200 Jahre alt und kein bisschen leise

Nachdem mich Tobias von dieser großartigen Idee eines Cocktail Blogs überzeugt hat folgt nun auch der erste Artikel von mir. Wie kann ich ihm sowas auch abschlagen? Hat er doch den entscheidenden Anstoß dazu geliefert, dass ich die Cocktailwelt jenseits des Long Island Ice Tea entdeckt habe.

Da ich neben einem Faible für Whisky, nun auch noch eine Passion für Bourbon und Whisky Cocktails entdeckt habe, wiederum dank Tobias, sollte der erste Artikel auch unbedingt etwas aus diesem Bereich sein. Was liegt da näher als die Mutter aller Whiskycocktails?

Der Old Fashioned ist so etwas wie der dunkelblaue Anzug der Cocktailszene. Es gibt ihn eigentlich schon immer (also zumindest mein Vater und auch mein Opa hatten schon dunkelblaue Anzüge), man ist nie schlecht mit ihm angezogen und zeigt ein gutes Verständnis für Stil und Geschmack. Man hebt sich aber auch nicht wirklich als Trendsetter ab. Ein durch und durch solider, etwas konservativer Cocktail, der nun ja aber auch schon ca. 200 Jahre auf dem Glas hat. Der Old Fashioned oder sein Vorgänger der auch einfach nur als Whisky Cocktail bezeichnet wurde, gilt schlichtweg als einer der ersten Cocktails überhaupt. Er folgt der damals entstanden klassischen Rezeptur Spirit, Zucker, Wasser und Bitter. Über die letzten 200 Jahre hat sich daran auch nicht viel geändert und so ist auch heute noch die Standardrezeptur. Angeblich wurde der Name in einem Gentlemen’s Clube in Louisville, Kentucky von einem Bartender zu Ehren eines prominenten Destillers geprägt. Von dort gelangte der Name in die legendäre Bar des Waldorf-Astoria in New York City (so schriebt es zumindest das The Old Waldorf-Astoria Bar Book von 1937). Eigentlich egal für den Geschmack aber eine sehr schöne Geschichte.

Heute wird in der Zubereitung des Old Fashioned der damals übliche in Wasser aufgelöste Zuckerwürfel zumeist direkt durch Zuckersirp (Simple Sirup) ersetzt. Das klassische Rezept lautet heute daher:

4-6cl Whisky, 1-2cl Zuckersirp, 2 Dashes Angostura plus Orangen oder Zitronenzeste oder Scheibe plus großer Eiswürfel

Wichtig ist das passende Glas welches ja auch nach dem Cocktail benannt im allgemeinen als SOF (Single Old Fashioned Glas) oder DOF (Double Old Fashioned Glas) benannt wird. Ich persönlich mag das größere DOF lieber da es gerade mit einem großen und idealerweise klaren Eiswürfel (hier folgt bei Gelegenheit ein separater Artikel) dem Cocktail mehr Raum lässt und einfach schicker aussieht.

Ich persönlich habe für den Blog nochmal die folgenden Kombinationen getestet:

6cl Bookers Bourbon
1,5cl Zuckersirp
2 Dashes Angostura
Zitronenzeste

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Der Bookers Bourbon mit seinen 63% macht ordentlich Dampf, gerade ihm tut aber das bändigen durch den Cocktail gut und er kann seine Noten sehr gut entfalten. Vielleicht ist aber auch das Teil des Problem, der Bookers ist okay aber haut mich geschmacklich nicht um. Insgesamt ein sehr starker Old Fashioned, wenn man nicht regelmässig cask strength trink eher etwas zu hart und geschmacklich eher eine 2-3.  Etwas mehr Zuckersirup kann gut tun wenn man die Süße mag. Also weiter zu einem anderen Bourbon. Die restlichen Zutaten bleiben zum Vergleich gleich. Also auf zum zweiten Versuch.

6cl Knob Creek Bourbon
1,5cl Zuckersirp
2 Dashes Angostura
Zitronenzeste

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Ein deutlich unterschied zur ersten Version. Die „nur“ 50% des Knob Creek funktionieren besser und ergeben einen deutlich runderen Cocktail. Der Knob Creek hinterlässt im Vergleich einen leicht bitteren Nachgeschmack auch hier könnte je nach Geschmack 0,5 cl mehr Zuckersirup helfen wenn man die erhöhte Süße mag. Da dass Eis den Cocktail über die Zeit ja aber weiter verändert finde ich die herbere Variante über die kurze Lebensdauer des Cocktails im Glas überzeugender.

Auf jeden Fall aufpassen mit dem Angostura. Ist leider der Klassiker bei Barkeepern die die Rezepte aus dem Buch ablesen müssen das der Cocktail eher nach Angostura schmeckt als nach sonst was.

Nach den zwei Cocktails wurde der Test aufgrund zunehmender Müdigkeit des Testers spontan eingestellt. In Kürze folgt der Follow-up zu zwei sehr spannenden Varianten, die ich mittlerweile lieber und häufiger trinke als das Original. Irgendwann ist dann eben doch Schluß mit dunkelblauen Anzügen.

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