15 Jahre Nürnberger Whisky-Stammtisch

Eigentlich wollte ich den Beitrag schon „das letzte Corona Tasting“ oder so nennen. Aber das Tasting war ja zu einem sehr schönen Anlass, dem 15ten Jubiläum des Nürnberger Whisky-Stammtisch (Link) und wir waren nur wegen der aktuellen pandemischen Lage nicht dabei. Dirk hat uns damals das Tasting als Samples zukommen lassen und wir haben es vergangene Woche, kaum fünf Jahre später, verkostet. Christian, Daniel und Tobias saßen am Tisch. Die Notes sind heute also ein wenig mix and match aus unseren Eindrücken, der Löwenanteil kommt aber von Tobias.

Arran Harmony Edition Volume 2 – Malt & Music Festival 2019

Eine Flasche Arran Harmony 2

Zum Start gleich ein Festivalbottling. Ein standesgemäßer Einstieg. 1000 Flaschen wurden mit 53,2% aus einem Mix von Hogsheads, Barrels und Rotwein-Barriques aus Italien und Frankreich befüllt. Informationen zum Alter gibt es nicht. Link zur Whiskybase

Nase: Erdbeeren, gesalzen, Orangenfrischestäbchen, etwas Pfeffer, etwas scharf an der Nase, verbranntes Karamell, leicht muffig

Mund: Süß und salzig, helle Gartenfrüchte, dunkle Schokolade, Vanille, mit Wasser schon sehr viele Bitterstoffe, ein Tick Zitrone zum Kontern.

Abgang: Salzig, etwas Lakritze, Gerste, Vanille, gut wärmend, am Ende doch deutlich bitter.

Fazit: Daniel: schmeckt gar nicht so schlecht. Tobias: finde ich auch. Beide 88. Bei Christian reicht es dafür nicht. 87/100

Strathisla 1992

Eine Flasche Strathisla 1992

Es geht weiter in die Speyside zu Strathisla. Ein Single Cask aus 1992 aus einem 2nd Fill Butt. Dank 0,5l Flaschen erhielt man 708 Bottles mit 57,7%. Respektabel bei 26 Jahren Reifung. Link zur Whiskybase

Nase: Lösungsmittel, mit der Zeit ist er recht staubig mit Sherry, nasse Wildlederschuhe, die man in der Disko anhatte, dazu ein Käsekuchen mit Rosinen, getrocknete Aprikosen, der braucht definitiv etwas Luft.

Mund: Recht scharf. Daniel brennen die Augen. Karamell, Pfeffer, Holz und Sherry,

Abgang: Frisches Gras um einen Minzbonbon gewickelt, deutlich wärmend, ein paar Bitterstoffe dazu. Milchkaffee-Level

Fazit: Christian: Kill it with fire! 82 Daniel: Ist ok, nix was ich häufiger brauche. 87 Tobias: Mich überzeugt er auch nicht. 85

Secret Speyside Distillery 2002 – Meadowside Blending

Eine Flasche Secret Speyside 2002 von Meadowside Blending

Wir bleiben in der Speyside. Dieses geheimnisvolle Bottling unter dem The Maltman Label enthält angeblich Macallan. Sicher ist: Er war 16 Jahre im Sherryfass und wurde mit 54,8% in 311 Flaschen gefüllt. Ursprünglich war er für den österreichischen Markt. Link zur Whiskybase

Nase: Marzipan, vielleicht auch Rosenwasser, kandierte Kirschen, Holzpolitur, etwas Minze, süß aber auch spicy,

Mund: Orangen, Eichenwürze, wieder Politur, Haselnüsse, Tabak, dunkle Schokolade, Alles zusammen auf einem kleinen Stück ganz dunkel gebackenem Plätzchen.

Abgang: Einen Moment lang erstaunlich holzig. Dann Honig, in Richtung Met, wieder mit Nuss und dann auch noch saure Früchte. Aprikose und Blaubeere. Am langen Ende noch etwas Schwarztee mit Zitrone.

Fazit: Tobias: Kann man sehr, sehr gut trinken. 89/100 Daniel: der ist lecker. Da würde ich ein zweites Glas trinken. 89/100 Christian: Ich zieh einen Punkt ab, weil der vorher so schlimm war. Und weil es kein PC ist. 88/100

Glen Mhor 1979 Rare Malts Selection

Eine Flasche Glen Mhor 1979 Rare Malts Selection

Wir wechseln in die Highlands und auch gleich noch die Ära der Whiskyproduktion. Den ikonischen Flaschen der Rare Malts Selection, und vor allem deren Inhalt, weinen heute viele Whiskyfreunde nach. hier haben wir mit Glen Mhor noch dazu eine Lost Distillery, 1986 wurde sie abgerissen. In der Flasche ist 22 Jahre alter Whisky mit 61% Link zur Whiskybase

Nase: Staubig aber gleichzeitig fruchtig, floral bis leicht seifig, Kräuter und Tabak, Wachsige Noten, mit Wasser.

