscheinlich nicht, aber das Ergebnis würde ich mir so vorstellen. Da sind dann die ausgelutschten Vanillearomen, die Eichenwürze und die ledrigen Noten. Die geben den Früchten Tiefe. Vielleicht ist da auch noch ein wenig Apfelkompott mit im Spiel.
Mund: Gummi und Butter treffen auf dunkle Früchte und Schokolade. Dazu ziemlich viel Wein und auch Kräuter und Gewürze. Die Holznoten sind mir hier jetzt ein wenig zu viel. Man kann sie unterdrücken, in dem man bestimmte Regionen der Zunge auslässt. Spannend.
Abgang: Auch hier wieder die Fassbutter und die Früchte. Dazu kommen noch Röstaromen. Tabak, zerriebene Fruchtkerne, Schokolade und ein wenig Kaffee.
Fazit: Es ist schon interessant. Von der Nase ausgehend war ich kurz im Himmel. Das konnte wirklich gut werden. Im Taste allerdings kann er das nicht mehr halten. Der Abgang ist gut balanciert. 87/100
Linkwood 25-year-old – Gordon & MacPhail
Und ein letzter G&M: Das 25 Jahre alte Licensed Bottling. Ausgestattet mit dem Label der Destille, die selbst aktuell keine Single Malts auf den Markt bringt. 2018 kam er auf den Markt. Er hat 43%, über Fässer weiß man leider nichts. Link zur Whiskybase
Nase: Eine Korb aus hellen Früchten. Vom Pfirsich bis zur Banane. Dazwischen ein wenig Butter (irgendwie hab ich da heute einen Hang zu). Nach einiger Zeit werden die Früchte eher dunkel. Kirschen und Pflaumen vor allem. Zusammen mit würzigen Rinden ist man geneigt an lokale Gebäckstücke zu denken, die es wohl überall in Deutschland unter verschiedenen Namen und mit leichten Abwandlungen gibt.
Mund: Jetzt hab ich ins Gebäck gebissen. Jemand im Teig etwas mehr Salz verwendet. Die Früchte sind außerdem gekocht. Lange Lagerung im Sherryfass kommt mir spontan in den Sinn. Da ist Kirschsaft, kurz bevor er drüber ist. Da sind Rumrosinen die jemand vier Jahr im Glas vergessen hat. Und da ist einiges an schmatzend nassem Holz.
Abgang: Eine frische und überraschende Säure geht schnell über ins Trockene. Dazwischen kommen Vanille und Kirsche. Dann sind es die „dark notes“ die das Finale dominieren. Schokolade, Tabak, Leder und Kaffee. Alles eher zahm, vermutlich der Trinkstärke geschuldet. Das macht es insgesamt sehr rund, man sehnt sich aber vielleicht doch nach mehr.
Fazit: Da ist nichts verkehrt und vieles richtig würde ich sagen. Auch hier muss ich allerdings zugeben: Die Reifung hat reife Leistung erzielt. Der ist schon sehr fassdominiert. Heute ist scheinbar so ein Tag an dem ich das gut ertragen kann. In Trinkstärke zumindest. 89/100
Linkwood 1984 – Single Cask Collection
Das ist doch ein gutes Stichwort um wieder in die Fassstärke zu wechseln. Finale. Eine österreichische Abfüllungen, von unseren Freunden der SCC, Single Cask Collection. Also Freunde ist wahrscheinlich ein wenig viel, kennt man sich ja eigentlich kaum, aber auf der Whiskymesse in Nürnberg hatten wir am Stand immer viel Spaß und gute Drams. Da ist schon mal ein Anfang. Hier schließen wir die Session mit einem Bourbon Hogshead und einer Reife von soliden 27 Jahren. Abgefüllt wurde mit 57% in 205 Flaschen. Link zur Whiskybase
Nase: Was mit einer Fülle an tropischen und heimischen, reifen, hellen Früchten beginnt geht schnell über in Richtung würzige und kräutrige Noten. Der Verbinder ist dabei das Fass. Die Holznoten ermöglichen eine nahtlose Transition hin und wieder zurück. Wobei von mal zu mal die würzige Seite dominanter wird. Bis es irgendwann in einen aufgespritteten Wermut über geht.
Mund: Trocken, salzig, mit Kräutern und dazwischen immer wieder old-style Bourbon. Hintergründig eine Malznote, die etwas Süße beisteuert. Dazwischen gibt es Blumen und Kräuter von der Minze bis zum Muff einer Bergamotte. Sehr fordernd. Sehr geil.
Abgang: Menthol macht sich breit und nimmt sich viel Raum, ich bin hier schon fast bei Eisbonbons. Zusammen mit Tabak (kein Mentholtabak ;-)). Dazu auch noch ein paar angeschlagene und leicht bittere Früchte
Fazit: Die Tatsache, dass man so ein Fass aussucht, die zeugt schon von einer gewissen Verrücktheit. Das kann man nicht jedem vorsetzen, wenn man die richtigen Personen findet, dann wird man allerdings gefeiert. Das mache ich jetzt. Danke. 91/100 Der nimmt übrigens auch Wasser wie ein Champion. Da werden dann die Kräuter und die floralen Noten noch intensiver.
Eine echte Vertikale
So müsste es in der Vertikalen immer sein, oder? Der älteste und am längsten gereifte Dram ist der beste. Was ein Finale. Hat da jemand noch einen rumliegen? Oder was Vergleichbares? Ihr wisst ja wie ihr mich erreichen könnt. 😉 Auch ansonsten war eine kontinuierliche Steigerung erkennbar. Witzig fand ich, dass ich mehrfach das Gleiche beobachtet habe und zu unterschiedlich Bewertungen kam: Einmal fand ich die Dominanz des Fasses nicht so gut, zweimal schon.
Titelbild : cc-by-sa/2.0 – © Anne Burgess – geograph.org.uk/p/1062376 Flaschenbilder: Freundliche Überlassung der Whiskybase und von Hane*92 |
Samples: Privat gekauft
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