Glenfiddich Stillshall by Oyoyoy

Immer mehr Speyside im Glas (Teil 16)

Wir drehen eine kleine Runde in der Speyside und machen Halt bei Inchgower, Glenfiddich, Strathmill und Glen Moray. Manche dieser Namen liest man eher selten, andere vom Gefühl her nur im Supermarkt. Das könnte spannend werden.

Inchgower Madeira Finish – Murray McDavid

Eine „bang for your buck“ Abfüllung. Inchgower mit Justino’s Madeira Wine Barriques Finish, keine Altersangabe, keine Batchgröße (ich hatte hier Batch 2), 44,5%. Abgefüllt von Murray McDavid. Link zur Whiskybase

Nase: Malzig, fruchtig, süßlich, relativ flach, ein Tick Vanille. Außerdem vergorener Traubensaft. Da ist der Madeira am Start.

Mund: Pfirsich, Zitrusnoten, weißer Pfeffer, Malzbonbons, zerriebene Trauben, inklusive Schale und Kernen.

Abgang: Malzig und süß, kaum noch Früchte. Ein paar Bitterstoffe. Hm, ja. Erwartungskonform würde ich da sagen.

Fazit: Insgesamt relativ flach, da ist etwas recht schnell gereift worden und konnte so keine Tiefe entwickeln. Aber hey, für den Preis macht man hier absolut nichts verkehrt! 82/100

Inchgower 2012 „Balder“ – Signatory Vintage for Whic

Und es geht gleich weiter mit Inchgower. Diesmal aus der Edda-Serie abgefüllt von Signatory für den deutschen Händler whic. Die #12 der Reihe wird Balder genannt. Er ist 11 Jahre alt und stammt aus einem 1st Fill Sherry Butt. 674 Flaschen mit 57,3% gab es. Link zur Whiskybase

Nase: Kräftige Alkoholnote, die dann in Pralinen und Kuchenböden mit Schnapps übergehen. Das bringt dann auch eine schöne dunkle Fruchtnote mit ins Spiel.

Mund: Schärfe von Pfeffer bis Menthol. Zitrusnoten. Insgesamt ordentlich würzig. Ein wenig Balsamico auf Nüssen.

Abgang: Etwas Menthol, damit auch ordentlich wärmend. Eine schöne Sherrysüße bleibt. Trockenfrüchte am Start. Vielleicht ein Hauch Tabak.

Fazit: Solides „Fass frisst Destillat“-Bottling. Wer sowas mag und intensive Sherrynoten das Ziel sind: Das kann man machen. 85/100

Glenfiddich 12-year-old

Der absolute Standard von Glenfiddich und sicher auch für jeden der mal eine Bar betreten hat. Den 12er Glenfiddich gibt es einfach überall. 40%, keine Infos zu den Fässern. Link zur Whiskybase

Nase: Hellfruchtig, etwas Honig, deutliche Süße, Orangenschalen.

Mund: Weich und mit ein paar schönen Bitterstoffen. Fruchtig, vor allem Pfirsich.

Abgang: Gute Struktur über die Bitterstoffe. Etwas leichtes Gebäck. Irgendwo ist da am Ende noch was nussiges, aber eher nicht zum Vorteil des Drams.

Fazit: Ja was soll ich sagen. Damit ist nichts falsch. Der ist prima zum Apéro oder in einem Cocktail. Aber den großen Banger darf man hier natürlich nicht erwarten. 79/100

VAME Malts 23-year-old Roude Olph – VAME

Ein Secret Dram, bei dem mal wieder das Geheimnis offen ausgesprochen wird. Ein 23-jähriger Glenfiddich mit einem Amarone Finish. Nur 78 Flaschen haben die vier Jungs von VAME mit 47,2% abgefüllt. Spanned hierbei ist übrigens: Das Finish erfolgte in Deutschland. Damit ist das hier offiziell kein Scotch Single Malt mehr. Link zur Whiskybase

Nase: Früchtebrot, gute Eichenwürze, dann geht es zu den Obstbrennern in der fränkischen Schweiz. Holzkisten voll mit Früchten und eine Microdestille im Dauerbetrieb. Dazu kommt noch ein Schinkenbrot mit einer Vanillebutter und Kräuter darüber.

Mund: Sehr schön süß, bevor es zu viel wird kickt aber wieder die Eichenwürze rein. Schnapps von gelben Früchten über einem hellen Teig. Madeleines zum Beispiel.

