Alle Port Charlotte (Teil 20) + Bonus

Selbstverständlich habt ihr alle erkannt: das Titelbild zeigt einen Octomore und keinen Port Charlotte. Ich hatte die Gelegenheit die aktuellen Feis Ile PC und Octomore zu verkosten. Auf dem Weg dort hin hab ich noch fünf weitere PC als Vertikale im Gepäck, wie man das bei seinem 20ten Port Charlotte Blogbeitrag so macht. Also seid gespannt oder scrolled gleich runter, um zu erfahren wie sehr ich die viel zu teuren Bottlings verreisse. 😉

Port Charlotte 2015 „Mr. Hyde“ – Malts of Scotland

Wir beginnen mit jungem Gemüse. Die „böse“ Seite des Duos von Malts of Scotland kommt aus einem Amontillado Sherry Cask, durfte 8 Jahre reifen und wurde mit 62% in 258 Flaschen gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Ein Touch Säure, ein Stück Karton überzogen mit Zuckerglasur, Schuhpolitur, dann kommt langsam der Kuhstall hervorgekrochen. Zusammen mit ein paar Fruchtnoten. Mariniertes Fleisch. In der Marinade ist sowohl Raucharoma als auch Haselnusscreme.

Mund: Alkohol ist deutlich vorhanden, es zwickt ordentlich in der Zunge. Nach ein paar Runden im Mund wird es schön fruchtig, mit ein paar Bitterstoffen.

Abgang: Diese werden auch direkt transportiert. Außerdem ist er trocken, weinig, fleischig und würzig. Rauch ist ziemlich im Zaum gehalten.

Fazit: Das ist ein leckerer Whisky, bis auf die Nase ist es aber kaum ein Port Charlotte. Schwierig das neutral zu bewerten, denn die Erwartungen sind da schon vorhanden. 86/100

Port Charlotte 2013 SYC:01

Es geht weiter mit einem Original Bottling. Quasi der Standard 10-jährige auf Steroiden. Die Reifung erfolgt in 1st und 2nd Fill Bourbon und 1st Fill Syrah. Abgefüllt wurde mit 54,4% im Rahmen der Cask Explorations Serie. Wieviele es gibt konnte ich nicht rausfinden. Link zur Whiskybase

Nase: Was ich erwarte habe: Beeren, Kuhstall, ggf. etwas Weiniges. Hab ich auch gekriegt. Dazu noch Fisch mit etwas Vanille und Zitrone darüber.

Mund: Deutlich salzig, im Sinne von „Meer“. Dazu ganze Büsche an Brombeeren. Jede Menge Bitterstoffe kommen da mit. Passend von zerriebenen Kernen. Der Torf ist vor allem sehr erdig.

Abgang: BBQ mit dunkelfruchtigen Marinaden. Glimmende Kohlen, brandende Brandung, Deutliche Würze hinten raus. Die Bitterstoffe sind passend. Neben den Kernen vielleicht noch ein Tick dunkle Schokolade.

Fazit: Gutes Original Bottling, dass mich aber nicht aus den Schuhen hebt. Ist natürlich bei über 100€ eigentlich zu wenig. Aber lecker war er trotzdem. 87/100

Port Charlotte 2008 – Whiskybroker Private Cask for Gerold Vincon

Als nächstes ein Private Cask on Gerold Vincon, dass er vom Whiskybroker abfüllen hat lassen. Das Bourbon Hogshead wurde mit 61,1% auf Flasche gezogen. Eine Anzahl Flaschen habe ich nicht gefunden. Link zur Whiskybase

Nase: Zitrone, Asche, Kumquats. Dann wird er mineralisch und geht direkt über ins Torfige. Er betritt die gewohnten Gefilde des Kuhstalls. Irgendwo dazwischen blitzt immer wieder etwas Vanille auf. Mit Wasser kriegt er noch eine kräutrige Seite, fast schon in Richtung eines Balsams.

Mund: Zitronig, erneut auch kuhstallig. Dazu jede Menge Chili und etwas Erdnüsse. Aber an sich eher verschlossen. Wasser gibt ihm eine trockene, pelzige Textur. Macht ihn ein wenig auf, unterstreichst aber aus meiner Sicht zu stark die Schärfe.

Abgang: Komplett ausgetrockneter Spongecake. Dazu eine Zitronenlimonade, die aus Sirup reduziert wurde, aber immer noch Kohlensäure hat. Bitterstoffe sind auch irgendwo eingebaut, aber sie können kaum alleine stehen. Der Torf ist jetzt eher in der Richtung des Lagerfeuer am Strand.

