White IPA ist das neue Schwarz
Die Brauerei Schneider schaut auf lange und große Tradition zurück. Georg Schneider I. war der erste Bürgerliche der Weißbier brauen durfte. Noch heute macht die Familie in Kelheim ebendies. Anfang der 2000er hatte ich das Glück eine Brauereiführung mitmachen zu dürfen. Damals erkannte ich für mich eines der besten Weißbiere. Auf Augenhöhe mit Gutmann. Aber wie sieht es heute aus? Was hat sich getan im Traditionsbrauhaus? Durch Zufall bin ich in Erlangen in der Bierothek auf das TAP5 gestoßen. Der Berater dort war natürlich emsig begeistert, aber er hat die richtigen Knöpfe gedrückt. „Da ist so viel Hopfen drin, das ist quasi ein White IPA“. Das musste ich probieren.
Im Glas: Ein leuchtendes Orange und eine stabile, feine Schaumkrone.
In der Nase: Ein Weizenfeld auf das die Sonne knallt. Ein paar Schritte daneben eine wilde Wiese mit Gräsern, Blumen und Kräutern.
Im Mund: Zuerst ein süßlicher, malziger Schwall mit feinperliger Kohlensäure. Dann eine gebackene Banane, mit Hiffenmark bestrichen. Der hohe Alkoholgehalt (8,2%) gibt dem ganzen Schub. Hier wird nichts versteckt. Und während man die cremige Struktur genießt wird einem dann bewusst: Das Weizen ist mit Hopfen gestopft bis es platzt.
Am Gaumen: Zu ein paar Bitterstoffen und Röstaromen gesellen sich noch einige Walderdbeeren. Ganz unaufgeregt, denn eigentlich sind die Sinne noch damit beschäftigt das Feuerwerk im Mund zu verarbeiten.
Fazit: Es ist erstaunlich. Schneider bringt bereits 2008 etwas auf den Markt, was man heute als trendiges Craftbier verkaufen würde. Vielleicht mit einem hipperen Label und einem anderen Namen. Aber dann wäre es auch irgendwie nicht mehr Schneider. Ich bin auf jeden Fall begeistert. Bis auf seltene Ausnahmen war ich eigentlich weg vom Weißbier. Mein Interesse ist wieder geweckt, wenn auch auf eine andere Art. Seitdem ich das erste getrunken habe schaue ich mich jetzt nach White IPAs um. Auch wenn es offiziell gar keines sein will – bisher kommt keines ran an das TAP5.
95/100 Punkten.
Kann mich Tobias Urteil nur anschließen. Dieses Bier ist die Wucht, das MArketing von Schneider (zum Glück) nicht.