Oscar Verleihung für einen Martini
Wermut Cocktails
Der Martini Cocktail ist die Urform oder auch der König der Wermut Cocktails. Einem Genre welches heute zum Standardrepertoire hinter der Bar gehört und welches es bis zur Filmberühmtheit geschafft hat. So ist heute der Vodka Martini symbolisch für den klassischen James Bond. Mit Daniel Craigs Auftritten wurde daran etwas „gerührt“ und der Vesper als neue Interpretation geschaffen. Die Basis des Wermut Cocktails aber blieb.
Im „Cocktailian – Das Handbuch der Bar“ findet man dazu folgende grundlegende Formel:
Spirituose
+ Wermut
+ (Likör)
+ Bitters
Der Martini Cocktail
So simpel ist auch die Rezeptur für den Martini: 5cl Gin + 3cl Wermut + 2 dash Orangenbitter. Auf Eis verrühren und in ein Martiniglas abseihen. Dazu eine Olive oder Zitronenzeste als Garnitur. So oder so ähnlich findet man es schon 1905 im „The Hoffman House bartender’s guide“.
Aber die Einfachheit der Rezeptur führt auch zu einem Problem: Jeder Fehler bei der Zubereitung wird sofort deutlich. Oder betrachten wir es von der anderen Seite: Mit jeder Variante bei den Zutaten muss man wahrscheinlich auch die Rezeptur anpassen.
Martini Malacca
Mich hat es gereizt eine Martini Variante für den Tanqueray Malacca Gin zu finden. Dieser hat eine sehr runde, weiche Struktur. Er ist von Zitrus und Vanille geprägt und die Wacholdernoten halten sich dezent zurück. Mir war klar, dass der Wermut dazu die Gewürze mitbringen muss und Ecken und Kanten haben sollte. Erste Versuche mit Noilly Prat haben nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Der Martini extra dry kam für mich nicht in Frage. Er ist zu eindimensional und damit für die Aufgabe ungeeignet.
Durch einen glücklichen Zufall habe ich eine Flasche Oscar.697 erstanden. Dieser Stand schon lange auf meiner Liste und er sollte seine Chance kriegen. Über den Wermut selbst will ich an anderer Stelle im Detail schreiben. Auf jeden Fall bringt er eines mit: Er ist staubtrocken und hat genau diese eine gesuchte Kante. Wie ein Messer in einem Berg aus Flausch. Dazu kommen Fenchel und Eichenholz als ansprechende Würze.
Den letzten und entscheidenden Dreh hin zu meinem Wunschrezept gab dann der Bitter. Die Zitrusnote aus dem Gin wollte ich noch weiter raus kitzeln und ihr nicht die Orange zur Seite stellen. Aus Vancouver habe ich einen Lime Marrakech Bitter mitgebracht. Dieser hatte genau den gewünschten Effekt.
Im Vergleich zum Original muss der Gin-Anteil etwas erhöht werden, denn sonst dominiert der Oscar.697 zu stark. Um der Weichheit der Spirituose noch etwas Bühne zu geben, habe ich mich für die rundere Coupette als Glas entschieden.
Das Finale Rezept:
6 cl Tanqueray Malacca Gin
3 cl Oscar.697 Extra Dry Vermouth
2 Dash Lime Marrakech Bitter
auf Eis verrühren und in eine vorgekühlte Coupette abseihen. Glasrand mit Zitronenzeste dekorieren.
Worauf will ich eigentlich raus?
Ein Cocktail mit einem vergriffenen, limitierten Gin und einem kanadischen handcrafted Bitter. Ergibt wohl eine kaum nachmixbare Kombination. Schade für euch, denn sie ist wirklich lecker. 😉
Aber mein Eingangsstatement bleibt und soll auch den Abschluss bilden: Desto einfacher der Aufbau des Cocktails, desto wichtiger ist es die richtige Balance und das richtige Zusammenspiel zu finden. Es lohnt sich immer noch mal eine Ecke weiter zu schauen und an einem Detail zu feilen.
Bei der Mixology wirft man dieses Wochenende auch einen genaueren Blick auf den Martini Cocktail: http://mixology.eu/drinks/fuenf-martini-twist/