Fazit: Nicht schlecht, aber ich bin insgesamt nicht überzeugt. Das ist nicht ausbalanciert und es ist auch keine Tiefe da, die man erforschen kann. Natürlich drücken aber die breitschultrigen, klassischen PC-Aromen schon einige positive Knöpfe. Ich lande bei 87/100

Port Charlotte 2004 – Scotch Single Malt Circle Cask 895

Es geht weiter mit einem Maggie-Bottling. Sie hat Fass 895, ein Bourbon Barrel, nach 16 Jahren in 192 Flaschen mit 51,4% gefüllt. Link zur Whiskybase

Nase: Wunderschöne Honigsüße, kandierter Seetang, generell recht „meerig“. Dazu Apfelspalten, Gojibeeren, Muschelsud, etwas Zitrus. Farmyard ist auch da, aber eher im Hintergrund. Wir sind am Meer und der Hof liegt 300m von der Küste entfernt.

Mund: Seetang, Eukalyptus, Vanille, Zitrone. Der Sud ist jetzt eher eine Suppe. Salzig, auch mit großen Stücken weißfleischigem Fisch. Rauchige Noten und Früchte ergänzen.

Abgang: Rauchig und würzig. Jetzt kommt der Kuhstall am stärksten durch. Ansonsten weiterhin im Profil von vorher. Allerdings muss ich sagen, wo der Rest noch sehr stimmig und rund ist, im Abgang ist es eher ein Kampf. Schwer zu beschreiben, aber da passt nicht mehr alles zusammen.

Fazit: Sehr lecker. Genau mein Ding. Der Abgang trübt das Ganze ein wenig, aber auf einem extrem hohen Niveau. Der Abgang ist auch nicht schlecht, er passt nur nicht in das restliche Bild. 89/100

Port Charlotte 2004 – Malts of Scotland

Nochmal ein Mos Bottling. Wie das Bottling von Maggie aus einem Bourbon Barrel, allerdings mit längerer Reifezeit. Nach 18 Jahren wurden 164 Flaschen mit 48,4% abgefüllt. Das deutet ein wenig an, dass das Fass nicht mehr allzu dicht war. Link zur Whiskybase

Nase: Schöne, sehr süße Torfnase. Tatsächlich erstaunlich viel rauchiger Torf, für einen PC dieses Alters. Mit ein wenig Sauerstoff geht es kurz in die maritime Richtung, um dann beim gewohnten Kuhstall zu verbleiben. Man steht mitten auf dem Hof, in der einen Hand Zuckerwatte, in der anderen eine Zitrone.

Mund: Mein erster Eindruck ist salzig, mit einer leichten Tendenz zum Kiesweg. Dann kommen die Zitronen wieder, zusammen mit tief erdigen und bitteren Torfnoten. Ein frisch gebackener Mürbteig, mit Äpfeln, Kaffeebohnen, Erde und Crumble.

Abgang: Ein Sekundenbruchteil eines Vanilleflash taucht auf und wird dann sofort in den Bitternoten ertränkt. Diese gehen jetzt weg von der erdigen Richtung und stärker zu Kräutern, Kaffeemehl, Eichenwürze und grünen Fruchtschalen. Ganz am Ende mischt sich das Salz nochmal darunter.

Fazit: Ein gutes bis sehr gutes Bottling. Für meinen persönlichen Geschmack ist die Bitternote zu stark und die Fruchtnote zu wenig. Von lange gereiften Bourbon PC erhoffe ich mir immer etwas weniger Betonung der Torfnote und Ausprägung der Früchte. Das ist hier nicht der Fall. Die Nase ist mein persönliches Highlight. 88/100

Port Charlotte 2005 Rock’ndaal 2025 Edition Fèis Ìle 2025

Dieses Jahr hat Bruichladdich zu Feis Ile einen Single Cask Port Charlotte abgefüllt. Aus einer Vollreifung im 2nd Fill Moscatel Cask wurden 667 Flaschen mit 53,3% abgefüllt. Wie oben schon angedeutet war der Preis für einen 19-jährigen schon sportlich. Link zur Whiskybase

Nase: Süß, erst nach ein paar Minuten kommt der Torf rein. Dann typisch für die torfigen Laddie kuhstallig. Hier mit einer Ecke Schwimmbad. Früchte gehen in Richtung Orangen und Kumquats.

Mund: Fruchtsaft, ledrige Torfnoten, vergorene Trauben mit einer schönen leichten Süße. Hohe Intensität aber gleichzeitig durchaus trinkig. Gefährlich, wie ich immer sage.

Abgang: Die Bitterstoffe dominieren. Kaffee und dunkle Schokolade vor allem. Außerdem haben Trockenfrüchte und maritimer Torf. Er schließt damit gut ab, aber ist nicht mehr so richtig als Port Charlotte zu identifizieren.  