Abgang: Wieder diese tolle Kombination aus gekochtem Fleisch, den gebackenen Früchten und Kuchenteig. Da sind dann noch dezente Bitterstoffe die dazu kommen. Aber die sind auf dem Niveau von Milchschokolade, superhellem Milchkaffee und einem einzelnen Kaffeemehlkorn.

Fazit: Sehr stabiles Bottling. Den lasse ich mir gerne einschenken. Vielleicht muss ich mal ein paar Glenfiddich Single Casks besorgen. Das macht Spaß. 88/100

Strathmill 2009 – G&P Purveyors of Fine Scotch Whisky Ltd. for ALDI Süd Cask #800525

Mein erster ALDI Whisky. Von diesen Single Casks mit 46% gibt es einige. Immer mit 11 Jahren Reife, ohne Angabe der Fassart. In diesem Fass waren 359 Flaschen. Das konkrete Fass gibt es nicht in der Base. Einige Schwesterfässer hab ich aber gefunden, so z.B. dieses hier: Link zur Whiskybase

Nase: Leichte Süße, etwas Honig. Dazu grüne Früchte, Vanille und etwas Malz. Nicht aufregend, aber auch nicht schlecht.

Mund: Relativ dünn, was das Mundgefühl angeht. Strohig, ein Hauch Pfeffer, Honig und Früchte.

Abgang: Es kommen ein paar Bitterstoffe dazu. Ein Gebäckstück vielleicht noch. Dann ist es aber auch schnell vorbei.

Fazit: Nicht aufregend, recht dünn insgesamt. Aber das ist jetzt auch nicht überraschend. Das ist ein leichter Sommerwhisky, ohne Fehlnoten. Kann man sicher auch gut für einen Highball nutzen. 80/100

Glen Moray 1974 – SMWS

Ok, da braucht es noch einen Kontrapunkt. Wie wäre es mit diesem 39 Jahre alten Glen Moray?
Sophisticated and self-assured’ sagt Abfüller SMWS zu diesem Bottling aus dem Refill Bourbon Hogshead. 180 Flaschen mit 52,1% gab es da. Link zur Whiskybase

Nase: Lässt sich unendlich lang nosen. Vanille, helle Früchte, aber auch old style Bourboncask-Noten. Dann kommen ölige und wachsige Noten, die aber nie ohne Frucht daherkommen. Außerdem gibts noch Gebäck und getrocknete Wildblumen.

Mund: Deutliche Fassnoten, altes Holz, Eichenwürze. Dazu etwas „Erkältungskräuter“. Sehr rund und weich. Etwas Salz dazu. Dann wird es ingesamt schön würzig und auch schokoladig. Das hat was von winterlicher, dunkler Schokolade. Damit auch deutlich weniger fruchtig.

Abgang: Dezente Bitterstoffe, das refill Fass kriegt viel Bühne. Vanillekipferl, leicht angebrannt. Dazu Kaffeenoten und auch noch mal die Kräuter.

Fazit: Wunderschönes Bottling. Schreit einen nicht an. Ist aber sophisticated und lecker. Sehr schön rund und das Vanillekipferl fehlt auch nicht. Liebs. 90/100

Eine Acherbahnfahrt

… mit einem klar definierten Hoch. Das heute auch ein paar weniger eindrucksvolle Bottlings dabei waren war wahrscheinlich beim Line-up schon klar. Aber der Spirit in den Flaschen ist deswegen nicht verkehrt. Wenn man was mit dem Madeira Finish anfangen kann, dann ist gerade der Inchgower meine Empfehlung bei unter 40€. Auch den Secret Glenfiddich fand ich richtig klasse. Mutig hier das Single Malt Label zu opfern – aus meiner Sicht wurde der Mut belohnt.

Mehr zu: Glen Moray, Glenfiddich, Inchgower, Strathmill, Undisclodes Speyside, Immer mehr Speyside (15)
Bilder: Titel: Glenfiddich Stillshall by Oyoyoy, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons, Flaschen: Freundliche Überlassung der Whiskybase und der Flaschenbesitzer sowie eigene Anfertigung
Samples: Kostenlos von whic.de zur Verfügung gestellt (Inchgower) und von Freunden zur Verfügung gestellt (danke Jens, Stefan, Stefan und Thomas).