Mehr Kilchoman in Session
Wir Zeit mal wieder ein paar meine zahlreichen Kilchoman Samples aus dem Backlog zu versuchen. Diesmal habe ich sechs unterschiedliche Fässer, zum Teil eher ungewöhnliche Reifungen, im Programm.
Kilchoman 2014 Cognac Cask Finish
Wir beginnen mit einem Cognac Single Cask. Wie lang das Finish war hab ich spontan nicht rausgefunden. Insgesamt war er 5 Jahre im Bourbon Barrel und Cognac zusammen. 239 Flaschen mit 58,1% wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Bei dieser Abfüllung hatte ich Gesellschaft. Von der anderen Tischseite kommt: „nicht richtig ansprechend. Alkohol sticht durch“. Das sehe ich auch so. Ich finde auch noch eine Meeresbrise, Rauch und Jod.
Mund: Sehr viel Pfeffer. “kommt die Cremigkeit vom Cognacfinish, das finde ich nicht schlecht.“ Ich finde da noch Äpfel, Rauch, Birnen und Kaffeemehl.
Abgang: Karamell, Rauch, Fruchtmus, Zigarrenasche. Nicht komplett wild, aber auch nicht besonders ansprechend. Über die Länge wird er ziemlich trocken.
Fazit: Ich hab keine große Erinnerung an andere Cognacfinishes und der hier wird auch nicht im Gedächtnis bleiben. 82/100 Meine Tastingpartnerin sagt „nicht so viele Punkte“, wollte sich aber nicht festlegen.
Kilchoman 2014 Uniquely Islay Series – An Samhradh Calvados Finish
Dank der Änderung in den Gesetzen welche Casks für Scotch Single Malt verwendet werden dürfen ist es jetzt auch möglich Calvados Fässer zu verwenden. Das hat Kilchoman sich nicht zweimal sagen lassen. Aufgelegt 2021 in der ersten An Samhradh Uniquely Islay Serie. Er war sechs Jahr im Bourbon Cask und dann noch sieben Monate im Calvados Cask. 259 Flaschen mit 57,5% stehen im Buch. Link zur Whiskybase
Nase: Junge Torfnoten, bitter und mit Birne. Dazu etwsa Kuhstall, Pfeffer und grüne Äpfel. Außerdem Limette die leicht in Richtung Seife driftet.
Mund: Die klassische Pfefferschärfe von der jungen Fassstärke. Dazu kalter Rauch, Limettensaft, Seife und Apfeltee.
Abgang: Auch hier nochmal der Pfeffer, aber deutlich milder. Dann Seetang und Asche. Die Apfelnoten werden jetzt ziemlich trocken. Außerdem wieder Limette und leichte Seifenoten. Ein Honigsud fällt mir auch noch ein.
Fazit: Ich bin ein wenig hin und hergerissen. Der ist ganz solide. Der Alkohol und die Schärfe der Jugend sind knackig aber machbar. Insgesamt kein schlechtes Finish mit viel Raum für das Destillat. Aber mir ist die Seife zwischendurch einfach zu viel. 83/100
Kilchoman 2013 Uniquely Islay Series – An Samhradh Tequila Finish
Nicht nur Calvados-Reifung ist mittlerweile erlaubt, auch Tequila ist ok. Logisch, die großen Getränkekonzerne haben davon sicher ein paar rumliegen. Diese Bottling ist wieder aus der Serie An Samradh. Sieben Jahre gereift, wie lange das Finish war wissen wir wieder nicht. 246 Flaschen mit 54,5% kamen raus. Link zur Whiskybase
Nase: prickelnde Limonade unter einer Scgicht an maritimen und vegetalem Torf. Geht über in etwas Limette und trockene Seife, präsenter Alkohol, leichte Wachsnoten. Wenn man das Glas seitlich an die Nase führt kommt Zimt dazu.
Mund: Pfefferschärfe, Limette, Zitrone, etwas Zucker, darunter Rauch, Zimt, Vanille. Mezcal Shots on Steroids.
Abgang: uff, sehr viel Alkohol, lässt man ihn gut Schwung holen im Mund, dann geht es. Grassig, rauchig, viel Agave und viel Schnaps.
