The 4th Shining Dram

Der vierte Ausflug zu einem kleinen unabhängigen Abfüller aus meiner Nachbarschaft, The Shining Dram. Das bedeutet Einzelfassabfüllungen, so wie sie aus dem Fass kommen, unverdünnt und ungefärbt. Wenn der Importeur was Interessantes im Gepäck hat, wird es abgefüllt.

keine Figur aus 'Macbeth', sondern ein Whisky: Macduff

Macduff 2013 TSD

9 Jahre im Sherry Hogshead bis 2022 / 51,9%Vol. / Link zur Whiskybase

Mit 9 Jahren und 9 Monaten noch relativ jung, der Farbe nach hat er aber ein aktives Fass abbekommen.

Nose: Ziemlich sicher war das ein Oloroso-Fass, welches den nussigen und leicht fleischig bis ganz leicht schwefeligen Charakter von Macduff perfekt unterstreicht. Sogar süße Zitrusnoten und Malz warten darauf, entdeckt zu werden. Honigwaben, Birnenkompott und gelegentliche Datteln fügen sich dezent ein. Mandelnougat wird mit einer Mischung aus Mokka, Zimt und Muskat beschichtet, was eine gelungene Überleitung zu dem mit Tabak verrauchtem Eichenholz darstellt. (88)

Taste: Ui, ist der trocken. Eichenholz mit feinen Gewürzen und reichlich Haselnüssen entfalten sich. Dazu Kakaopulver, es geht also auch weit ins Schokoladige hinein. Doch der Sherry hält das Gesamtbild in Balance, er gibt sich ölig und in Ansätzen trockenfruchtig, aber auch herb bis zestig. Die Konsistenz rangiert zwischen fleischig und fett. (87)

Finish: Smooth, der geht erst mal runter wie Öl. Dann klopfen die Gewürze und der Kakao an der Tür. Eichenholz, Leder und Nüsse strömen durch den Mund. Der Sherry sorgt nochmal für Datteln und Wachs. Mineralischer Schwefel und Umamitöne mit einem gewichtigen Ausklang. (88)

Fazit: Unglaublich, wie filigran der ist. Und gleichzeitig fett und strukturiert! Mit Blick auf sein Alter ist das ganz großes Kino. Mit das Leckerste, was ich an Schwefel bisher hatte. Hat was von Drecksau.

Balmenach - zu Deutsch: Siedlung in der Mitte (der Region)

Balmenach 2012 TSD

Pedro Ximénez Sherry Hogshead bis 2022 / 50,2%Vol. / Link zur Whiskybase

Balmenach ist bislang ein unbeschriebenes Blatt für mich, generell läuft die Brennerei ziemlich unterm Radar. Das muss aber nix heißen. Mit 10 Jahren ähnlich alt wie der Macduff, und ebenfalls mit einem intensiven Fass kombiniert.

Nose: Am Anfang mehr Honigfass als PX-Fass. Erst mit der Zeit erwachen die klebrig-süßen Trockenfrüchte, unter anderem Datteln. Ein Karamell-Nusscreme-Klumpen wird mit Fleischsud übergossen. Ein Sonntagsbraten untermalt das Ganze. (85)

Taste: Der Sherry und die fleischigen Aromen sind eng miteinander verschlungen, so als würde man tatsächlich PX und Fleischsaft in einer Schüssel verrühren. Honig und Früchte sind weniger klebrig. Zudem erhält das Karamell einen schmutzigen Touch. Würziges Eichenholz und Haselnüsse sind auch nicht fern. (85)

Finish: Kräftiges Eichenholz mit dreckiger Kante. Angenehmes Schießpulver freundet sich mit dem saftigen Braten an. Erneut läuft der flüssige Waldhonig dem recht nussigen Sherry den Rang ab. Trotzdem bleibt es dank Eiche ein eher trockenes, würziges und schmutziges Mundgefühl. Das Fleisch bleibt allgegenwärtig. (86)

Fazit: Eine wahre Umamiparty! Passt perfekt zu einem sommerabendlichen Grillfest. Wahnsinn, wie der Charakter des Destillats sich gegen das intensive Sherryfass behauptet. Nicht übermäßig komplex, aber in sich konsistent.

Secret Highland auf dem Etikett kann einiges bedeuten, aber nur wenige Brennereien geizen mit ihrem Namen - Clynelish, Glenmorangie, Dalmore...

Secret Highland 15 Jahre TSD

Sherry Hogshead 10.2008 bis 10.2023 / 54,7%Vol. / Link zur Whiskybase

Auch, wenn eine Vielzahl an Fässern auf dem Etikett abgebildet sind, so handelt es sich doch um eine Einzelfassabfüllung. Hinweise auf eine konkrete Brennerei gibt es nicht.

