„Auch du, mein Sohn Brutus?“

44 vor Christus wurde mit dem Messer die Balance wiederhergestellt. Hätte Gaius Iulius Caesar etwas öfter mit seinen Kumpels einen getrunken, vielleicht wären ihm diese (angeblichen) letzten Worte erspart geblieben. Cocktails gabs damals wohl noch nicht und der „Last Word“ stammt sicher aus jüngerer Vergangenheit. Aber auch er kann etwas ausbalancieren.

Prohibition und Smaragde

Der Drink war lange Zeit nicht in Mode und erst Anfang des neuen Jahrtausends wurde er wiederentdeckt. Passend zur Farbe in Seattle, der so genannten „Emerald City“. Eigentlich wird er aber zurückdatiert auf die Prohibition Anfang des 20. Jarhunderts. Das würde auch ganz gut passen, denn er gehört in die Kategorie „alles zu gleichen Teilen“. Diese Art Cocktails war zu besagter Zeit verbreitet. In den ersten schriftlichen Aufzeichnungen des Rezeptes (~1950) findet man dies:

ein Teil Gin

ein Teil Chartreuse Verte

ein Teil Maraschino

ein Teil Limettensaft

auf Eis shaken und in eine Coupette abseihen

Je nach Rezept (oder Glas? oder Durst?) entspricht ein Teil 2-3cl. An der oberen Grenze hantiert man dann mit 9cl Alkoholika. Das sollte man im Blick behalten, nicht dass der Last Word ungewollt wirklich den Abend beschließt. Unabhängig von der Menge pro Einheit erhält man aber ein Ergebnis höchster Balance. Mit einem schön ausgewogenen Süße/Säure-Verhältnis, Fruchtnoten und einem kräutrigen Abgang. Audrey Saunders (Pegu Club, New York City) ist laut Seattle Times eben sogar überzeugt, er eigne sich dazu ein neutrales Geschmacksbild, die Balance im Mund, wiederherzustellen.

Gin = Gin!

Eigentlich ein Cocktail bei dem man wenig falsch machen kann, oder? Zutaten und Zubereitung scheinen vollkommen klar. Aber der Blick auf ein paar Details lohnt sich – wie immer! Man sollte sich keine Illusionen darüber machen, dass man mit komplexen Gins hier viel ausrichten kann. Ein gleicher Anteil Chartreuse Verte wird in den meisten Fällen das gewünschte Ergebnis zumindest stark beeinflussen. Will man das ändern, sollte man auf jeden Fall auf die Jaune zurückgreifen. Gegebenenfalls sogar etwas weniger als einen Teil verwenden. Dann verliert man aber auch ganz sicher die ursprüngliche Balance.

Saft = Saft?

Die einschlägige Literatur sagt nichts dazu aus ob der Limettensaft frisch gepresst sein soll. Beachtet man den historischen Ursprung darf man davon ausgehen, dass frischer Saft gemeint war. Ich glaube aber das heute aus Bequemlichkeit oft auf die Flasche oder sogar Konzentrat zurückgegriffen wird. Dann aber droht schnell die Seifigkeit. Deshalb empfiehlt sich frisch gepresster Saft. Faustregel für die Dosage: eine mittelgroße Limette sollte in etwa 2cl enthalten. Bei der Zubereitung empfiehlt sich dann auch noch doppeltes Abseihen durch ein Feinsieb. Damit kann man die optische Attraktivität, durch die Entfernung der Fruchtfleischreste, aufrecht erhalten.

Das bittere Ende

In einem Rezept habe ich gelesen, dass man Limettenviertel im Shaker muddeln soll, um an den Saft zu kommen. Dann Eis und den Rest darauf und shaken. Ich habe es ausprobiert und ich muss sagen: Die Bitterstoffe, die so durch das Quetschen der Schale in die Flüssigkeit übergehen, dominieren den Cocktail viel zu sehr. Aber man kann der Idee dennoch etwas abgewinnen. Die Öle aus der Schale lassen sich auch gewinnbringend einsetzen. Deshalb kam ich dazu das Glas mit einer Limettenzeste abzuspritzen und sie dann als Deko zu verwenden. Das verleiht dem Last Word noch mal eine Schicht an Komplexität, die sich sehr wohl integriert. Als netten Nebeneffekt erhält man auch noch die exotische Duftnoten beim Ansetzen am Mund.

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Das finale Rezept:

2,5cl Gin

2,5cl Chartreuse Verte

2,5cl Maraschino

2,5cl frisch gepresster Limettensaft

Vorgekühlte Coupette mit Limettenzeste abspritzen. Zutaten auf Eis shaken. Doppelt in das Glas abseihen und mit der Zeste dekorieren.

Cheers!

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