Fazit: ich mag den mehr als ich mir gewünscht habe. Aber der Alkohol ist bisweilen etwas too much. Wie häufig bei Tequila auch, oder? 84/100
Kilchoman 2016 Fino Sherry Matured
Zurück zu Dingen die schon länger “legal” sind. Fino Sherry Butts wurden zur Reifung dieser Batchabfüllung verwendet. Also weißer, trockener Sherry. Insgesamt wurden 10500 Flaschen gefüllt und Whisky aus 2014 und 2016 verwendet. Abgefüllt wurde mit 46% Trinkstärke. Link zu Whiskybase
Nase: Weich und süß – Moment mal, sollte der nicht trocken sein? Dezente Säure, etwas Käsekuchen mit Rosinen, Vanille, trockener Rauch und nochmal anderes Dörrobst. Jetzt sind wir beim Fino. Schön.
Mund: Er ist weiterhin recht rund. Keine Schärfe. Es kommt jetzt stärker Rauch durch. Mit etwas Speck. Außerdem ein Spritzer Limette.
Abgang: Es kommen angenehme Bitterstoffe, BBQ-Sauce, Kohle und Asche. Und auch wieder die Limette. Vermutlich manifestiert sich hier das Fino-Fass.
Fazit: Ein gelungenes Bottling, dass auch mit (oder wegen) der Trinkstärke Spaß macht. Da geht vielleicht auch mal ein zweiter oder dritter Dram. Schön! 86/100
Kilchoman 2012 Uniquely Islay Series – An Samhradh Madeira Finish
Es geht nochmal zurück zur Uniquely Islay aber wir bleiben bei den spanischen Fässern. Ein Madeira Finish mit insgesamt neun Jahren. Es ist laut Label sogar ein Vintage Madeira, also einer mit Jahreszahl. Das sollten typischerweise die besseren Madeiras sein. 247 Flaschen mit 55,2% wurden abgefüllt. Link zur Whiskybase
Nase: Sehr würzig bis alkoholisch. Das bläst mich erstmal weg. Dahinter Cocktailkirschen, Pfeffer und Kräuter. Zuckerguss auf Gebäck. Etwas Vanille.
Mund: Würzig und erdiger Torf, Lagerfeuer, Pfeffer und BBQ. Getrocknete Trauben, Blaubeeren und Brombeeren. Ok ich hab noch nie getrocknete Brombeeren gegessen aber ich denke ihr versteht was ich meine.
Abgang: Würzig und erdig. Seetang. Auch viel Eiche. Nur noch relativ wenig Frucht. Etwas Säure. Außerdem viel Kaffee und Schokolade.
Fazit: Schön. Die allerersten Momente waren allerdings anstrengend. Danach kann man viel Spaß haben. 86/100
Kilchoman 2012 Ruby Port Finish for Drankdojin “Lava”
Nicht der Boden ist Lava, sondern der Whisky. So zumindest das Label. Für den Spirituosenhändler Drankdojin in 255 Flaschen abgefüllt nach acht Jahre mit 55,5%. Als Fässer werden Bourbon und Ruby Port angegeben, ohne nähere Angabe zur Länge des Finish. Link zur Whiskybase
Nase: ausgelassener Lardo, Cassis, Vanille, Zimt, weißer Pfeffer, süßlicher Torf mit einem Hang zum Kuhstall, eine Apfelspalte
Mund: Beerengelee auf schwarz verkohltem Toast. Darüber Pfeffer und etwas Zitronensaft. Dunkle Schokolade auf gekochtem Schinken. Asche steigt auf.
Abgang: Gebackene Gartenfrüchte mit Kaffeekruste. Pumpernickel Crumble darüber und dann mit torfigem Whisky flambiert.
Fazit: Also zum einen kann ich die Lava irgendwie gut nachvollziehen, zumindest Schmecke ich Dinge die auch mit Feuer und dergleichen zu tun haben. Zum anderen ist das mal wieder einer der so richtig Hunger macht. Schönes Ding. 88/100
Experimente sind was Gutes
Und das meine ich mit vollem Ernst. Auch wenn mich hier nicht Vieles wirklich überzeugt hat. Aber so findet man raus wie der Whisky mit den anderen Fasstypen reagiert. Klar würde ich mich ärgern, wenn ich 100,- für das Cognac Finish bezahlt hätte. Aber dafür gibt es ja zum Glück die Möglichkeiten einzelne Drams zu probieren. Flaschenteilungen, Messen, etc. Was mich tatsächlich etwas gewundert hat: Das Tequila Finish war besser als ich es befürchtet habe. 😉
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Bilder: Titel: Eigene Anfertigung | Freundliche Überlassung der Whiskybase
Samples: Privat gekauft bei den Kilchomaniacs. Danke für die Möglichkeit!
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