Fazit: Also. Port Charlotte hat bei mir mittlerweile ja einen schweren Stand. Weil ich einfach zu viel kenne. Der hier ist wirklich gut. Aber für 90 reicht es einfach nicht. 89/100 Christian kann bei den meisten Eindrücken gut mitgehen aber die die schöne Süße kippt ihn ganz knapp auf die 90.

Octomore Polyphonic Rock’ndaal 04.1 Fèis Ìle 2025

Und nun zum Bonus oder auch Titel des heutigen Beitrags. Ein Small Batch Octomore (2500 Flaschen) auch für Feis Ile 2025. Er heißt Polyphonic, weil er eine Polyphonie aus verschiedenen Octomore ist. Um genau zu sein:

1. Octomore 2005 1st Grenache Single Cask. Ist bisher unveröffentlicht und hat 167.6 PPM.
2. Octomore 2007 1st Fill Bourbon Barrel. Der erste Octomore Spirit der destilliert wurde. Er war bereits im Rock’ndaal 01.1 Fèis Ìle 2022 und hat 173.8 PPM.
3. Octomore 2009 2nd Fill Sauterne Cask. Ist bisher unveröffentlicht und hat 208 PPM.
4. Octomore 06.3 aus Bourbon und Syrah Caks. Wurde weitergereift in 2nd Fill Bourbon Barrels und hat 258 PPM.
5. Octomore Masterclass 08.2 aus verschiedenen Weinfässern und weitergereift in 1st Fill Amarone. Auch der wurde in Refill Bourbon Barrels weitergereift. 167.4 PPM.
6. Octomore Masterclass 08.4 170 PPM. Hier hab ich keine weiteren Infos zur Folgereifung. Haben sie ihn aus den Flaschen in den Blendbottich gekippt?
7. Octomore Event Horizon abgefüllt für Fèis Ìle 2019 aus Oloroso und PX Casks. 162.6 PPM. Auch hier keine Infos zur weiteren Reifung.

Link zur Whiskybase Too much Info? Hier die Notes:

Nase: Kräutriger Torf, das geht fast schon in Richtung Rauchtee. Dann kommt Vanille und es wird gleichzeitig erdig, um dann kuhstallig zu werden. Dazu gibt es ein wenig dunkle Schokolade, sowie asiatisch mariniertes Fleisch. So glasierte Schweinrippchen kommen mir in den Sinn.

Mund: Smoked Käsekuchen mit Vanillesauce und Pflaumensirup darüber. Außerdem eine schöne Portion Umami. Dunkle Sojasauce und echte Balsamicoreduktion. Das hat schon wirklich viel Tiefe.

Abgang: Immer noch erstaunlich süß. Aber sehr rund. Mit der Zeit trocken. Es gibt jetzt Jakobsmuscheln, darüber eine fruchtige Marinade. Daneben eine eingelegte Birne und ein paar Schokostreusel.

Fazit: Tiefe und Rundheit in Kombination, bei einem Dram der so ausdrucksstark ist. Toll. 90/100 Bei Christian ist es wieder auf der Kippe zwischen 89 und 90. Diesmal fällt er zur 89. Sehr lecker aber es fehlt das letzte Bisschen. Spannend, wie wir hier quasi um die Nachkommastellen diskutieren.

Living the Dream

Damit meine ich nicht mich. Ich halte mich allerdings schon für sehr privilegiert, dass alles probieren zu dürfen. Und einmal mehr geht der Dank an Christian, von dem natürlich viele der Samples und Flaschen sind. Nein seinen Traum lebt hier ganz klar Head Distiller Adam Hannett bei Bruichladdich. Es haben alle gespannt darauf gewartet, was aus dem Erbe von McEwan macht. Wenn man sich das so anschaut, dann glaube ich er hat einfach riesigen Spaß mit dem was ihm zur Verfügung gestellt wird. Das wiederum lässt ihn auch seine Fähigkeiten voll ausleben. Schön sowas zu sehen und zu schmecken!

P.S.: @Bruichladdich/Remy Cointreau: Warum genau ist eure Nummerierung/Namensgebung so fürchterlich inkonsistent? Der PC ist ein Rock’ndaal hat aber keine Nummer mehr. Der Octomore ist ein Rock’ndaal, hat eine Nummer, heißt aber zusätzlich Polyphonic. Das versteht doch kein Mensch (oder zumindest ich versteh es nicht ;-))

Mehr zu: Bruichladdich, Port Charlotte, Octomore, Alle Port Charlotte (Teil 19)
Bilder: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat und auf Messen gekauft sowie Christians Flaschen