Ein paar mehr gut gereifte Tormore
Eine kleine Vertikale von Tormores. Dadurch auch ein etwas breiteres Spektrum als sonst, ich war ja immer sehr auf den 1995er Jahrgängen fixiert. Mal sehen was in anderen Jahren zu entdecken ist.
Tormore 1996 – Mo’s Whisky Corner
Wir starten mit einem deutschen Abfüller oder wahrscheinlich nach heutigem Whiskyrecht in Schottland eher Auftraggeber für Bottlings. Egal wie: Mo hat unter seinem Lanel Mo’s Whisky Corner zwei Tormore abfüllen lassen. Der erste ist ein 1996er der 190 Flaschen mit 51,6% umfasste. Link zur Whiskybase
Nase: Ganz leicht käsig, dazu frische Gerste. Birnenspalten. Zitrone finde ich auch und etwas Kräuter. Auch eine gewisse Süße finde ich. Erinnert mich an Kuchenglasur. Mit etwas Luft wird er deutlich knackiger.
Mund: Die Nase, jetzt aber als Destillat. Zusammen mit einer knackigen trockenen Note. Außerdem finde ich etwas Mezcal mit Pfeffer.
Abgang: Recht konsistent geht es zu Ende. Käsekuchen mit Limettenschale, Honig, Pfeffer und auch nochmal die Kräuter. Ab und an wird er leicht seifig.
Fazit: Ein stabiles Bottling, dass schon ein paar meiner Knöpfe drückt. Insgesamt könnte er aber deutlich komplexer und gerne auch etwas fruchtiger sein. Aber vielleicht geht auch diese zestiness nicht mit Fruchtigkeit einher. Egal wie: Schön, aber nicht sehr schön. 84/100 Übrigens ausnahmsweise ohne Bild, denn ich hab keines dazu gefunden.
Tormore 1995 – Mo’s Whisky Corner
Und weiter geht es mit dem zweiten Mo-Tomore und mit meinem Lieblingsjahrgang. Nur 60 Flaschen gab es aus diesem Bourbon Cask. Abgefüllt wurde mit 51,2%. Hiervon gibt es Bilder, aber nur weil ich welche gemacht habe. Link zur Whiskybase
Nase: Etwas Gurke, Kaktus und auch hier Mezcal. Mit der Zeit kommt dann das Malz durch und geht bis in eine deutlich brotige Note. Dahinter gibt es etwas gut gereiften Emmentaler mit einem Zitrusgelee.
Mund: Hm, hier bin ich daheim. Geröstetes Malz, durchgereifte Früchte. Passende Fruchtschalen. Viel aus unseren heimischen Gärten, aber auch ein paar (für Mitteleuropäer) exotische Noten.
Abgang: Sehr schöne Tiefe. Die Früchte flankieren die jetzt auftretenden Bitterstoffe. Am Ende mit einer schönen Kaffeenote, bis hin zu Espressosatz (sagt man das so?). Je ein Tick Salz und Holz ist auch noch zu finden.
Fazit: Also jetzt mal meinen Bias zu 1995er Tormore außen vor. Das ist schon was anderes als der 1996er. Sehr schön. Aber nicht Besonders schön. 😉 86/100 Nachtrag: nach einiger Zeit hatte ich eine leichte und unangenehme Korknote. Das kann natürlich von der konkreten Flasche kommen, aber ich wollte es nicht verschweigen.
Tormore 1988 – The Writing Club Singapore
Ein Bottling für eine Whisky Bar in Singapur. Wie kommt sowas nach Deutschland? Über Feinkost Reifferscheid, die scheinbar einen guten Kontakt dort hin hat. Der 30 Jahre alte Tormore kam aus einem Hogshead und wurde mit 48,2% abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Reiskuchen, gefolgt von einer Fruchtnote. Aber mit kaum Süße. Wenn ich die Glasöffnung stark verenge, dann bekomme ich Bisquitboden mit einem Hauch Vanille. Danach geht er nochmal schön auf und bringt Früchte mit.
Mund: Eine Unmenge an Kakao. Danach kommen bittere Fruchtnoten. Etwas Reissirup, ein deutlicher Kräutereinschlag und dann eine sehr saubere, destillatgetriebene Klarheit.
Abgang: In Schnapps getränktes Reisgebäck. Tonkabohnen, ein Hauch grüner Apfel und Orange. Mangoschalen und Kaktusfeigen.
Fazit: Auch wenn ich jetzt keinen Roman dazu geschrieben habe: der Taste ist fantastisch. Den kann ich minutenlang im Mund behalten. Er ist vielleicht ein wenig ungewohnt, aber das ist in diesem Fall nichts Schlechtes. Hat mir viel Spaß gemacht! 89/100
Tormore 1980 – Gordon & MacPhail Private Collection
Das große Finale. Ein 40 Jahre alter Tormore von G&M in der Top Range Private Collection abgefüllt. Ein Refill Bourbon Barrel mit 96 Flaschen und 58,2%. Link zur Whiskybase
Nase: Wachs und Vanille. Sanfte Eichennoten. Schön aber leichtgewichtige Fruchtigkeit. Ananas, Kokos, Banane. Dazu Kräuter und etwas Tabak. Der hohe Alkoholgehalt ist hier wirklich kaum wahrnehmbar.
Mund: Gut anpackende Schärfe. Schwarzer Pfeffer, Chili, Ingwer. Nach ein paar Runden über die Schleimhäute geht es über in Kräuternoten und weißen Pfeffer. Dazu dann wieder Ananas, jetzt deutlich intensiver. Die Holznoten kommen zurück. Sehr rund und reif, weniger als Schärfe, mehr als glättendes Element. Damit entwickeln sich dann auch langsam Bitterstoffe. Helle und unreife Kaffeebohnen, Schokolade mit 60% Kakao.
Abgang: Die überträgt er dann auch intensiv in den Abgang. Bitterstoffe, Tanine, etwas Umami. Das alte Holz ist fast kaubar und eine passende, leicht metallische Note kommt dazu. Schluckt man etwas schneller, dann kann er auch noch Fruchtnoten transportieren. Am langen Ende hab ich nochmal Tabak und wachsige Noten.
Fazit: Vor allem im Taste ein Traum. Damit komme ich sehr gut klar. Die Nase ist mir fast ein wenig zu zurückhaltend, aber auch die hat was. Tolles Bottling, das Platz für Luft und Wasser hat. Vielleicht kann ich mich dem Eindruck das Fass hätte hier mehr tun können anschließen. Ich bin dennoch mit dem Ergebnis mehr als zufrieden. Über den Bedarf einer ganzen Flasche kann man natürlich auch hier streiten. Trotz 91/100
Auch andere Jahrgänge haben schöne Tormore
Es war ja zu vermuten, dass ich nicht nur im Jahr 1995 Tormore finde die mir gefallen. Und auch dass ich aus 1995 welche finde dich nicht ganz so überragend finde. Das hat sich also bestätigt. Ich werde auch weiterhin schauen was sich so bei Sukhinder Singhs Neuanschaffung findet. Ohne Grund wird er die wohl auch nicht gekauft haben.
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Bilder: Titel: Tasma3197, CC BY-SA 3.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0, via Wikimedia Commons | Flaschen: Eigene Anfertigung und freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Eigene Flaschen, privat und bei Simple Sample gekauft
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