Mund: Asiatische Pflaumen, Süßholz, Rosenwasser,

Abgang: Daniel: Da schmeckt man Sherry raus. Trocken, alte Eichenfässer, deutlich süßlich auch im Abgang noch, leicht aschig

Fazit: Daniel: Ich mag keine Whisky die nach Lakritz schmecken. Mit Wasser war es besser. 87/100 Christian: Apropos „how we lose“ (es läuft gerade Linkin Park) 86 Punkte. Tobias: Ich mag die Rare Malts einfach. Sowas wird heute nicht mehr abgefüllt. Ich denke hier merkt man ein Stück weit das Alter des Samples. Aus der Flasche wäre er ggf. besser gewesen. 88/100

Laphroaig 1998 – Malts of Scotland

Eine Flasche Laphroaig 1998 von Malts of Scotland

Gleich wieder ein Wechsel der Whiskyregion, es geht zu Laphi auf Islay. Und wer hier regelmässig mitliest wird feststellen: den hatte ich vor kurzem erst im Review (Link). Mal sehen was wir heute zu 13 Jahren Bourbon Hogshead und 56,4% sagen. Link zur Whiskybase

Nase: Erst sehr metallisch und phenolisch. Dann geht es über in eine sehr kuhstallige Note. Dazu würzig und kräutrig mit einem Touch Vanille.

Mund: Viele Bitterstoffe, vor allem kräutrig. Dann Vanille, Zitrusfrüchte und Bandagen. Jetzt kommt der Laphi.

Abgang: Sehr malzig und fruchtig. Bitter mit etwas Jod. Aber sonst ist nicht viel los.

Fazit: Daniel ist er zu flach. Dem Christian auch. „Aquavitae“ passt da ganz gut, das ist schon sehr purer Schnaps. 87/100 Das sehe ich heute auch so. Die cleane Seite mag ich weiterhin, aber für die Sterne reicht es nicht.

Images of Islay Port Ellen Lighthouse – Malts of Scotland

Eine Flasche Images of Islay Port Ellen Lighthouse von Malts of Scotland

Wir bleiben beim Abfüller und auch auf Islay. MoS hat seit einiger Zeit die Images of Islay für ihre Secret Whisky von der Insel. Einer der ersten war Port Ellen Lighthouse, bei dem Thomas Ewers aber immer dazu gesagt hat, das eben dies drin ist: Port Ellen. 1982-2013 im Sherry Cask und es ergaben sich 212 Flaschen mit 53,2% Link zur Whiskybase

Nase: Kandierter Seetang, Daniel hat Lösungsmittel, Christian einen Leuchtturm. Kandierte Orangen. Corporate Farmyard.

Mund: Erst sehr süß, dann viel Asche. Malzig, dann Trockenfrüchte, Toffee, Jod, Lagerfeuer leichte Säure. Tolle Tiefe. Daniel: Salt and Pepper.

Abgang: Zitrusfruchtig, aschig und rauchig, mild torfig. Sehr gut ausbalanciert. Auch wieder Toffee. Jetzt noch dazu kalter Kaffee.

Fazit: Daniel: Ich kann mit Port Ellen irgendwie nicht so viel anfangen, wie der Hype es hergibt. 88/100 Tobias: Ich mag den sehr. Fantastische Balance, gute Tiefe. 90/100 Christian: Ich bin mir nicht sicher ob das für 90 reicht. Ich glaub das sind eher 89/100

Die Zwischentöne

… haben uns natürlich gefehlt. Wir hatten einen ganz wunderbaren Abend, aber mit dem eigentlichen Jubiläumstasting kann man das sicher nicht vergleichen. Dennoch bin ich froh, dass wir zumindest den flüssigen Teil noch nachempfinden konnten. Danke Dirk!

Übrigens findet das 20jährige Jubiläum tatsächlich genau einen Tag nach dem Release dieses Beitrags statt. Herzlichen Glückwunsch, lieber Whiskystammtisch!

Mehr zu: Arran, Glen Mhor, Laphroaig, Port Ellen, Strathisla, Undisclosed Speyside
Bilder: Eigene Anfertigung vom Whiskystammtisch und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat vom Whiskystammtisch gekauft