Nose: Instant-Bienenwaben! Kopf voraus in den Honigtopf. Limette und Apfel auf einer Blumenwiese. Zaghaft meldet sich der Sherry zu Wort, die hellen Trauben und Datteln, die roten Beeren. Die Eiche verhält sich eher leise, dafür aber mit edler Würze. Von Zeit zu Zeit lassen sich fleischige und salzige Aromen erhaschen. (87)

Taste: Bienenwachs und Gewürze wirken sehr animierend am Gaumen. Gerstenmalz und Eiche zeigen sich vielseitig, von poliert über trocken und tanninhaltig bis angekohlt sind da einige Facetten dabei. Als trocken lässt sich auch die Frucht beschreiben, Apfel und helle Trauben. Liegt ölig auf der Zunge, insgesamt kräftig und druckvoll. Stellenweise salzig und leicht aschig. (86)

Finish: Die Gewürze sind wirklich komplex und unterhaltsam. Mit einer dezenten fleischigen Schießpulvernote. Am Eichenholz haften außerdem Salz, reichlich Wabenhonig und Mandeln. Ein bisschen Apfel kommt durch, aber kaum Sherry. Wahnsinnig rund! (87)

Fazit: Für Sherryfassabfüllungen, die schwer als solche erkennbar sind, bin ich ja immer offen. Mir gefällt auch die lebendige Textur. Bei ‚Secret Highland‘ denke ich inzwischen immer an Clynelish, darauf festlegen kann ich mich in diesem Fall jedoch nicht. Ähnliche Profile habe ich ebenfalls schon von Ben Nevis oder Pulteney erlebt (aber die sind nicht so pingelig wenn’s um die Verwendung ihres Namens geht).

Ein Ardmore aus 2009 - das Label ziert das selbe Astloch, welches auch das Label des 1997er Ardmore aus dem Hause Markus zeigt

Ardmore 2009 TSD

12 Jahre im Barrel bis 2022 / 53,5%Vol. / Link zur Whiskybase

Nun noch zum rauchigen Teil der Highlands.

Nose: Als sich der Rauch gelegt hat, wird es rußig. Aber auch fruchtig süß! Grüne Kiwi, rote Himbeeren und gelbe Zitrone – die grünen Elemente überwiegen, leicht grasig sogar. Eine Muschel wird in Honig und Salz eingelegt und mit Zimt garniert. (87)

Taste: Viele grüne Reflektionen zwischen den Ruß- und Ascheflocken. Erdiges Eichenholz mit angekokeltem Biss und medizinischen Nuancen. Zu den salzigen Muscheln gesellen sich einige Zitrusfrüchte und ein Klecks Blütenhonig. (86)

Finish: Ein dichter Ascheteppich legt sich auf die Zunge. Ein Stillleben aus Lagerfeuerstelle, Holzresten und einem trockenen Erdhaufen. Erst spät kommen die tropischen, grüngelben Früchten und auch eine Messerspitze Zimt. (86)

Fazit: Überraschend medizinisch, dieser Ardmore. Erinnert dadurch an einen moderaten Laphroaig, allerdings mit deutlich mehr Frucht. Insgesamt sind die unterschiedlichen Aromen in diesem Malt gut komponiert, das Ergebnis ist zugleich harmonisch und lebhaft.

Und noch ein Ardmore, hier hat sich Markus ein paar Stills in einem Sillhouse auf's Etikett gepackt.

Ardmore 2009 TSD

12 Jahre im Barrel bis 2022 / 53,5%Vol. / Link zur Whiskybase

Nanu nana? Ein Ardmore mit den exakt identischen Eckdaten? Tatsächlich handelt es sich um ein Schwesterfass, das wohl unter sehr ähnlichen Bedingungen gelagert wurde. Finde ich immer spannend, sowas im direkten Vergleich probieren zu können.

Nose: Weniger aschig als das Schwesterfass, dafür mit leichtem Räucherschinkenspeck an Rosmarin und die süßen Früchte sind sofort da. Vor allem Zitrone und Kiwi, aber auch Banane und Ananas. Salz- und Zuckerkristalle lassen sich kaum auseinanderhalten, mit Karamell und Schokolade verhält es sich ähnlich. Gemahlener Zimt wurde mit Vanille verfeinert. (88)

Taste: Eine lebendige Mischung aus Diesel, Ruß und würziger Asche als Begrüßungskommitee. Mit dem klebrigen Karamell zwischendrin hab ich nicht gerechnet. Einen Satz kann ich vom ersten Ardmore übernehmen: „Erdiges Eichenholz mit angekokeltem Biss und medizinischen Nuancen.“ Ebenfalls finde ich Salz, Honig kann ich auch unterschreiben, aber bei den Früchten tue ich mir schwer. (86)

Finish: Der wärmt einen so richtig auf. Ein erdiger Haufen mit Asche, Iod und Feuerholz. Salz und Diesel in der zweiten Reihe, ein paar Kiefernnadeln und Gewürze. Mandeln lockern noch ein wenig auf und machen Lust auf den nächsten Schluck. (86)

Fazit: Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: Da ist doch ein Laphroaig hineingeraten! Beim Verriechen merkt man das noch nicht, erst beim Trinken. Dieser Ardmore weist jedoch eine richtig gute Balance aus Rauch, Frucht, Süße und Würze auf. Es muss nicht immer Islay sein.

Vier kraftvolle Highlander und ein Speysider, der definitiv mithalten kann. Ardmore wie immer eine Bank und Balmenach sollte ich ruhig öfter mal auschecken. Am meisten und auch im positiven Sinne in Erinnerung bleibt der Macduff, dieses Biest geht wirklich unter die Haut.

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Samples privat gekauft | Bilder mit freundlicher Genehmigung der Whiskybase und von The Shining Dram